Voerde. Dirk Haarmann, den die SPD am Sonntag einstimmig zu ihrem Bürgermeisterkandidaten kürte, empfahl sich in seiner Rede für weitere 15 Jahre.

Die Nominierung galt als reine Formsache – Sonntagmittag nun hat die SPD es amtlich gemacht: Die Sozialdemokraten schicken bei der Kommunalwahl am 13. September 2020 den amtierenden Verwaltungschef Dirk Haarmann ins Rennen. Der 52-Jährige wurde bei der öffentlichen Mitgliederversammlung in „De alde School“ in Löhnen in geheimer Abstimmung zum Bürgermeisterkandidaten gewählt. Von den 59 Mitgliedern, die bei der Versammlung ihr Votum abgaben, sprachen ihm alle ihr Vertrauen aus. Nach der einstimmigen Wahl erhoben sich die Genossen von ihren Sitzen, spendeten ihrem Bewerber um den Chefposten im Rathaus lang anhaltenden Applaus. Weitere Kandidaturen hatte es nicht gegeben.

Amtierender Verwaltungschef unternahm Rück- und Vorschau

Haarmann hatte sich zuvor mit einer Rück- und Vorschau für die erneute Wahl empfohlen. Beim Blick in die Vergangenheit erinnerte er an die zu Beginn seiner Amtszeit offenbar gewordene Schieflage der früheren Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe. Um Schaden von der Stadt abzuwenden (Kommunen seien bei den Sparkassen in der Haftung), habe man reagieren müssen. Mit Besonnenheit, Erfahrung und Überzeugungskraft seien die Dinge in die richtigen Bahnen gelenkt worden, bilanzierte Haarmann die am Ende erfolgte Fusion mit der Sparkasse Wesel-Hamminkeln-Schermbeck zur Niederrheinischen Sparkasse Rhein-Lippe (Nispa). Das Geldinstitut sei heute gut aufgestellt und „wesentlich besser im Markt“ positioniert, als es beide Häuser vorher alleine gewesen seien.

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Auch rief der Verwaltungschef die Sanierung der Sportanlage am Tannenbusch in Friedrichsfeld ins Gedächtnis. Die Stadt habe 3,6 Mio. Euro an Fördergeldern eingetrieben, habe so nur zehn Prozent an Eigenleistung aufbringen müssen. Der jahrelange Streit um den alten Plan, die Sportstätte in den Babcockwald zu verlegen, sei damit zur Zufriedenheit aller beigelegt, mehr als zehn Hektar Wald seien erhalten worden.

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Von Gerard Dombrowski

Zur Erinnerung: Es waren Grüne, WGV und Linke, die sich vor Haarmanns Amtsantritt lange vehement gegen die von SPD, CDU und FDP favorisierte Realisierung eines Sportparks im Babcockwald gewehrt hatten, der die Bezirksregierung am Ende die Genehmigung versagte. Schließlich lieferte ein zur richtigen Zeit aufgelegter Bundesförderwettbewerb Argumente, die bestehende Sportanlage doch zu sanieren. 2016 kam die positive Nachricht, dass die Stadt mit ihrer Bewerbung Erfolg hatte.

Bürgermeister bezeichnete Start der Stadtwerke als fulminant

Haarmann brachte das Jahr 2015 zur Sprache, als die Kommunen „ohne Rücksicht auf ihre Leistungsfähigkeit“ verpflichtet worden seien, viele Flüchtlinge aufzunehmen – für Voerde auch aus der gemeinsamen humanitären Verantwortung heraus eine Selbstverständlichkeit, der sich die Stadtverwaltung in enger Abstimmung mit der Politik gestellt habe. Man habe sehr besonnen ein Unterbringungskonzept entwickelt, ohne dass etwa Turnhallen hätten geschlossen werden müssen.

Als fulminant bezeichnete Haarmann den Start der Stadtwerke, mit deren strategischer Weiterentwicklung ein langfristig wirkender Beitrag zur Entlastung des Haushaltes geleistet werde. Auf dessen bisher „sehr erfolgreiche“ Sanierung durch Konsolidierungsmaßnahmen in Höhe von mehr als sieben Millionen Euro im Jahr sei er besonders stolz. Nur so gewinne die Kommune ihre Handlungsfähigkeit zurück.

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Zu den Herausforderungen in der Zukunft gehören für Haarmann die Entwicklung des alten Kraftwerksgeländes und des Stadtteils Möllen, der Bau des Kombibades oder Maßnahmen zum Klimaschutz – Letzteres „jenseits einer Verbotskultur“. Mit Hinweis auf die erste Klimademo in Voerde appellierte er: „Nehmt die jungen Menschen ernst, lasst sie uns mitnehmen.“

Dir Haarmann: „Mit Leib und Seele Voerder“

Der Verwaltungschef mahnte, sich vor den neuen Herausforderungen nicht Bange machen zu lassen, denn „Voerde bietet eine Menge an Chancen und Potenzialen“. Weil er mit Leib und Seele Voerder sei und seine Arbeit so liebe, trete er gerne wieder als Bürgermeister an. Dabei benannte der 52-Jährige ein Anforderungsprofil für den Chefposten im Rathaus und lieferte eine Beschreibung seiner selbst wohl gleich mit: Es brauche eine Person an der Spitze, die mit ruhiger Hand, Kompetenz und Wertschätzung allen gegenüber die Dinge in die richtige Richtung lenke.

Offenbar in Anspielung auf seinen Kontrahenten von der CDU, Frank Steenmanns, der seine Kandidatur als Bewerbung für den gesamten Zeitraum der 2020er Jahre verstehen wissen will, setzte Haarmann humorig eins drauf: „Ich habe richtig Bock auf die nächsten 15 Jahre als Voerder Bürgermeister – gerne auch 30, wenn die Altersgrenze weiter nach oben angepasst wird.“