Voerde. Die 16-Jährige aus Voerde liegt noch im Krankenhaus. Am Sonntag hat sie Geburtstag. Spendenaktion soll ihr den Rückweg ins Leben erleichtern.

Erinnern Sie sich noch an den Sturm am 18. Oktober? Als der Wind an diesem Tag auffrischt, geht Samina auf dem Reiterhof an der Grünstraße in Voerde zur Weide. Sie will die Pferde in den Stall bringen, damit ihnen nichts passiert. In genau dieser Sekunde reißt der Sturm eine Eiche um, die die 16-jährige Schülerin unter sich begräbt. Sie wird schwerst verletzt. Tage später kann die Polizei verkünden, dass die Jugendliche außer Lebensgefahr ist. Eigentlich eine gute Nachricht. Aber auch nur die halbe Wahrheit. Saminas Wirbelsäule ist zertrümmert. Sie wurde schon fünfmal operiert, liegt im Krankenhaus. Auch am Sonntag, 17. November – ihrem 17. Geburtstag. Die Ärzte können keine Prognose abgeben. Fest steht aber: Die Schülerin muss erst einmal im Rollstuhl sitzen. Christiane Nattkamp, eine Freundin der Familie, hat eine Spendenaktion für Samina ins Leben gerufen.

Bis zum 18. Oktober war die Welt in Ordnung

Samina liebt Pferde. Ihre innere Ruhe strahlt auf die Tiere ab, berichtet Mutter Sandra Grote der NRZ. Vor einem Jahr kommt Samina aus einer Reitbeteiligung zu einem eigenen Pony. Mit viel Geduld bändigt sie die etwas zickige Ponydame „Lea“ , gibt nie auf. „Was sie nicht wusste, hat sie sich angelesen oder erfragt“, erzählt die Mutter. Ist Saminas Pony krank, übernachtet sie im Stall. Gerade hat sie mit „Lea“ das Springen begonnen, im kommenden Jahr will sie die Dressur-Kür reiten. Auf der Gesamtschule Hünxe hat Samina die zehnte Klasse beendet. Das Foto der Abschlussfeier zeigt sie in einem schönen Kleid. Jetzt soll es ans Abi gehen. Danach: Pferde! Auf jeden Fall will Samina den Trainerschein machen, vielleicht zur Reiterstaffel der Polizei.

Samina und Ponydame „Lea“.
Samina und Ponydame „Lea“. © Pr | Privat

Eine Sekunde, die ihr Leben verändern kann

Und dann kommt die eine Sekunde, „die ihr ganzes Leben ändern kann“, sagt Sandra Grote. Die Feuerwehr muss Samina mit einem Hebekissen von dem tonnenschweren Baum befreien. Der Rettungshubschrauber bringt sie in die Klinik, sie wird bis nachts notoperiert. Ein Wirbel ist zertrümmert, die anderen haben Berstungsfrakturen. Stangen halten bis vergangenen Montag die Wirbelsäule – dann wird ein künstlicher Wirbel eingesetzt. Die schwerste Operation bislang.

Außerdem hat Samina Brüche am Fuß, am Arm, die fünf gebrochenen Rippen „hat sie kaum bemerkt, so schlimm war der Rest.“ Ihr linkes Bein schmerzt, sie kann eine Hand nicht bewegen. Ihre Mutter zeigt Bilder: Saminas halber Körper wird von Stangen fixiert, sie kann seit dem Unglück nur liegen. Wird sie wieder laufen, reiten können? Eineinhalb bis zwei Jahre wird es dauern, bis feststeht, was behoben werden kann und was bleibt, sagt die Mutter.

Freundin: „Es fehlt an allem“

Sandra Grote pendelt seit dem Unglück mehrmals täglich zwischen der Unfallklinik und ihrem Zuhause in Möllen. Ihre Stelle musste sie aufgeben um bei ihrer Tochter sein zu können. Zuhause warten noch Saminas Brüder, elf und 15 Jahre alt. „Ich funktioniere nur noch“, sagt sie. Für ihre Tochter will sie stark sein.

„Es fehlt gerade an allem“ sagt Christiane Nattkamp. An Zeit, an Geld – für Benzin, für einen Elektrorollstuhl – die Kasse zahlt offenbar nur drei Monate, den normalen wird Samina mit einer Hand nicht bewegen können – für einen Wagen, in den der Rolli passt, für das Haus, eventuelle Umbauten. Eigentlich ist der Mietvertrag gekündigt, „die Miete ist zu teuer“, so Sandra Grote. Allerdings wäre der ebenerdige Bungalow gerade jetzt optimal. Der Umzug wurde verschoben. Wenn Samina nach Hause kommt, soll es ihr Zuhause sein.

Und dann geht es ja auch noch um Saminas Seele. Wie geht es weiter? Die 16-Jährige ist tapfer. Die Zügel, hat sie gesagt, könne sie auf jeden Fall schon halten – trotz der Probleme mit der Hand. Am Sonntag wird Geburtstag gefeiert. So weit das im Krankenhaus geht. Vielleicht kann Samina dann schon wieder sitzen. Das wäre ein Geschenk.

Spendenaktion für Samina

Christiane Nattkamp hat eine Spendenaktion für Samina ins Leben gerufen. Die Ärzte würden alles tun, „in der Hoffnung, ihr noch junges Leben mit gerade einmal 16 Jahren lebenswert zu erhalten.“ Sie selbst möchte mit der Aktion „einen Beitrag leisten, der Mutter zumindest ein finanzielles Problem abzunehmen“, schreibt sie. Samina könne an ihrem Geburtstag „kein rauschendes Fest wie andere 17-Jährige feiern. Stattdessen liegt sie mit starken Schmerzen durch einen Schicksalsschlag im Krankenhaus und kann sich noch nicht einmal bewegen. Bitte helfen Sie mit, Samina einen schönen Geburtstag und ein relativ sorgenfreies Leben zu ermöglichen.“

Die Spendenaktion ist unter www.betterplace.me/wir-helfen-samina zu finden. Der Spendenbeitrag (auch für Betterplace) ist frei wählbar. Bei der Volksbank Rhein-Lippe gibt es ein Spendenkonto: DE 09356605991006827019 (Inhaber Samina Grote).