Voerde. Im Planungs- und Umweltausschuss der Stadt Voerde wurden drei Varianten für die zukünftige Nutzung des Kraftwerksgeländes in Möllen vorgestellt.
In den großen Sitzungssaal hatte man die Sitzung des Planungs- und Umweltausschuss der Stadt verlegt, wohl auch, weil zahlreiche Bürger gekommen waren. Vor allem wohl, um sich darüber zu informieren, wie es mit dem Gelände des Steag-Kraftwerks Voerde weitergehen soll. Marc Lucas Schulten vom Planungsbüro Schulten Stadt- und Raumentwicklung in Dortmund, stellte erste Projektideen vor.
„Das sind erste Überlegungen und nichts Abschließendes“, stellte der Planer klar. Diverse Ideen hatte man schon im Vorfeld ausgeschlossen, wie etwa die Einrichtung eines Landschaftsparks oder das einfache Stehenlassen der auf der Fläche befindlichen Kraftwerksbauten.
Die erste Idee: ein Gewerbe- und Wissenschaftspark
Am Ende sind drei Visionen für die zukünftige Nutzung übrig geblieben. Die erste Idee ist auf der Fläche einen „RheinCampus“ einzurichten, einen Gewerbe- und Wissenschaftspark mit einem Klimaneutralen Mischgebiet.
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„Dafür braucht man allerdings einen sehr langen Atem und man bräuchte eine besondere Ankeransiedlung“, erklärte Marc Lucas Schulten. Zudem wäre eine Umsetzung dieses Planes mit der Vorgabe, hier eine Kooperationsfläche zu schaffen, nur schwer umsetzbar.
Die zweite Idee: ein Standort für innovative Energiegewinnung und Energiespeicherung
Die zweite Idee war an der Stelle einen „SmartEnergyHub“ zu schaffen und das Gelände zu einem Standort für innovative Energiegewinnung und Energiespeicherung zu entwickeln und damit die bestehende Strominfrastruktur auszunutzen.
Zudem könnten hier auch energieintensive Unternehmen angesiedelt werden. „Nichts davon hat bisher Marktreife und es stellt sich die Frage, ob da Interesse besteht, so einen Standort zu fördern“, erklärte der Planer die Problematik dieser Variante.
Die dritte Idee: ein emissionsarmer Logistikstandort
Die dritte Möglichkeit wäre, die vor Ort vorhandene Verkehrsinfrastruktur mit dem direkten Zugang zum Rhein und der Anbindung ans Schienennetz zu nutzen. Als „SilkPort Möllen“ stellte Marc Lucas Schulten diese Variante vor, bei dem das Gelände zu einem emissionsarmen Logistikstandort werden könnte.
Das Problem hierbei: Es müsste sich eine Logistik-Ankeransiedlung finden, die nicht die Straße als Hauptverkehrsader nutzt.
Alle Vorschläge sehen Anbindung des Stadtteils Möllen an das Rheinufer vor
Allen drei Vorschlägen liegt dabei ein grundlegender Plan zu Grunde, der eine Anbindung des Stadtteils Möllen an das Rheinufer über einen grünen Streifen in der Mitte vorsieht. Für die weitere Prüfung ist eine Kombination der drei Modelle vorgesehen, wobei die Fragen für die einzelnen Varianten weiter geprüft werden sollen. Wenn alles nach Plan läuft, könnte man Anfang 2022 damit beginnen, ein Projekt auf der Fläche zu entwickeln. „Wir sind sehr überrascht und ich habe das Gefühl, wir sind da schon sehr weit“, sagte Ulrich Neßbach (SPD), Vorsitzender des Ausschusses zu den Plänen.
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Gesprächsbedarf gab es zwischen der Politik auf der einen und Thomas Becker, dem Geschäftsführer der Steag Kraftwerks-Grundstücksgesellschaft als Vertreter der Eigentümer, auf der anderen Seite. „Nachnutzer haben nur ein Interesse, wenn sie wissen, was auf der Fläche geschehen kann“, sagte Thomas Becker. „Wir wollen schauen, wie hier die Grundstimmung ist.“ CDU-Fraktionschef Ingo Hülser merkte an, dass alle drei Varianten dazu geeignet seien, dass die Politik dort mitziehen kann – aber für Entscheidungen bräuchte es konkrete Pläne. „Wir wären schlecht beraten, wenn wir da gegen die Interessen der Bevölkerung arbeiten würden“, sagte er.
Bürgermeister lobt Bereitschaft, betont aber bevorstehenden Schwierigkeiten
Bürgermeister Dirk Haarmann lobte die Bereitschaft der Grundstückseigentümer RWE und Steag, die Öffentlichkeit schon früh in die Planung mit einzubeziehen. Er bezeichnete das Gelände als „hochinteressante Fläche“ und begrüßte die Bereitschaft, auch Investorenmodelle für die zukünftige Entwicklung zuzulassen.
Allerdings betonte der erste Bürger der Stadt auch die noch bevorstehenden Schwierigkeiten. Zum einen sei noch nicht klar, wie sich der Regionalplan des RVR entwickelt. Zum anderen wäre für die vorgesehene Kooperationsfläche eine Ankeransiedlung eines Gewerbebetriebes mit mindestens zehn Hektar Grundstücksfläche nötig.