Dinslaken/Voerde. Zwei Tage vor der Tat war der mutmaßliche Täter in Oberlohberg, berichtet ein Bürger. Er habe leicht verwirrt gewirkt und wollte nach Hause.
Der mutmaßliche Mörder vom Bahnhof Voerde soll zwei Tage vor der Tat in Dinslaken gewesen sein. Das berichtet uns ein Bürger (Name ist der Redaktion bekannt). Jackson B. habe am Donnerstagabend in Oberlohberg vor seiner Tür gestanden und durch die Scheibe geschaut.
Der Dinslakener habe sich an dem Abend länger mit dem mutmaßlichen Täter unterhalten – und ihn nach Brünen und dann nach Voerde, zu einem Bruder, gefahren. Um ihn aus seinem Wohnviertel zu bekommen. Und auch ein wenig aus Mitgefühl.
„Er war in schlechter physischer und psychischer Verfassung“
Es war eine ungewöhnliche Situation an dem Donnerstag, 18. Juli, in Oberlohberg. Eine Nachbarin habe einen jungen Mann in Jogginganzug, Käppi und weißen Turnschuhen bemerkt, der durch das Viertel ging. „Er war in schlechter physischer und psychischer Verfassung“, sagt der Dinslakener heute, sei „ganz mühsam“ gegangen, habe bei jedem Schritt gestöhnt. Das sei ein Dauerzustand, habe der 28-Jährige später gesagt.
Was er denn in der Gegend wolle, habe er ihn gefragt. Und keine richtige Antwort bekommen. „Er wusste auch nicht wirklich, wie er da hin gekommen ist. Er ist offenbar gelaufen, hat die Nacht zuvor irgendwo in Wesel übernachtet“, so der Dinslakener.
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Er sei „ein ganz harmloser Mann“, habe Jackson B. versichert
Der junge Mann habe auf ihn leicht verwirrt gewirkt. Davon abgesehen habe er gepflegt ausgesehen, ihn höflich in akzentfreiem Deutsch begrüßt, sich als Jackson vorgestellt. Er habe erzählt, dass er 28 Jahre alt sei und auf Verlangen den Inhalt seiner Tasche gezeigt: eine leere Wasserflasche, ein paar Kekse, Papiere, ein Handy ohne Guthaben, Schlüssel.
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„Ich muss nach Hause“, habe er gesagt und dass er Hunger und Durst habe. Auch, dass er „ein ganz harmloser Mann“ sei habe Jackson ungefragt versichert, als er erzählte, dass er anderswo vergeblich um Wasser gebeten habe. „Ich war vorsichtig, wusste ja nicht, was er hier vorhatte, aber er tat mir in dem Augenblick auch ein wenig leid,“ so der Dinslakener.
Bruder sprach am Telefon von „Kopfproblemen“
Der junge Mann habe sich an einer Bushaltestelle in der Nähe ausruhen und dort übernachten wollen. „Ich wusste nicht, was passiert, wenn ein durstiger und hungriger Mann versucht, sich etwas zu essen und zu trinken zu besorgen. Etliche Häuser stehen alleine, viele sind von älteren Leuten bewohnt“, so der Dinslakener.
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Ob er jemanden habe, den er anrufen könne, fragte er den Unbekannten – oder ob die Polizei helfen solle. Der Dinslakener rief schließlich mit dem Handy einer Nachbarin einen Bruder von Jackson an. Der berichtete, dass sein Bruder ein „Kopfproblem“ habe und bat „sehr höflich“, ob Jackson nach Brünen gebracht werden könne, er selber sei nicht mobil, die Kinder bereits im Bett.
Die Haustür ließ sich nicht öffnen
Weil er gesehen hatte, was in der Tasche war und der junge Mann „zugänglich“ wirkte, „habe ich die Sorge, dass uns etwas passieren könnte, etwas verdrängt“: Eine Nachbarin und der Dinslakener fuhren den jungen Mann gemeinsam nach Brünen. Dort habe dieser versucht, die Haustür zu öffnen.
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Keiner der drei Schlüssel passte. „Er konnte mit seinen Händen kaum greifen, die waren irgendwie deformiert“, so der Dinslakener, der selbst versuchte, die Tür zu öffnen. Möglicherweise sei das Schloss ausgewechselt worden, mutmaßte der erneut angerufene Bruder. Schließlich brachten sie den Mann zu ihm nach Voerde.
„Ich war geschockt“
Am Wochenende hörte der Dinslakener von der entsetzlichen Bluttat in Voerde, sah das Bild des Mannes im Internet, der die 34-Jährige Mutter aus Voerde vor den Zug gestoßen haben soll, und ein Bild des Hauses, das sie gemeinsam versucht haben, zu öffnen. „Ich war geschockt.“ Es handele sich hundertprozentig um den Mann, der in Oberlohberg war.
Polizei: Jackson B. war bei Tat nicht betrunken
Der 28-Jährige sitzt nun in Duisburg-Hamborn in Haft. Eine physische Beeinträchtigung ist der Polizei bislang nicht aufgefallen. „Er bewegt sich bei uns relativ normal“, so Jacqueline Grahl, Sprecherin der Polizei Duisburg – was den Dinslakener sehr irritiert. Alkohol habe Jackson B. während der Tat nicht im Blut gehabt, das Drogenscreening stehe noch aus. Ebenso wie die psychiatrische Untersuchung.
Ergänzung: Am Montag gab der Duisburger Staatsanwalt Alexander Bayer erste Informationen zur Drogen-Untersuchung bekannt. Demnach gäbe es beim Tatverdächtigen Hinweise auf Kokain-Konsum.