Dinslaken. . Wie die Stadtwerke mitteilten, wird das Freibad Hiesfeld nicht gebaut. Instabile Bodenverhältnisse gewährleisten keinen dauerhaften Betrieb.

Die Einladung zur Pressekonferenz kam am Freitag kurzfristig, die Nachricht hatte es in sich: Das Freibad in Hiesfeld wird nicht gebaut. Drei unabhängige Gutachten – geologische sowie ein hydrologisches – seien in Auftrag gegeben worden, sagte Josef Kremer, Geschäftsführer der Stadtwerke.

Das Ergebnis: Die Bodenverhältnisse sind „so instabil, dass der dauerhafte Betrieb eines Freibades nicht zu gewährleisten ist.“ Die geplanten Kosten, die zunächst bei 3,1 Millionen Euro lagen, waren nach den letzten Planungen aber auf 7,7 Millionen Euro angestiegen, um überhaupt eine Standfestigkeit möglich zu machen.

Schwierige Bodenverhältnisse schon lange Thema

Wenn dies investiert würde, müsse das Badevergnügen dauerhaft gewährleistet sein, so Kremer. Am Freitag hatten die Aufsichtsräte der Dinslakener Bäder GmbH sowie die Stadtwerke jeweils getagt und sich mit dem Thema beschäftigt. Es wurde empfohlen von der Fortführung des Projekts Abstand zu nehmen. Man entschied sich, dieser Auffassung zu folgen.

Die schwierigen Bodenverhältnisse am Standort Hiesfeld sind schon lange ein Thema. Das jetzige Becken wurde im Jahr 1982 in das alte Schwimmbecken von 1924 eingebaut – der Grund: Risse im alten Bestand. Wie die Stadtwerke mitteilten, sollten sogenannte Rüttelstopfsäulen für das neue Becken daher in den Boden getrieben und das Becken auf einer aufgelegten Bodenplatte errichtet werden.

Senkungen sind nicht auszuschließen

Doch die Gutachten, die im Zuge dieser Planungen beauftragt wurden, zeigten, dass Senkungen trotz allem nicht auszuschließen seien. Bei einer Schiefstellung des Beckens von nur wenigen Millimetern könne es zu einem Abriss des Schwallwassers in die umlaufende Rinne kommen. Die Desinfektion des Wassers sei dann nicht gewährleistet, das Schwimmbecken könne nicht weiter betrieben werden. Josef Kremer charakterisierte den Standort des Freibades als „Moorlandschaft“. „Ich persönlich würde dort nichts mehr hinbauen.“

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Dabei war es ein langer Weg, bis entschieden wurde, dass am Standort Hiesfeld überhaupt neu gebaut werden sollte. Aufgrund einer defekten Filteranlage wurde das Freibad in Hiesfeld 2016 außer Betrieb genommen. Der Rat entschied sich für eine Sanierung des Freibades. Daraufhin strengten zunächst die Schwimmvereine in Dinslaken ein Bürgerbegehren an, sie wollten eine Stärkung des Dinamare als „Schwimmzentrum“ herbeiführen.

Dinamare: Erneuter Kostenanstieg konjunkturbedingt

Der Freibadverein Hiesfeld reagierte, weil die Sorge bestand, dass die Sanierung des Freibades damit hinten über falle. Es folgte der Bäderkompromiss: Im Juli 2017 wurde entschieden, dass das Dinamare erweitert und das Freibad Hiesfeld saniert werden soll. Derweil seien die Kosten für die Erweiterung des Dinamare ebenfalls angestiegen – zuletzt lagen sie hier noch bei 10,2 Millionen Euro, aktuell liegen sie laut Josef Kremer bei 13,3 Millionen Euro. Dies ist die zweite Kostensteigerung für den Umbau. Der erneute Kostenanstieg sei konjunkturbedingt, erläuterte Josef Kremer.

Nach langem Ringen um einen Bäderkompromiss in Dinslaken ist das Aus für das vom Rat beschlossene Bäderkonzept laut Bürgermeister Dr. Michael Heidinger ein „absoluter Rückschlag“. Mit der Entwicklung sei aber die Grenze des Verantwortbaren überschritten. Die Politik wurde informiert – es solle zeitnah eine Sondersitzung des Sportausschusses geben – auch der Freibadverein wurde unterrichtet.

Thomas Giezek: Thema Freibad noch nicht abgeschlossen

Dessen Vorsitzender Thomas Giezek ließ auf NRZ-Anfrage verlauten, dass man die Neuigkeit „erstmal zur Kenntnis genommen“ habe. Er verwies auf die Mitgliederversammlung am 11. März, da sollten Bürgermeister und Stadtwerke alles nochmal erklären, denn bei den Mitgliedern seien noch viele Fragen offen. Er stellte fest: „Wir haben noch nicht mit dem Thema Freibad abgeschlossen.“

Erste Reaktionen:

Gerd Baßfeld (Die Linke) sprach nach der neusten Entwicklung von einem „dicken Hammer“. Man fühle sich hintergangen, auch vom Bürgermeister. „Wir sind weiter dafür, dass das Freibad kommt – wir werden das nicht hinnehmen.“

„Wir bedauern angesichts der Anzahl der Menschen, die ertrinken, immer, wenn ein Schwimmbad nicht gebaut werden kann“, sagt Norbert Bruckermann, Sprecher des ehemaligen Bürgerbegehrens der Schwimmvereine pro Dinamare. Allerdings wären Gesamtkosten von rund 20 Millionen Euro für beide Schwimmbäder auch eine stolze Summe.

  • Die Stellungnahmen der Gutachter und des Planungsbüros werden in der kommenden Woche hier zum Download zur Verfügung stehen: www.stadtwerke-dinslaken.de