Hünxe. Bei der zweiten Info-Veranstaltung zum Wolfsgebiet Schermbeck in der Aula der Gesamtschule Hünxe kündigt das Lanuv mehr Unterstützung an.

Die Stimmung ist aufgeheizt. In der Mitte der Aula der Hünxer Gesamtschule richtet nun Jürgen Höchst, erster Vorsitzender des Gahlener Heimatvereins in Schermbeck, eine Frage an alle: „Ist es überhaupt sinnvoll, Wölfe in ein dicht besiedeltes Bundesland wie Nordrhein-Westfalen zu lassen?“

Etliche Wolfsgegner applaudieren lautstark, aber viele Zuhörer äußern auch ihr Unverständnis. Sofort entgegnet Dr. Ingrid Hucht-Ciorga, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in NRW (Lanuv): „Der Wolf steht hier unter Artenschutz.“

Lanuv versprach mehr Unterstützung

Sie und weitere Zuständige des Lanuv haben am Mittwochabend auf einer Bürgerversammlung zum zweiten Mal über das Wolfsgebiet Schermbeck informiert. Weit mehr als 300 Menschen waren gekommen, unter ihnen viele Nutztierhalter, denen das Lanuv künftig mehr Unterstützung versprach. So sollen die Materialkosten für die spezifischen Wolfschutzzäune nicht wie bisher zu 80 Prozent, sondern komplett übernommen werden.

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Doch forderten viele Nutztierhalter, dass auch die Arbeitsleistung berücksichtigt werden müsse. Nur das Aufstellen der Zäune könne laut Lanuv wegen der EU-Richtlinie weiterhin nicht erstattet werden. Aber man werde sich darum weiter bemühen. Dagegen kündigte das Lanuv als weitere Maßnahmen an, die Anschaffung von Herdenschutzhunden voll finanzieren und den Katalog der Tierarten ausweiten zu wollen, die geschützt werden müssen. Bislang erhalten zum Beispiel Züchter von Alpakas keine Hilfe. Zudem werde eine Pufferzone rund um das Wolfsgebiet Schermbeck geprüft, auch in diesem Areal sollen dann Präventionsmaßnahmen finanziert werden.

Schadensfälle nach Maßnahmen deutlich zurückgegangen

Über die Schutzmaßnahmen und Gefahr der standorttreuen Wölfin mit der Kennung GW954f klärte auch Matthias Kaiser, Leitung des Artenschutzes beim Lanuv, auf: „Ich möchte Werbung machen für die Wirksamkeit der Maßnahmen“, sagte er kurz vor der Veranstaltung. Doch einen hundertprozentigen Schutz vor Wölfen könne es nicht geben. Elektrifizierte Zäune mit Untergrabungsschutz hält er für sinnvoll, denn: „90 bis 95 Prozent der Wölfe kommen unter den Zäunen durch.“

Die dokumentierten Fälle – wie in Sachsen – erbringen laut Kaiser diesen Nachweis und zeigen, dass die Schadensfälle nach den Maßnahmen deutlich zurückgegangen sind. Viele Nutztierhalter, dazu zählen Schäfer und Pferdebesitzer, sorgen sich, auch Landwirt Hartmut Neuenhoff aus Schermbeck, der Angst um seine Rinderherde hat: „Die Wölfin hat die Herde aufgescheucht, jetzt komme ich nicht mehr in die Nähe der Tiere, sie sind traumatisiert“, erklärte er auf dem Weg zur Bürgerversammlung.

Auch Privatpersonen haben Angst vor Wölfin

Aber nicht nur die Ängste der Nutztierhalter waren Thema in Hünxe, sondern auch die der Privatpersonen. Der Schermbecker Wolfgang Meister hat zum Beispiel Angst, im Wald spazieren zu gehen und künftig „alle Nase lang einem Wolf zu begegnen“. Das entkräftigte Ingrid Hucht-Ciorga, die auch im Fachbereich Artenschutz tätig ist: „Das lässt der biologische Mechanismus nicht zu. Selbst wenn irgendwann ein Wolf und die Wölfin Jungtiere bekommen, suchen diese sich dann neue Territorien. Oder die Rudel vertreiben sich auch gegenseitig.“

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Eine Lanze für den Wolf brach der Hünxer Holger Jaensch, der einem Wolf in Berlin begegnete, als er auf einem Hochsitz saß: „Privatpersonen haben vor dem Wolf nichts zu befürchten.“ Der Wolf sei ein vorsichtiges und scheues Tier, er halte nichts von der Panikmache. Diese Aussage wurde ebenfalls mit Applaus bedacht.

Weitere Informationen und Nachweise zum Wolf

  • Eine Webseite zum Wolf hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) Nordrhein-Westfalen eingerichtet. Auf wolf.nrw gibt es aktuelle Meldungen, Hilfestellungen für Weidetierhalter und mehr zu den Fördermaßnahmen.
  • Außerdem finden sich dort alle Nachweise zum Wolf. Das Lanuv ruft dazu auf, jede Sichtung zu melden telefonisch an Werktagen unter 02361-305-0, am Wochenende und außerhalb der Geschäftszeiten unter 0201-714488 oder per Mail an wolf_nrw@lanuv.nrw.de.