Dinslaken. . Cesare Siglarski und Tobias Reinartz haben eigene Kulturveranstaltungen initiiert, Stephanie Majer ist als Poetry-Slammerin unterwegs.

Auf dem Weg durch die Innenstadt erinnern sich Cesare Siglarski (29), Tobias Reinartz (31) und Stephanie Majer (31) an beliebte Treffpunkte zu Schulzeiten: den Irish Pub, das ehemalige Café Zentral, den Imbiss, an dem es zur späten Uhrzeit noch Döner gab. Am „Hotel KSL“ wirft Tobias Reinartz einen Blick durch die Fensterscheiben – die auf den Boden gemalten Ameisen sind zu sehen. „Hier hatten wir auch mal einen Poetry Slam“, erzählt er. Auch ein Zeichen dafür, wie vernetzt die Kulturszene ist.

Cesare Siglarski (Musik), Stephanie Majer und Tobias Reinartz (Poetry Slam) gehören dazu – sie kommen gebürtig aus Dinslaken und sind hier aufgewachsen. Seither ist ein bisschen Zeit vergangenen, doch mit der Stadt Dinslaken sind sie noch immer eng verbunden. Auch, weil es ihnen darum geht, lokale Kultur mitzugestalten, indem sie selbst organisieren und aktiv mitwirken. „In Dinslaken gibt es da relativ viel, auch weil sich viele Leute hier engagieren und es im Vergleich zu anderen Städten keine Konkurrenzsituation gibt“, sagt Cesare Siglarski.

Zu Studienzeiten Ideen bekommen

Zehn Jahre alt sei er gewesen, als er mit Gitarrenunterricht begann, sagt er. „Mit 16 Jahren hatte ich dann keine Lust mehr auf feste Termine.“ Weiter ging es mit Bandproben in den Räumen der Kuka, er lernte auch zu Studienzeiten die Kneipenszene mit Live-Musik zu schätzen und begann allmählich Lounges in Dinslaken zu organisieren, zunächst im Ulcus, dann rief er 2015 die Acoustic Lounge am Tenderingssee ins Leben.

Musikerin Julika Elizabeth bei der Acoustic Lounge am Tenderingsee. Die Veranstaltung hat Cesare Siglarski ins Leben gerufen.
Musikerin Julika Elizabeth bei der Acoustic Lounge am Tenderingsee. Die Veranstaltung hat Cesare Siglarski ins Leben gerufen. © Lars Fröhlich

Ebenfalls verstärkt zu Studienzeiten ist Tobias Reinartz in die Poetry-Slam-Szene eingetaucht – in Essen. Obwohl, seinen allerersten Slam-Auftritt hatte er schon Jahre zuvor in Dinslaken, kurz nach seinem Abitur, im Ulcus, „da durfte ich mitmachen und bin gegen die Lokalmatadoren kläglich gescheitert“, erinnert Reinartz sich und lacht. Trotzdem: „Eine schöne Erfahrung“, sagt er rückblickend.

Einfacher Einstieg in den Poetry Slam

Denn geschrieben hat er schon zu Schulzeiten gerne. 2016 trat er dann mit der Idee an das städtische Kulturamt heran, den Dinslakener Poetry Slam zu reaktivieren. Im Dachstudio habe man ihm direkt vier Termine zugesagt, denn das habe zunächst etwas Anlaufzeit benötigt, erinnert er sich. Mit der Unterstützung vor Ort war er zufrieden: „In Dinslaken sind die Menschen offen, du muss nur selbst aktiv werden.“

Stephanie Majer ist seit vergangenem Jahr als Slammerin unterwegs - vor allem in NRW, aber auch in Zürich oder Hamburg.
Stephanie Majer ist seit vergangenem Jahr als Slammerin unterwegs - vor allem in NRW, aber auch in Zürich oder Hamburg. © Kempken

Eine lokale Slammerin ist seit vergangenem Jahr die 31-jährige Stephanie Majer. „Ich war viel als Zuschauerin dabei und von der Atmosphäre immer fasziniert.“ Die Worte zum Schreiben hatte sie sowieso schon im Kopf, es brauchte einfach noch eine Ermutigung, „zack habe ich auf der Bühne gestanden“. Für die Chemie-Laborantin ist es ein kreativer Ausgleich, und „eine Wundertüte“, ihr gefällt die Freiheit auf der Bühne. Der Einstieg sei leicht, es gebe keine Hürden, es müsse nur der eigene Text sein, so Reinartz.

Jüngere Menschen gehen nicht mehr klassisch auf die Bühne

„Früher wollten alle jungen Bands auftreten“, sagt Siglarski, heute sei es hingegen schwieriger, junge Menschen für Auftritte zu gewinnen. Vielleicht wegen des medialen Zeitalters, überlegt er. Statt klassischer Auftritte, benutzten junge Menschen verstärkt YouTube als Plattform, um Videos hochzuladen. Und: Auch der offene Ganztag beeinflusse das Hobby, weiß er von Musiklehrern.

Als selbstständiger Sänger und Gitarrist ist Cesare Siglarski viel unterwegs, vergangene Woche war er noch in Griechenland, an diesem Wochenende ist er bei Auftritten in der Region. Stephanie Majer wohnt zwar aktuell in Walsum, fühlt sich aber als Dinslakenerin und hofft, perspektivisch wieder den Sprung über die Stadtgrenze zu machen. Tobias Reinartz ist ebenfalls viel unterwegs, organisiert noch einen Poetry Slam in Gelsenkirchen. Ihm gefällt es, die Leute mit seinen Texten zu unterhalten. Die Moderation? Das mache er auch, um das kulturelle Bild in Dinslaken mitzugestalten.

>>>Termine: Poetry Slam und Acoustic Lounge

Der nächste Poetry Slam im Dachstudio ist am Freitag, 2. November. Am Donnerstag, 15. November, ist die nächste Winterausgabe der Acoustic Lounge ebenfalls im Dachstudio.

Mit dieser Folge zu jungen Künstlern beenden wir unsere Serie mit dem Titel #wasgeht, in der wir uns mit Themen rund um junge Menschen in Dinslaken, Voerde und Hünxe beschäftigt haben.