Dinslaken. . Zweite Gesamtschule hätte den Umzug der Real- und Althoff-Schule zur Folge, so die Eltern. 1000 Kinder würden zu „Wander-Nomaden über Jahre“
Die Schulpflegschaftsvorsitzenden von Real- und Sekundar-Schule erwägen ein Bürgerbegehren – sollte die Politik in diesem Jahr beschließen, dass in Dinslaken eine zweite Gesamtschule gegründet wird.
Wie Bianca Bruckermann, Vorsitzende der Schulpflegschaft an der Realschule im Gustav-Heinemann-Schulzentrum (GHZ), und Dirk Liebert, Vorsitzender der Schulpflegschaft Friedrich-Althoff-Schule (FAS), in einem gemeinsamen Brief, der der NRZ vorliegt, an die Mitglieder des Stadtrates schreiben, würden sie im Falle einer solchen Entscheidung, die „aus den etwa 1000 Kindern unserer Schulen Opfer der Dinslakener Bildungspolitik und Wander-Nomaden über Jahre macht, (...) mit allen demokratischen Mitteln dagegen ankämpfen“. Wie die beiden Elternvertreter gegenüber der NRZ ausführen, „möchten wir ein weiteres Bürgerbegehren nicht ausschließen“.
Befragung läuft bis 14. September
Auslöser für das Schreiben an Politik und die Öffentlichkeit ist die währende Schuldiskussion, in deren Rahmen aktuell und noch bis zum 14. September eine Befragung der Eltern aller Zweit- bis Viertklässler stattfindet. Die Fragestellung darin lautet „An welcher Schule würden Sie Ihr Kind im Falle der Auflösung der Friedrich-Althoff-Sekundarschule am Volkspark wahrscheinlich anmelden?“ – geht also von der Schließung der FAS aus. Zu der Befragung informiert die Verwaltung in Form von Sozialdezernentin Christa Jahnke-Horstmann die betroffen Grundschuleltern aktuell bei Informationsabenden an ihrer jeweiligen Schule unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Wie die Elternvertreter Bruckermann und Liebert schreiben, hätten sie über Grundschuleltern erfahren, dass die Dezernentin bei den Abenden die Information verbreite, dass im Fall einer Gesamtschul-Neugründung in Hiesfeld diese Schule direkt am GHZ starten, die Realschule an den Standort am Volkspark umziehen und die Sekundarschüler von dort wiederum zum GHZ umziehen und Jahr für Jahr beim Auslauf mehr Platz für die neuen Gesamtschüler machen würden.
Kritik: Kein Ratsvertreter hat sich mit Elternvertretern der Schule unterhalten
„Man fragt sich allen Ernstes, was in Köpfen, die sich so etwas ausdenken, vorgeht“, schreiben die Elternvertreter in dem Brief an die Mitglieder des Stadtrates. „Mit uns Vorsitzenden der betroffenen Schulen wurde bisher kein Wort darüber gesprochen – während völlig Unbeteiligten (Grundschul-Eltern) dies bereits als Tatsache verkauft wird.“
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In den Ausführungen an die Presse kritisiert Bianca Bruckermann zudem die Dinslakener Politiker. „Während der ganzen Zeit, in der über die zukünftige Schullandschaft in Dinslaken debattiert wird, hat kein Ratsvertreter es für nötig gehalten, sich einmal mit den Elternvertretern unserer Schulen zu unterhalten und es sollte mich stark überraschen, wenn dies bei den anderen weiterführenden Schulen in Dinslaken anders gewesen wäre.“ Auf den Gedanken, direkt mit den Betroffenen – „also den Schülern selbst“ – zu sprechen, sei „erst recht niemand gekommen“.
Die politischen Entscheidungsträger, so Bruckermann, „verstecken sich lieber hinter Gutachtern und Umfragen – denen man dann (wie im aktuellen Fall bei der Sekundarschule) die Schuld in die Schuhe schieben kann“.
Stellungnahme der Stadt: "Offene Information bei Elternbefragung"
Die Stadtverwaltung hat sich gestern zu der gemeinsamen Erklärung der Schulpflegschaftsvorsitzenden von Friedrich-Althoff-Sekundarschule und GHZ-Realschule geäußert. In einer schriftlichen Erklärung betont Stadtsprecher Thomas Pieperhoff, dass es sich bei den laufenden Informationsveranstaltungen – anders als von Bianca Bruckermann und Dirk Liebert bezeichnet – nicht um „Top-Secret“-Veranstaltungen handele.
Dort würden einige hundert betroffene Eltern der Klassen 2 bis 4 an den zehn Grundschulen der Stadt über die augenblickliche Situation der Dinslakener Schullandschaft informiert, erklärt Pieperhoff. Außerdem werde der Fragebogen eingehend erläutert. „Der vom Rat beschlossene und öffentlich zugängliche Fragebogen selbst zeigt auch die möglichen Folgen auf, die sich bei der Entscheidung in die eine oder andere Richtung ergeben könnten“, so der Stadtsprecher. „Letztlich dient der Fragebogen ja gerade der Erforschung des Elternwillens und damit als Grundlage für alle weiteren Überlegungen.“
Auf Basis des Ergebnisses der Umfrage sei dann die Politik aufgerufen, das Ergebnis zu bewerten und dabei auch mögliche Konsequenzen für die Schüler aller betroffenen Schulen zu bedenken, führt Pieperhoff aus. Und befindet: „Vor dem Ende der Befragung und vor der politischen Beratung ergibt es wenig Sinn, mit den Eltern der dann unter Umständen betroffenen Schulen zu reden.“ Dies werde dann erfolgen, wenn sich abzeichnet, in welche Richtung die Entscheidung gehen werde.