Voerde. . Bürger konnten sich bei der „Roadshow 2018“ über den Ausbau der Betuwe-Linie informieren. Bürgermeister bekräftigte Forderung nach Aufzügen.
Schallschutz an der Bahnlinie – es ist für viele, die an diesem Tag auf den Rathausplatz kommen, das zentrale Thema, über das sie sich informieren wollen. Mitarbeiter der Bahn, die den dreigleisigen Ausbau der Betuwe-Strecke plant, haben vor den Arkaden des großen Geschäfts- und Wohnhauses in der Innenstadt die „Roadshow 2018“ aufgebaut. Bürger können bei Angabe von Straße und Hausnummer Auskunft darüber erhalten, ob für den Bereich, wo sie wohnen, Lärmschutzwände vorgesehen und wie hoch diese an der Stelle sind, und ob aktiver Schallschutz am Gebäude in Frage käme – sprich, ob Fenster, Rollläden, Außenwand sowie Dach (falls sich dort Wohnraum befindet) mit einer Dämmung versehen werden.
Bahn schreibt Eigentümer nach Planfeststellung an
In einer ausliegenden Broschüre werden die zehn Schritte zum passiven Schallschutz erklärt. Aktuell läuft Phase 2. Nach der erfolgten schalltechnischen Erfassung jedes Gebäudes entlang der Zugstrecke und der Entscheidung im Planfeststellungsverfahren, welche aktiven und passiven Lärmschutzmaßnahmen vorgenommen werden sollen, wird die Bahn nach eigenen Angaben nach dem Planfeststellungsbeschluss schriftlich Haus- und Wohnungseigentümer über ihren möglichen Anspruch informieren (dritter Schritt). Darauf folgt dann die sieben Schritte umfassende Phase von der Antragstellung bis hin zur Realisierung aller Maßnahmen mit der Kostenerstattung am Ende.
Die Betroffenheiten der Anwohner, die zu der „Roadshow 2018“ gekommen sind, sind unterschiedlich. Wilma Lehmkuhl aus Dinslaken schätzt die Entfernung des Hauses zu der Zugstrecke auf etwa 200 Meter, bei Werner Massow aus Voerde liegen, wie er berichtet, zwischen Schlafzimmer und Bahnlinie allerhöchstens 15 Meter. Am schlimmsten ist für ihn der Lärm der doppelstöckigen Personenzüge, wenn diese am Bahnhof bremsen.
Hörprobe von durchfahrendem Güterzug
An einer der vielen Stellwände, die sie an ihrem Infostand auf dem Rathausplatz aufgebaut hat, kündigt die Bahn an, dass es „für die allermeisten Anwohner“ – die Bahn sieht nicht durchgehend an der Betuwe-Linie Lärmschutz vor – „trotz der erwarteten Zunahme des Verkehrs nach dem Ausbau“ leiser als heute sein werde. Ein paar Schritte weiter liefert sie die Hörprobe, wie laut ein 25 Meter entfernt vorbei fahrender Güterzug ohne und mit aktivem Lärmschutz – bei unterschiedlich hoher Wand – und bei der von der Bahn bis 2020 geplanten Ausstattung ihrer Güterwagen mit der Flüsterbremse ist. Auch ist es möglich, per Bildschirm die Bahnstrecke auf Voerder Gebiet nach dem Ausbau virtuell abzufahren, was jedoch wegen des Lichteinfalls am Vormittag schwierig ist.
Die Bürger kämen zu der Roadshow sehr häufig mit ganz konkreten Anliegen, wie etwa dem Thema Schallschutz, erklärte Marcel Winter, Sprecher der Bahn für das Betuwe-Projekt. Oft werde auch die Frage gestellt, wann es endlich losgeht. Das möchte auch gerade eine Dame von einem der Bahnmitarbeiter wissen und erfährt, dass die Unterlagen beim Eisenbahnbundesamt (EBA) liegen, das den Planfeststellungsbeschluss erlässt.
Bahn argumentierte mit Gebot der Wirtschaftlichkeit
Am Rande der Roadshow nutzt Bürgermeister Dirk Haarmann die Gunst der Stunde und bekräftigt gegenüber Stefan Ventzke, Betuwe-Projektleiter, mit Verweis auf ältere, in der Mobilität eingeschränkte Menschen die Forderung der Stadt, zusätzlich zu den von der Bahn in Friedrichsfeld geplanten Rampen als Zugang zu den Bahnsteigen auch Aufzüge zu installieren. Haarmann bezeichnet die geplanten Rampen als für viele Menschen „unüberwindbare Hürde“ – was die SPD wenige Meter weiter an einem Modell demonstriert. Jeder habe ein Recht auf einen barrierefreien Zugang zum Bahnhof. Stefan Ventzke argumentiert, wie gehabt, mit dem „Gebot“ der Wirtschaftlichkeit, dem die Bahn unterliege. Diese erhalte keine doppelte Finanzierung.