Dinslaken. . Bernard Dietz trainierte für Dreharbeiten mit Dinslakener Jungs. Thorsten Ippendorf und Adnan Köse drehen Film über den Fußballeuropameister.

Das Flutlicht lässt den Nieselregen als weißen Schleier über dem Platz stehen, der feuchte Kunstrasen glänzt. Den 10-Jährigen, die am Mittwochabend auf dem Platz des TV Jahn die Bälle kickten, dürften diese optischen Effekte egal gewesen sein. Sie konzentrierten sich auf ihre Übungseinheit. Denn diese wurde dieses Mal nicht nur von ihrem Trainer Thorsten Buhren überwacht, die elf Jungen der E-Jugend konnten an diesem Abend von niemand geringeren lernen als dem Mannschaftskapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft 1980, dem Europameister von Rom, Bernard Dietz.

„Er ist schon fast zu bescheiden“

„Wenn die den Namen gleich zuhause googlen, werden die Augen machen“, freut sich Thorsten Ippendorf am Spielfeldrand. „Ich bin ja hier im Ruhrgebiet doch recht bekannt“, sagt auch Bernard Dietz selbst über sich. Und zählt die Vereine auf, in denen er gespielt hat. Vom MSV bis zum VfR Aalen. Kein Wort vom EM-Titel. „ Er ist schon fast zu bescheiden“, sagt Hermann Hövelmann über Bernard „Ennatz“ Dietz, „ warum soll ich zwei Schnitzel essen, wenn ich nach dem ersten satt bin“.

Und so kann es der ehemalige Spielführer der Nationalmannschaft, mit 77 Toren der trefferstärkste Verteidiger der Liga bis heute und stellvertretende Vorstand „seines“ MSV noch gar nicht richtig nachvollziehen, dass gerade ein Dokumentationsfilm über ihn gedreht wird. Es ist der erste Film von Thorsten Ippendorf als Produzent, er realisiert das Projekt gemeinsam mit Adnan G. Köse, der Regie führt und mit seiner Produktionsgesellschaft New Dakota Independent Ko-Produzent ist.

Auch Rummenigge, Hrubesch und Thon kommen vor

Gedreht wird diese Woche. Kurz vor Weihnachten, aber für „Ennatz“ nehmen sich gerne alle Zeit: Sportreporter Werner Hansch, der den Film moderiert, Karl-Heinz-Rummenigge, der am zweiten Drehtag in München mit Dietz über die alten Zeiten sprach. Olaf Thon, mit dem Dietz für Schalke spielte, nachdem er schon mit dessen Vater auf dem Platz stand. Horst Hrubesch vom DFB ebenso wie MSV-Fan Markus Krebs. „Es kommt vieles wieder hoch“, so Dietz, „Mensch, es war doch eine tolle Zeit“.

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Der Dreh mache ihm Spaß. Auch wenn Thorsten Ippendorf mehrfach fragen musste. Die beiden kennen sich seit über zehn Jahren näher, spielen in derselben Trainer-Promi-Elf. So kam Ippendorf auch die Idee zum Film, sein erster eigener, nachdem er quasi vom Komparsen aus Schritt für Schritt größere Aufgaben im Filmgeschäft übernommen hat. Das Argument, mit dem es jetzt mit der Dokumentation klappte, ist „Ennatz“ runder Geburtstag. Zum 70. am 22. März 2018 soll der Film fertig sein.

Autogramme für die Hiesfelder E-Jugend

Es nieselt immer noch in Hiesfeld. Die orangen Bälle der E-Jugend müssen abgetrocknet werden, Dietz soll sie den Kindern signieren, die stellvertretend für den sich in den Ferien befindenden Nachwuchs aus der Fußballschule von Bernard Dietz und seinen Sohn Christian für die Kamera kickten. „Wollen die denn nicht lieber damit spielen“ fragt er und vielleicht ist es das, was ihn ausmacht. Im Fußball, der heute so sehr Geschäft geworden ist, geht es ihm immer noch um den Spaß am Ball und was man mit ihm macht. Wie in der Zeit, als er selbst als 10-jähriger auf dem improvisierten Bolzplatz kickte.

>>FAKTEN ZUM FILM

„Ennatz – Eine Zebralegende“ erzählt den Aufstieg eines jungen Straßenfußballers aus dem Ruhrgebiet zum Idol einer Fußballnation. Gedreht wird in Duisburg, München, Hiesfeld, im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund und bei Dietz zu Hause.

  • Im Januar soll das umfangreiche Material geschnitten werden. „Wir brauchen kaum Fragen, aber jede Menge Speicherplatz, alle Beteiligten erzählen ganz von alleine los“, so Ippendorf über die Dreharbeiten.

  • Stichtag für die Fertigstellung ist der 22. März, der 70. Geburtstag von Bernard Dietz. Gezeigt wird der Film in Duisburg und im Deutschen Sportmuseum. Auch in der Dinslakener Lichtburg wird es eine Sondervorstellung geben.