Dinslaken. . Die Fantastival-Eröffnung lockte nicht nur ins, sondern auch ans Burgtheater. Hunderte Menschen fanden sich außerhalb zum Zuhören zusammen.

  • Die Fantastival-Eröffnung mit Nena lockte nicht nur ins, sondern auch ans Burgtheater
  • Hunderte Menschen fanden sich außerhalb des Burgtheaters zum Zuhören zusammen
  • Sie hatten sich vorbereitet – und Campingstühle oder Decken, Bier oder Wein mitgebracht

Mit über 18. 000 Kilometern ist Mike Deeznut heute wohl unangetastet am weitesten von zu Hause entfernt. Der Neuseeländer sitzt zusammen mit seiner Freundin Svenja Krautwurst und deren Freundin Filiz Göcer auf der Wiese am Ententeich: Zwei Campingstühle und einen ledernen Beistellhocker, ausreichend Bier und Wasser, sowie Blumenkohl-Mozzarella-Kugeln und Melone haben die Drei mitgebracht.

Jetzt fehlt nur noch Nena, oder zumindest ihre Stimme, ihre Musik. Sehen kann das Trio die Popsängerin von hier aus natürlich nicht – Bäume und Burgmauer versperren die Sicht. „Nena ist zwar cool, aber knapp 50 Euro für ein Ticket muss dann doch nicht sein“, sagt Filiz. „Hier ist es außerdem viel chilliger.“ Und hören könnten sie Nena dort auf jeden Fall.

Warten bei Bier oder Wein

Wie Filiz und ihre Freunde denken auch viele andere. Trotz grauen Wolkendecke, trotz vereinzelter großer Tropfen, die an diesem Donnerstagabend, dem Eröffnungsabend des Fantastivals, gegen 20.30 Uhr vom Himmel fallen, sitzen und stehen hunderte Menschen am Ententeich, am Spielplatz des Stadtparks sowie an Althoff- oder Parkstraße. Sie alle wollen Nena lauschen – umsonst und draußen.

© Erwin Pottgiesser

Noch aber heißt es warten: Auf den umliegenden Bänken, den mitgebrachten Campingstühlen oder Picknickdecken. Mal mit Regenschirm und mal ohne; hier bei Bier und dort bei Wein.

Ein Dinslakener feiert sogar seinen Geburtstag hier

Bei Familie Huth gibt es außerdem Kuchen. Schließlich feiert Michael heute seinen 37. Geburtstag! „Ich fand die Idee ganz cool, bei Nena zu feiern“, erzählt das Geburtstagkind und muss selbst lachen über den dann doch recht spontanen Einfall. „Der Kioskbesitzer ums Eck’ weiß Bescheid: Ich hab ihm eben Geld auf den Tisch gelegt und jetzt kann sich jeder von uns bei Bedarf dort Nachschub holen.“

© Erwin Pottgiesser

Tochter Jule würde nun aber viel lieber Nena sehen, äh, hören! „Wann kommt sie denn endlich?“, fragt die Neunjährige ihren Papa, rennt aufgeregt von der Bank direkt am Ententeich zur Skulptur nur wenige Meter dahinter und wieder zurück.

„99 Luftballons“ ist das Lieblingslied vieler hier

Ob es denn ausreiche, Nena nur zu hören? Jule nickt. Gesehen hat sie sie doch längst, vor ein paar Jahren schon. „Wo war das noch mal, Papa?“ „In Dortmund, in der großen Halle“, antwortet der und Jule erinnert sich. Vor allem an die alten Lieder, an „99 Luftballons“. Das Lied sei auch ihr Lieblingslied von Nena.

Bis die Sängerin diesen, einen der erfolgreichsten Titel der Neuen Deutschen Welle aber spielt, wird es noch dauern und längst dämmern. Dann werden selbst einige hier draußen ihre Mobiltelefone und Feuerzeuge zücken, um zu leuchten; sie werden schunkeln und mitsingen, sich in den Armen liegen.

Während des Konzertes hört sogar der Regen auf

Auch der Regen hat dann aufgehört, bei den ersten Takten von Nenas Band schon. Er wird aber wieder anfangen, diesmal stärker; kurz nachdem die Sängerin die Bühne im Burgtheater verlassen hat. Fast so, als wolle der Wettergott sie alle belohnen für ihre Hartnäckigkeit; die Dinslakener und auch den Neuseeländer.

Mike ist natürlich nicht 18 .000 Kilometer gereist für das Konzert, erklärt er schnell und muss lachen, sondern er lebt wegen seiner Freundin Svenja mittlerweile hier – so ein großer Nena-Fan sei er dann doch nicht. Die Sängerin, die kannte Mike schon in Neuseeland, zumindest diesen einen Song von ihr. Den, den eben jeder kennt und mitsingen kann – auf der ganzen Welt.