Düsseldorf. Die Videosprechstunde für Eltern mit kranken Kindern wurde in zwei Monaten mehr als 2000 Mal genutzt. Deswegen wird es das Angebot erneut geben.

Vermutlich haben diese Videoanrufe vielen Familien das Weihnachtsfest gerettet: Am 25. Dezember letzten Jahres verzeichnete die Videosprechstunde für kranke Kinder ihre höchste Nachfrage: 183 Videovisiten gab es an diesem Tag – ein Rekord. Insgesamt, so die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO), nahmen 2015 Eltern mit ihren erkrankten Kindern das Angebot an.

Die KV hat auch nachgefragt – und gute Noten bekommen. Knapp 600 Eltern beteiligten sich an einer Umfrage, 443 gaben der Online-Sprechstunde 9 oder 10 von maximal zehn Punkten. Nur rund 13 Prozent der Befragten gaben weniger als sieben Punkte. Gefragt waren die Videosprechstunden offenbar vor allem bei verunsicherten jungen Eltern: Meist ging es um das Wohlbefinden von Kindern unter zwei Jahren, mehr als drei Viertel der kleinen Patienten war unter fünf Jahren alt.

Nachfrage zu Weihnachten und zum Jahreswechsel hoch

Vor allem an den Weihnachtstagen und rund um den Jahreswechsel nutzten Eltern die Videosprechstunde, die sie entweder über die Hotline 116117 (in sieben von zehn Fällen) oder über die Internetseite des Hausärztlichen Notdienst fanden. Neben dem ersten Weihnachtstag gab es am Tag vor Weihnachten, an Heiligabend, sowie an Silvester und dem 30. Dezember jeweils über 100 Videosprechstunden, die von insgesamt 30 Kinderärztinnen und -ärzten abgedeckt wurden.

Ans Telefon ging unter 116117 schon nach gut einer Minute jemand, dann wurde ein Videotelefonat mit einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt vereinbart. Das Videotelefonat dauerte durchschnittlich gut sieben Minuten. Meist, so die Kassenärztliche Vereinigung, ging es um Atemwegserkrankungen, Fieber, Magen-Darm-Probleme oder Bindehautentzündungen.

Ein Hausarzt bei einer Videosprechstunde. Vergleichbar lief das Angebot im Kinderärztlichen Notdienst im Dezember 2023 und Januar 2024 ab.
Ein Hausarzt bei einer Videosprechstunde. Vergleichbar lief das Angebot im Kinderärztlichen Notdienst im Dezember 2023 und Januar 2024 ab. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Bei den Eltern, die sich an der Umfrage beteiligten, konnte in knapp der Hälfte der Fälle so guter medizinischer Rat eingeholt werden, dass das Problem damit gelöst war. In knapp drei von zehn Fällen gingen die Eltern mit dem kleinen Patienten am nächsten Praxisöffnungstag noch einmal zu ihrem Kinderarzt oder ihrer Kinderärztin.

Jedes siebte Kind musste persönlich zum Arzt

In etwa jedem siebten Fall empfahlen die Mediziner im Videogespräch, mit dem Kind eine Notdienstpraxis zu besuchen. In jedem 20. Fall entschieden sich die Eltern nach der Videosprechstunde dazu, doch noch einen Mediziner vor Ort aufzusuchen.

Wegen der guten Noten und der großen Nachfrage kündigte die KVNO an, auch in der Osterzeit Videosprechstunden für erkrankte Kinder anzubieten. Vom 23. März bis zum 7. April wird es wieder einen Kindernotdienst geben. Perspektivisch wolle man das Angebot aber noch erweitern und auf weitere Fachbereiche ausrollen, so die KVNO.

Videosprechstunde auch für Erwachsene geplant

Wann es Videosprechstunden auch für erwachsene Patienten gibt, ist derzeit jedoch noch offen. Nur durch eine intelligente Vernetzung von Notruf (112) und hausärztlichem Notdienst (116117) und dem Einsatz von mehr Telemedizin sei in Zeiten des Medizinermangels das Notdienstsystem aufrechtzuerhalten, so die KVNO, die zudem gerade fürchtet, dass durch ein Bundessozialgerichtsurteil der Notdienst ohnehin wackelt.

Dazu brauche es allerdings auch neue finanzielle Strukturen. Bisher, so die KV, würden im Rheinland fast alle Kosten des Notdienstes aus dem Honorartopf der Haus- und Fachärzte bezahlt – ein „historisches und anachronistisches Relikt aus dem letzten Jahrhundert.“ Das habe sich nun zugunsten professioneller Strukturen geändert, daher „müssen die Kosten des Notdienstes vollständig und außerhalb unseres Honorartopfes von den Kassen getragen werden“, so die Kassenärztliche Vereinigung. In Essen droht deshalb eine deutliche Einschränkung des Notdienstes.