Gais/Südtirol. Der VfL Bochum hat mit Timo Horn einen neuen Keeper verpflichtet - aber als Nummer zwei. Dennoch will sich der Ex-Kölner nicht leicht geschlagen geben.
Timo Horn hatte mächtig zu tun an diesem Freitag. Das galt sowohl auf dem Trainingsplatz, auf dem er nach seiner späten Ankunft am Donnerstagabend nun erstmals stand, aber vor allem für die Einheit nach der Einheit: Autogramme schreiben war angesagt.
Der neue Torhüter des VfL Bochum, der für zwei Jahre unterschrieben hat und künftig die Nummer eins auf dem Rücken tragen wird, nahm sich dieser Aufgabe geduldig an, lächelte in viele Kameras und machte so viele der rund 200 mitgereisten Fans in Gais glücklich. Gerade rechtzeitig war Horn gekommen, um beim großen Abschlussfoto von Mannschaft, Mitarbeitern und Fans nicht zu fehlen.
Nachdem der VfL Bochum am Mittwoch Niclas Thiede für zwei Jahre an die SSV Ulm verliehen hatte, kam plötzlich Dynamik in die Angelegenheit. Der Bundesligist brauchte nun dringend ein weiteres Mitglied für sein Torhüter-Team. Ohnehin war klar kommuniziert worden, dass ein erfahrener Keeper mit Stammplatzpotenzial kommen sollte. Obwohl Patrick Drewes in den ersten Wochen der Vorbereitung und vor allem den Testspielen überzeugte. Auch deshalb legte sich Trainer Peter Zeidler trotz des Neuankömmlings Horn fest: „Wir gehen mit Patrick Drewes als Nummer eins in die Saison.“
VfL Bochum: Timo Horn nimmt Konkurrenzkampf an
Dies wurde auch Horn vor der Verpflichtung bereits mitgeteilt. Doch als einfache Nummer zwei sieht er sich in Bochum nicht. „Ich wäre fehl am Platz, wenn ich nicht immer den Ehrgeiz hätte, immer spielen zu wollen“, sagte er am Freitagmittag in seinem ersten Mediengespräch als Bochumer. „Ich war knapp zehn Jahre die Nummer eins in Köln, da gibt man sich nur mit dem Bestmöglichen zufrieden.“ Und das heißt eben: Stammplatz.
Wenngleich Horn weiß, dass mit Drewes ein starker Konkurrent im Team ist, der zudem seit Beginn der Vorbereitung dabei ist. „Ich werde alles aus mir herausholen und versuchen, dem Trainer Argumente zu liefern. Dann werden wir am Ende eine gute Konstellation finden“, so der 31-Jährige.
Dass er zuletzt zwei schlechte Jahre hatte, zunächst seinen Stammplatz beim 1. FC Köln verlor, dann vereinslos war und auch in Salzburg nur eine untergeordnete Rolle spielte, habe ihn eher stärker gemacht, meint er. „Am Anfang hat es mir extrem gefehlt, nicht mehr von Woche zu Woche zu spielen. Aber man lernt dazu, weiß auch zu schätzen, wie gut es ist, eine Nummer eins zu sein“, so Horn. Drei Spiele in Salzburg hatte er gemacht. „Die haben mir gutgetan und ich habe gesehen, dass ich es noch kann. Ich gehe voller Tatendrang in die neue Aufgabe.“
Horn: „Der VfL Bochum ist ein absoluter Kultverein“
201 Bundesligaspiele absolvierte Horn für seinen Heimatklub 1. FC Köln, 21 Jahre spielte er für seinen Herzensklub. Am Freitagabend werde er daher den Kölnern auch die Daumen drücken im Auftaktspiel der 2. Bundesliga gegen den Hamburger SV. Hätte er übrigens nicht so schnell für ein marktübliches Gehalt für einen Spieler mit seiner Rolle unterschrieben, hätte er selbst im Stadion gesessen. Wohl auch, um die Emotionen aufzusaugen.
Die nämlich hätten ihm in seinem halben Jahr bei Red Bull Salzburg in Österreich gefehlt. „Deswegen bin ich glücklich, zurück in der Bundesliga zu sein“, sagte er. „Der VfL steht dafür, ist ein absoluter Kultverein. Ich freue mich extrem auf die Heimspiele“, so Horn. Wenngleich er froh war, dass er nach einem halben Jahr ohne Klub nach dem Auslaufen seines Vertrags in Köln in der Mozartstadt eine neue Erfahrung sammeln konnte.
Diese Erfahrung dürfte ihm nun auch geholfen haben, beim VfL Bochum unterzukommen. Denn Bochums neuer Torwarttrainer Sebastian Baumgartner arbeitete zuvor bei RB. „Ich kenne Sebastian Baumgartner gut aus Salzburg, wir hatten immer Kontakt gehalten“, so Horn. Auch mit Trainer Zeidler hätte er vor Wochen schon gesprochen. Dieser fand aber entscheidend, dass Baumgartner den Spieler kennt. „Er hat ihn trainiert und klare Aussagen über seine Qualitäten und seine Persönlichkeit getroffen“, so Zeidler. „Darauf haben wir uns verlassen, das war eindeutig. Timo Horn ist ein hervorragender Teamplayer.“
Das stellte er auch direkt am Freitag in der Trainingseinheit unter Beweis, bei der er ins „kalte Wasser geschubst“ wurde, wie er sagte. Er habe eine talentierte Mannschaft gesehen. „Ich glaube, dass wir eine gute Runde spielen können. Dass es nicht leicht wird, wissen wir auch“, so der Keeper. Die Eingewöhnungszeit wird kurz sein, aber sie dürfte ihm leichter fallen als bei anderen Klubs. Denn mit Philipp Hofmann ist ein guter Kumpel beim VfL. „Philipp war bei den Jugendnationalmannschaften mein Zimmerkollege“, sagte Horn. „Er war auch auf meiner Hochzeit vor knapp zehn Jahren.“
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