Gais/Südtirol. Philipp Hofmann könnte das Trainingslager vorzeitig abbrechen. Der Stürmer des VfL Bochum erklärt den Grund. Das denkt er über das Kapitänsamt.
Philipp Hofmanns Gesicht glänzt rötlich im grellen Licht von Gais, der große Blonde aus Arnsberg kennt das ja. Fünf Minuten, sagt er lächelnd auf dem Weg zur ersten Interviewstation mit Fototermin vor herrlicher Bergkulisse im Garten des Mannschaftshotels Windschar, dauert das bei ihm halt immer nur bei derartiger Sonne in der Höhenluft. Hofmann ist Profi, auf und neben dem Platz. Er geht voran beim VfL Bochum. Er lobt und spricht Klartext, ist mittlerweile gereift mit 31 Jahren.
Auch, weil er seit knapp drei Jahren stolzer Vater von Sohn Neo ist. „Ich bin daran gewachsen, dass ich Vater geworden bin. Ich bin ruhiger geworden – auch auf dem Platz. Früher habe ich mich schneller mal aufgeregt, jetzt sehe ich gewisse Dinge lockerer“, erklärt Hofmann.
VfL Bochums Stürmer Hofmann: Vaterrolle hilft auch im Job
„Die Erfahrung als Vater bringt mich auch im Job als Fußball-Profi weiter. Ich bin das dritte Jahr hier, bin einer der Ältesten im Kader. Ich will vorangehen, die Jungs mitnehmen. Ich habe mich früher auch immer an den älteren Spielern orientiert, und deshalb gehe ich auf dem Platz mit der Körpersprache auch voran.“
Philipp Hofmann wird zum zweiten Mal Vater - Abreise möglich
Als Führungsspieler müsse man auch dafür sorgen, mal schlechtere Einheiten wie am Montagnachmittag gut aufzuarbeiten, sagt Hofmann, ehe man sich ein Schattenplätzchen sucht für das weitere Gespräch mit dieser Redaktion. Er ist, sagt er, entspannt, obwohl seine Frau Chantal in der Heimat in absehbarer Zeit das gemeinsame zweite Kind erwartet. „Es kann sein, dass ich während des Trainingslagers nach Hause fliege, weil ich das zweite Mal Vater werde. Es wird ein Mädchen“, erklärt Hofmann.
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„Das ist aber von vornherein mit dem Trainer besprochen, und er hat auch gesagt, dass es Wichtigeres als Fußball gibt. Aber das Testspiel wollte ich auf jeden Fall mitmachen“, so Hofmann vor dem Spiel am Abend in Brixen gegen Spezia Calcio, das Bochum 1:3 verloren hat. Die nahende Geburt seiner Tochter störe seine Konzentration auf Spiel und Training nicht. „Ich bin da völlig entspannt, kann das Thema gut zur Seite schieben. Ich bin mit dem Kopf voll dabei.“
Kapitän in den Testspielen - Hofmann: „Wäre nicht abgeneigt“
Seine Führungsrolle zeigte er auch in den bisher vier Testspielen. Der im Vorjahr in den Mannschaftsrat gewählte Stürmer trug die Kapitänsbinde, Anthony Losilla spielte stets im anderen Team und übernahm oder übergab dann. Gegen Spezia Calcio stehen beide erstmals gemeinsam auf dem Platz. „Wir haben aktuell mit Toto einen sehr guten Kapitän. Es war für mich eine große Ehre, die Binde in den Testspielen zu tragen. Das zeigt mir, dass der Trainer auch mit mir rechnet“, sagt Hofmann.
Peter Zeidler will den Kapitän erst nach der Generalprobe gegen Le Havre am 10. August bestimmen, wohl ebenso den Mannschaftsrat. Hofmann ist ein aussichtsreicher Kandidat. „Ich wäre nicht abgeneigt, das Kapitänsamt zu übernehmen. Der Trainer lässt sich mit der Kapitänsfrage aber auch noch nicht locken“, sagt Hofmann und lacht. „Ich will das auf dem Platz vermitteln, vorangehen. Ich habe dem Trainer gesagt, dass ich mich bereit dafür fühle. Zweiter Kapitän – das wäre auch eine super Sache für mich.“
Hofmann ist so fit wie noch nie in der Vorbereitung
Dass er mehr denn je zum Vorbild gewachsen ist, hat er bereits in der vergangenen Saison bewiesen. Nach einer langen Durststrecke und dem Verlust des Stammplatzes kämpfte er sich zurück, nahm acht Kilo ab, stellte die Ernährung um, die teils herbe Kritik in den sozialen Medien prallten an dem Muskelpaket ab wie ein Kreisliga-Verteidiger beim Versuch, ihn zu blocken.
Bei rund 92 Kilo liegt er weiterhin konstant, sagt Hofmann, „das macht im Vergleich zu vorher für schon viel aus.“ Der größte Lohn: Auch dank seiner zwei Treffer im Relegations-Rückspiel in Düsseldorf ist der VfL Bochum genau jetzt in Gais – und nicht gerade kurz vor dem Start in die Saison der 2. Liga.
Raute, Doppelspitze: Hofmann gefällt das Zeidler-System
Diesmal soll es schneller klappen mit dem Bundesliga-Erhalt – mit einem neuen Team, neuer Hierarchie, vielen Abgängen und Zugängen, von denen längst nicht alle da sind. Und mit einem neuen Trainer, der ein 4-4-2 mit Raute bevorzugt trainiert und spielen lässt. Eine Doppelspitze, nachdem Hofmann bisher meist als kopfballstarker Stoßstürmer in einem variablen 4-3-3 mit schnellen Außen agierte.
„Das System gefällt mir gut, wir haben dafür die richtigen Spieler“, sagt Hofmann. „Mit Mo Broschinski und mir im Doppelsturm passt das sehr gut. Er geht in die Tiefe, ich komme dem Ball gern entgegen und verteile ihn. Wir ergänzen uns da gut. Zudem haben wir mit Lukas Daschner einen sehr guten Spieler zwischen den Linien“, sagt Hofmann.
So ändert sich das Spiel für Hofmann nach Riemann-Aus
Zudem ändert sich das Spiel vor allem auch für den wuchtigen Bälleabnehmer und -Verteiler Hofmann von hinten heraus mit dem Torwartwechsel von Manuel Riemann zu Patrick Drewes. „Manuel Riemann hat perfekte Bälle auf mich gespielt, er wusste, wo ich stehe. Das wird auch mit Patrick Drewes der Fall sein. Aber wir werden variabler spielen, mehr von hinten herausspielen“, meint der Stürmer.
„Das ist auch gut so, die Gegner wussten im letzten Jahr häufig, dass der Ball zu mir kommt“, erklärt der Routinier. „Ich wurde häufig gedoppelt. Wenn wir hoch angelaufen werden, wird der lange Ball aber eine Option bleiben, um im Gegenpressing den Ball nach vorn zu bekommen.“
Kader nicht komplett: Hofmann freut sich auf Verstärkung auch im Sturm
Dass wie im Vorjahr zu dieser Zeit der Kader nicht komplett ist, vor allem noch ein Stürmer kommen soll, nervt ihn nicht. Im Gegenteil: „Ich finde es sogar gut, dass wir noch verschiedene Spielertypen suchen, auch für den Sturm. Wir brauchen diese Variabilität und die Konkurrenz tut uns ohnehin gut. Wir müssen breit aufgestellt sein. Dafür haben wir noch ein paar Wochen Zeit.“
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