Aachen. Rot-Weiss Essen lässt sich beim 0:2 in Aachen phasenweise vorführen. Dominik Martinovic watscht die Mannschaft nach seinem ersten Spiel ab.
Die Vorfreude war groß bei Dominik Martinovic (27). Wenige Tage nach seiner Vertragsunterschrift bei Drittligist Rot-Weiss Essen hatte der neue RWE-Stürmer im Gespräch mit dieser Redaktion im Trainingslager betont, dass er den emotionalen Start am Aachener Tivoli und die erste Begegnung mit den Essener Fans kaum erwarten könne. Was Spieler eben so sagen, wenn sie zur Hafenstraße wechseln.
Gleich nach seinem ersten Pflichtspiel für Rot-Weiss Essen bekam Martinovic zunächst die Schattenseiten zu spüren. Seine Mannschaft verlor nach enttäuschender Leistung mit 0:2 bei Aufsteiger Alemannia Aachen, nach dem Spiel ließen die knapp 4000 mitgereisten RWE-Fans ihren Frust an den Spielern aus. Es wurde gepfiffen und geschimpft, als sich die Spieler in Richtung Kurve bewegten. Der Traditionsklub ist auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht, die Lage wird immer bedrohlicher.
Rot-Weiss Essen: Mannschaft enttäuscht die Fans
„Es ist nicht nur enttäuschend für die Fans, sondern auch für mich“, befand Martinovic. „Ich habe es mir komplett anders vorgestellt. Wenn du in die Gesichter der Fans schaust, siehst du, wie viel dieser Verein ihnen bedeutet. Das habe ich bereits im Trainingslager zu spüren bekommen. Gerade deswegen, dass eben solch eine riesige Fan-Base dahinter steht, regst du dich nochmal mehr über diese Niederlage auf.“
Es war eine hochverdiente Niederlage, das wollte und konnte nach dem Spiel niemand anzweifeln. Vor allem nach dem Seitenwechsel spielten nur noch die Gastgeber. Essen hatte den aggressiven Aachenern nichts entgegenzusetzen. Auch von Martinovic, der einzige Winter-Neuzugang auf dem Rasen, war nichts zu sehen. Er wurde von Aachens Patrick Nkoa an die Kette gelegt.
„Wenn du vor 30.000 nicht die Eier hast zu versuchen, mal die Eins-gegen-Eins-Situation aufzulösen, dann bist du fehl am Platz“
Mit Abstiegskampf hatte das auf Essener Seite nicht viel zu tun, das machte Martinovic besonders wütend. Der 27-Jährige nahm nach seinem missglückten Premieren-Spiel kein Blatt vor den Mund. „Aachen war griffiger in den Zweikämpfen und hat den Männerfußball mehr angenommen. Das war der ausschlaggebende Punkt - auch wenn wir viele Fehler im eigenen Aufbauspiel drin hatten. Die Qualität ist in der Mannschaft vorhanden, doch diese Ekligkeit müssen wir annehmen. Dies war nicht der Fall.“
Neue Spieler wie Martinovic machten Verantwortlichen, Spielern und Fans in der Winterpause Hoffnung, dass RWE nun für den Abstiegskampf in der 3. Liga gerüstet sei. Am schnellen Angreifer war die halbe Liga interessiert, auch Alemannia Aachen hatte angefragt. Klaus Gjasula, der zweite namhafte Neuzugang an der Hafenstraße, fiel am Tivoli krankheitsbedingt aus. Die 90 Minuten in Aachen haben klar unterstrichen, dass es weiterer Verstärkungen bedarf. Gesucht wird noch ein Mittelstürmer, da der SV Meppen im Fall Marek Janssen offenbar stur bleibt. Für die rechte Seite ist der frühere Bundesligaprofi Ben Zolinksi (32) ein Thema.
Rot-Weiss Essen: Klare Worte von Martinovic
Es wirkte in einigen Phasen des Spiels, als seien einige Essener Spieler dem Druck nicht gewachsen. Dieser wird vor dem Kellerduell am kommenden Sonntag gegen Hannover 96 II noch deutlich steigen. Auch dazu hatte Martinovic eine klare Meinung. „Ganz ehrlich, das ist Profifußball. Das ist kein Druck, sondern ein Privileg, vor so einer vollen Hütte Fußball spielen zu dürfen. Der Trainer gibt uns so viel Selbstvertrauen - egal, ob wer in der Startelf steht oder auf der Bank sitzt. Wenn du vor 30.000 nicht die Eier hast zu versuchen, mal die Eins-gegen-Eins-Situation aufzulösen, dann bist du fehl am Platz.“
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