Essen. Rot-Weiss Essen hat mit erwartbaren Problemen zu kämpfen. Diese gibt es sowohl vorne als auch hinten. Eine Analyse des Saisonstarts.
- Der personelle Umbruch im Sommer macht sich bei Rot-Weiss Essen bemerkbar. Eine ganze Achse ist gegangen, damit hat RWE zu kämpfen.
- Probleme gibt es in der 3. Liga sowohl in der mit als auch gegen den Ball. Die Harmlosigkeit in der Offensive ist nicht nur den Stürmern zuzuschreiben.
- Marvin Obuz fehlt RWE an allen Ecken und Enden. Zudem gibt es eine fehlende Balance in der Zentrale. Eine Datenanalyse deckt die Schwächen schonungslos auf.
Es war der holprige Saisonstart, den viel Anhänger des Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen in diesem Sommer befürchtet hatten. Der Umbruch war enorm an der Essener Hafenstraße, wichtige Stammspieler haben den Klub verlassen, zwölf externe Zugänge wurden präsentiert, einige von ihnen erst nach dem Saisonstart. Die sportliche Bilanz ist ernüchternd. Nur zwei von acht Spielen wurden gewonnen, in vier Partien blieb RWE ohne eigenen Treffer. Der 16. Tabellenplatz ist keine schöne Momentaufnahme für den Traditionsverein, der in der letzten Saison noch um den Aufstieg in die 2. Bundesliga mitgespielt hat.
Doch was genau sind die Probleme von Rot-Weiss Essen? Was hat sich im Vergleich zur letzten Saison geändert und warum hapert es sowohl in der Defensive als auch in der Offensive? Eine Analyse der Datenexperten von Createfootball liefert konkrete Antworten auf diese Fragen.
Rot-Weiss Essen im Spiel mit dem Ball
Das hat sich im Vergleich zur letzten Spielzeit nicht geändert. RWE-Trainer Christoph Dabrowski legt den Fokus auf Spielkontrolle mit einem ruhigen Aufbau von hinten heraus über die Innenverteidiger. Das führt zu langen Passkombinationen, allerdings ist ein nur schleppendes Übergangsspiel aktuell das Problem der Essener. Zu wenig Bälle finden den passenden Abnehmer im mittleren und letzten Drittel des Spielfeldes.
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Die größten Probleme sind die geringe Vertikalität im Passspiel und das geringe Tempo im Aufbau. Die Innenverteidiger agieren nicht mit ausreichend Risiko, es werden zu wenig Diagonalbälle ins mittlere oder letzte Drittel gespielt. So können die Gegner höher und mutiger verteidigen, was letztlich auch zu folgenschweren Ballverlusten führt. Gegen Alemannia Aachen, Unterhaching und Wehen Wiesbaden wurde dies vom Gegner bestraft.
Rot-Weiss Essen hat Young und Obuz noch nicht ersetzt
RWE hat zwar pro Spiel im Schnitt 20 Ballverluste weniger als im Vorjahr, agiert dafür aber mit deutlich weniger Tempo und Tiefgang im Spiel nach vorne und hat dadurch weniger Durchbrüche ins Angriffsdrittel. Es gibt kaum Risikopässe, um die gegnerischen Pressinglinien zu überwinden, das gehörte zu den großen Stärken des abgewanderten Felix Götze. Es gibt darüber hinaus einen geringeren Fokus auf das Flügelspiel und deutlich weniger direkte Duelle. Durchschnittlich sind es zwölf Dribblings weniger pro Spiel als in der letzten Saison. 18,8 sind es pro Spiel in dieser Saison, 30,7 waren es in der vergangenen Spielzeit. Hier machen sich die Abgänge von Isi Young und Marvin Obuz bemerkbar.
Ramien Safi und Julian Eitschberger können die individuelle Qualität von Obuz und Young zumindest mit Blick auf die Offensivaktionen bislang noch nicht ersetzen. Gleiches gilt für die Präzision bei Flanken, die große Stärke von Obuz. Nur 26 Prozent der Hereingaben fanden in den ersten acht RWE-Spielen einen Abnehmer, zehn Prozent weniger als im Vorjahr.
Rot-Weiss Essen: Bei der Laufdistanz Schlusslicht in der 3. Liga
Auch defensiv läuft es noch nicht wie gewünscht, auch nachdem Dabrowski zur Viererkette zurückgekehrt ist. Ein entscheidendes Problem ist die geringe Intensität und Laufbereitschaft im Mitteldrittel, RWE hat dadurch nicht ausreichend Ballgewinne (15 weniger pro Spiel als in der letzten Saison). Die Essener werden zu häufig überspielt, kein Drittligist weist gegen den Ball eine geringere Laufdistanz auf als RWE. Das muss sich ändern.
Die Abwehrkette zeigte sich vor allem in den ersten fünf Spielen instabil und noch nicht eingespielt. Wie im Vorjahr lässt RWE überdurchschnittlich viele gegnerische Torschüsse zu. Ein Problem ist die fehlende Absicherung bei Ballverlusten im Angriffsdrittel. Weder Torben Müsel noch Jimmy Kaparos sind tiefe Sechser, sondern orientieren sich selbst immer wieder nach vorne. Dadurch ist RWE sehr konteranfällig, gegen Wehen Wiesbaden fielen so alle drei Gegentore.
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RWE spielt in der Regel kein hohes Pressing, nach Ballverlusten lässt sich die Mannschaft zurückfallen. Dadurch entstehen Probleme gegen Teams, die schnell umschalten und die Lücken hinter dem Ball bei RWE schnell bespielen können.
Rot-Weiss Essen: Was sind die Probleme und wo liegen die Potentiale?
- RWE hat einen großen Umbruch hinter sich: Die gesamte Mittelfeld-Achse der Vorsaison ist nicht mehr im Kader. Sapina, Harenbrock, Young und Obuz haben den Verein verlassen und mit ihnen extrem viel spielerische Qualität und Torgefahr.
- Essen bekommt den eigenen Strafraum nicht mehr so gut verteidigt, wird häufig überspielt, an die Überperformance der Vorsaison kann nicht angeknüpft werden. Im Saisonverlauf sollte sich zumindest die Viererkette aber einspielen, in den Kennzahlen Kopfball- und Zweikampfstärke schneiden vor allem die Neuzugänge Schultz und Kraulich sehr gut ab, auch Rios Alonso hat sich gesteigert.
- Jakob Golz kann bislang noch nicht an die grandiose Leistung der Vorsaison anknüpfen, er pariert nur 66 Prozent aller Torschüsse (acht Prozent weniger als im Vorjahr) und hat bereits zwei Tore mehr als erwartet kassiert. Grund zur Sorge ist das aber nicht. Golz unterliefen keine klaren Fehler, er kann es jedoch noch besser.
Rot-Weiss Essen: Marvin Obuz fehlt der Offensive
- Der Spielaufbau ist nicht mehr so flüssig wie in der Vorsaison, im Übergangsspiel tut sich RWE schwer, was hauptsächlich auf den Verlust der ballsicheren Götze und Sapina zurückzuführen ist. Dazu sind sich beide zentralen Mittelfeldspieler (Müsel, Kaparos) zu ähnlich und überwinden zu selten gegnerische Linien per Lauf.
- Es werden zu wenig gute Bälle in die Box gespielt (Obuz fehlt!), dadurch entstehen weniger hochkarätige Torchancen. Darüber hinaus hat Essen bisher eine schwache Chancenverwertung (nur 6 Tore aus 9 xG).
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