Essen. Rot-Weiss Essen hält sich in Sachen Transfers bisher noch zurück. Anders sieht es bei der Konkurrenz in der 3. Liga aus. Das sagt Steegmann.
Rund zwei Wochen haben die meisten Vereine in der Dritten Liga noch Zeit, bevor mit dem Trainingsauftakt die Vorbereitung auf die neue Saison beginnt. Bei Vikoria Köln (17. Juni) und dem SC Verl (19. Juni) geht es aber bereits schon in der nächsten Woche los, offensichtlich haben sich die Klubs viel vorgenommen. Rot-Weiss Essen beobachtet das Treiben mit großem Interesse.
Während man in der Bundesliga die „kontinentale Spielermesse“, sprich Fußball-Europameisterschaft, als große Spielerbörse noch abwartet, geht es am Transfermarkt der Dritten Liga schon äußerst rege zur Sache. Die Beobachtung, die Marcus Steegmann, Direktor Profifußball bei Rot-Weiss Essen macht, ist dabei eindeutig: „Man kann festhalten, dass relativ viel Geld auf dem Markt unterwegs ist.“ Was die Aufgabe für die Vereine, die den Euro zweimal umdrehen müssen, nicht gerade erleichtert.
Rot-Weiss Essen hat finanzstarke Konkurrenz
Woanders dagegen haben sie diese Sorgen aus unterschiedlichen Gründen nicht: Über dem 1. FC Saarbrücken, schon immer gut bestückt, ist durch den langen Verbleib im DFB-Pokal ein warmer und lang anhaltender Geldregen niedergegangen. Bei Zweitliga-Absteiger Hansa Rostock spricht man von einem Gesamtetat in Höhe von 27 Millionen Euro (!).
+++ Rot-Weiss Essen: Leonardo Vonic kann die Zukunft gehören +++
Der FC Ingolstadt wird durch seinen Hauptsponsor (Audi) weich gebettet und will die Liga sicherlich lieber heute als morgen verlassen, ebenso wie der SV Sandhausen oder Arminia Bielefeld, die sich noch ein Jahr in der Dritten Liga nicht leisten wollen. Auch bei Dynamo Dresden ist alleine durch den überragenden Zuschauerschnitt die „Kriegskasse“ immer gut gefüllt, außerdem haben die Sachsen noch ordentlich Rücklagen aus Zweitliga-Zeiten.
3. Liga Unterhaching wird durch Bayern-Millionen weich gebettet
Absteiger SV Wehen Wiesbaden ist in Sachen Finanzen ebenso zu den Top 5 zu zählen, 1860 München war auf dem Transfermarkt in der Zwischenzeit sehr schnell unterwegs. Waldhof Mannheim will nicht noch einmal so eine Horrorsaison wie die letzte erleben, peilt sicherlich höhere Ziele an und wird dabei ins Risiko gehen.
Und dann gibt es Vereine wie die Spielvereinigung Unterhaching, ansonsten nicht auf Rosen gebettet, die durch ihre Talente Maurice Krattenmacher (18) und dem erst 16-jährigen Mittelstürmer Gibson Nana Adu vom großen Nachbarn FC Bayern München eine Ablösesumme in Millionenhöhe erhalten und plötzlich an der Kauftheke ins obere Regal greifen können. Adu wurde gleich wieder an die Hachinger ausgeliehen und soll in Liga Drei wertvolle Spielpraxis sammeln.
So wurde an der Spielerbörse wieder reichlich mit Namen jongliert. Saarbrücken gönnte sich bereits die Dienste von Till Schumacher (Klagenfurt) und Maurice Multhaup (Eintracht Braunschweig), der Ex-Bottroper ist aus seiner Schalker Zeit im Ruhrgebiet noch bestens bekannt. Dafür verloren die Saarländer Mittelfeldmann Luca Kerber an den Erstligisten 1. FC Heidenheim.
Sandhausen Ex-Trainer Keller wollte das Team „männlicher“
Auch beim SV Sandhausen sind die Einkäufer fleißig unterwegs. Ex-Trainer Jens Keller hatte schon nach dem Gastspiel der Essener verraten, dass er seinen Kader mächtig umkrempeln wolle, weil er ihm „zu lieb“ sei. Mit dem gestandenen Dresdner Abwehrchef Jakob Lewald, auf den auch RWE ein Auge geworfen hatte, dem erfahrenen Jeremias Lorch (Viktoria Köln) und dem Sturm-Haudegen Dominic Baumann (Halle) scheinen die Sandhäuser in Sachen „Männerfußball“ nun besser aufgestellt. Allerdings hatte die abgelaufene Saison auch Jens Keller den Job gekostet, sein Nachfolger ist inzwischen Sreto Ristic.
„Man kann festhalten, dass relativ viel Geld auf dem Markt unterwegs ist“
Auch der FC Ingolstadt, der trotz seiner Möglichkeiten eine maßlos enttäuschende Saison hinter sich hat, lässt es ordentlich krachen. Man hat sich vom Champions-League-Teilnehmer RB Leipzig Linksaußen Dennis Borkowski (22) gegönnt. Und dem Vernehmen nach soll auch Cedric Harenbrock, über dessen Zukunft nach wie vor gerätselt wird, ein in finanzieller Hinsicht „unmoralisches Angebot“ vorliegen. Der Ex-Essener schielt aber wohl nach wie vor in die Zweite Liga, das Dementi aus Münster kommt eher halbherzig daher.
Münchner Löwen haben von der Drittliga-Tristesse genug
Und Arminia Bielefeld ist auf dem Markt ebenfalls eifrig unterwegs. Zwar muss man auf der Alm das Karriereende der Vereinslegende Fabian Klos erst einmal verkraften, aber mit dem Dänen Joel Felix (Silkeborg IF) und dem Ex-Osnabrücker Lukas Kunze sowie Stefano Russo (Viktoria Köln) hat man an der Spielerbörse erste Ausrufezeichen gesetzt.
Auch die Münchner Löwen scheinen von der Drittliga-Tristesse genug zu haben, sind bei den Einkäufen schon mächtig aktiv. Besonders hervorstechen dabei der Ex-Elversberger Thore Jacobsen sowie Mittelstürmer Fabian Schubert (FC St. Gallen), davor lange Zeit in Österreich aktiv.
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Damit verglichen nehmen sich die bisherigen Verpflichtungen von Rot-Weiss Essen eher bescheiden aus. Tom Moustier (22, Hannover 96 II), Tobias Kraulich (25, Dynamo Dresden), Ramien Safi (24, Rödinghausen) sowie Jimmy Kaparos (22, Schalke 04 II) fallen laut Steegmann unter die Rubrik „spannende Talente“. An der Hafenstraße wird in aller Ruhe die Liste abgearbeitet, weiß man doch, dass kurz vor Saisonbeginn die Preise purzeln.
Rot-Weiss Essen will „bescheiden bleiben“
Die To-Do-Liste ist jedenfalls noch lang: Die beiden Flügel müssen und sollen neu besetzt werden, ein gestandener Mittelstürmer mit Torjägerqualitäten steht ebenfalls hoch oben auf der Wunschliste, ein Zehner wird noch gesucht und möglichst noch eine weitere Verstärkung für den Innenverteidiger-Posten, wo hingegen man sich auf den Außenverteidiger-Plätzen gut aufgestellt sieht. Bei den Möglichkeiten der Konkurrenz ist aber auch eines schon klar: Die Wiederholung des siebten Platzes aus der Vorsaison wird anspruchsvoll genug. Steegmann: „Wir sollten angesichts der Konkurrenz bescheiden bleiben.“