Duisburg. Wer hat voll eingeschlagen? Wer hat die Erwartungen erfüllen können? Wer hat bislang enttäuscht? Die Noten der Sportredaktion.

Ferienzeit, Zeugniszeit. Klar, vor den Herbstferien ist das an den hiesigen Schulen eher nicht der Fall. Aber im Fußball sollen jetzt einfach mal eigene Gesetze gelten. Zehn Spiele in der Regionalliga liegen hinter dem MSV Duisburg – eine durchaus passende Marke, um mal zu schauen, wie jene Kicker, die in der Sommerpause zu den Zebras gestoßen sind, bislang die sich ihnen bietenden Prüfungen absolviert haben. Sportchef Michael Preetz und seine Mitstreiter haben 17 Akteure neu verpflichtet, von denen naturgemäß nicht alle eingeschlagen haben. Top-Verstärkungen, gute Griffe, Enttäuschungen und immer noch ein paar Fragezeichen – hier ist die große Übersicht.

Top-Verstärkungen

Alexander Hahn (zehn Einsätze/eine Auswechslung/zwei Tore/zwei gelbe Karten): Es ist keine kleine Bürde, als potenzieller Führungsspieler zu einem Absteiger zu wechseln und gleich die Kapitänsbinde übergestreift zu bekommen. „Ali“ Hahn hat diese Aufgabe gemeistert. Aus dem Stand ist er zur allgemein anerkannten Leitfigur avanciert. Zur perfekten Bilanz von 900 offiziellen Einsatzminuten fehlen ihm ganze zwei, weil Dietmar Hirsch ihn im Auftaktspiel in Gütersloh kurz vor dem Abpfiff vom Platz nahm, um etwas Zeit von der Uhr zu holen. Würde er inzwischen nicht mehr tun. Note: 1

Stark am Ball: Die Impulse, die Can Coşkun einbringt, sind wichtig für das Spiel des MSV.
Stark am Ball: Die Impulse, die Can Coşkun einbringt, sind wichtig für das Spiel des MSV. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Can Coşkun (zehn Einsätze/vier Auswechslungen/zwei gelbe Karten): Auch der Status des Linksverteidigers hat sich im bisherigen Saisonverlauf geändert. Drei seiner vier Auswechslungen datieren aus den ersten drei Saisonspielen, mittlerweile ist er in der Regel bis zum Ende unverzichtbar. Die Dynamik, die er auf seiner Außenbahn einbringt, ist ein Element, das die MSV-Fans aus den vergangenen Jahren kaum noch kannten. Defensiv gibt es ab und an noch kleine Wackler, aber Luft nach oben braucht es manchmal auch. Note: 1-

Gute Griffe

Jakob Bookjans (zehn Einsätze/zwei Einwechslungen/drei Auswechslungen/fünf Tore/zwei gelbe Karten): Wer Tore schießt, ist meistens populär, und Jakob Bookjans ist mit fünf Treffern der beste Schütze des MSV bislang. Im Gegensatz zu Coşkun und Hahn ist er aber nicht automatisch für die Startelf gesetzt, da recht starken Leistungen auch manchmal recht schwache wie in Gelsenkirchen folgten, wo nach 45 Minuten Schluss war. Grundsätzlich aber ein Leistungsträger. Note: 2

Teilzeitarbeiter: Patrick Sussek durfte bei zehn Einsätzen nur zweimal über die volle Distanz ran.
Teilzeitarbeiter: Patrick Sussek durfte bei zehn Einsätzen nur zweimal über die volle Distanz ran. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Patrick Sussek (zehn Einsätze/zwei Einwechslungen/sechs Auswechslungen/drei Tore): Für den Mann aus dem linken Mittelfeld gilt Ähnliches wie für Bookjans – mit der Einschränkung, dass er noch etwas mehr Teilzeitkraft ist. Nur zwei Einsätze über volle 90 Minuten deuten nicht darauf hin, dass ihm im Zweifel das Vertrauen des Trainers gilt, wenn es in die entscheidende Phase geht. Tore hat er zwar genauso viele geschossen wie die beiden etatmäßigen Stürmer zusammen, doch Chancen waren zu deutlich mehr vorhanden. Note: 2-

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Steffen Meuer (zehn Einsätze/zwei Einwechslungen/fünf Auswechslungen/zwei Tore): Und noch einer aus dem offensiven Einzugsgebiet. Sein Pluspunkt natürlich: das Siegtor beim ersten Spiel in Gütersloh, das ihm gleich die Sympathien der Fans sicherte. Schwamm danach manchmal ein bisschen zu sehr mit, hatte entsprechend seinen Startplatz auch nicht durchgehend sicher. Und auch für ihn gilt wie für Sussek: Die Torquote könnte eindeutig höher sein. Note: 2-

Solide Verpflichtungen

Florian Egerer (zehn Einsätze/eine Einwechslung/vier Auswechslungen/zwei gelbe Karten): Sein Arbeitsplatz ist naturgemäß nicht der spektakulärste, in der Regel sieht man von dem zentralen Mittelfeldmann nicht sehr viel. Seine Aufgabe ist es, für Stabilität zwischen Defensive und Offensive zu sorgen, was nicht in allen Spielen gleich gut gelang. Dass er viermal vorzeitig vom Platz musste, ist ein Indiz dafür, denn normalerweise sollte er gerade in engen Duellen bis zum Ende unverzichtbar sein. Note: 3+

In Oberhausen zeigte Leon Müller eine seiner bislang stärksten Leistungen.
In Oberhausen zeigte Leon Müller eine seiner bislang stärksten Leistungen. © FUNKE Foto Services | Micha Korb

Leon Müller (zehn Einsätze/eine Einwechslung/drei Auswechslungen/ein Tor): Wie Steffen Meuer hatte auch Leon Müller seinen Heldenmoment, als er mit seinem aus fast unmöglichem Winkel direkt verwandelten Freistoß den 2:0-Derbysieg in Oberhausen festnagelte. Ansonsten fällt er aber gegenüber seinem Pendant auf links, Can Coşkun, deutlich ab, weil ihm die Dynamik abgeht und auch die gefährlichen Flanken eher die Ausnahme sind. In Oberhausen hatte er auch deshalb einen guten Tag, weil er auf der von ihm bevorzugten Mittelfeldposition ran durfte. Rechts hinten sieht er sich selbst nur als pragmatische, wenngleich meist stabile Lösung. Note: 3

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Kilian Pagliuca (vier Einsätze/eine Einwechslung/drei Auswechslungen/ein Tor): Der Schweizer kam erst spät in der Saison, deshalb sei eine Benotung trotz der noch geringen Einsatzzahl erlaubt. Dietmar Hirsch schenkte ihm ohne große Eingewöhnungszeit das Vertrauen, weil er wohl das Gefühl hatte, im Mittelfeld neue Impulse zu brauchen. Die kommen von Pagliuca aber bislang noch nicht. Außer mit seinem Tor zum 1:0 gegen Wiedenbrück ist er bis jetzt kaum auffällig geworden. Note: 3-

Hinter den Erwartungen

Moritz Montag (neun Einsätze/sechs Einwechslungen/eine Auswechslung/ein Tor/eine gelbe Karte): Vom ehemaligen Oberhausener hatte man sich deutlich mehr versprochen. Bislang ist er meistens als Ablösung im Einsatz, drei Startelf-Nominierungen sind eine magere Ausbeute. Dass er hinter der eigentlichen zweiten Wahl als Rechtsverteidiger, Leon Müller, zurückstehen muss, zeigt, dass er den Schritt zum generell höheren Anspruch beim MSV noch nicht vollzogen hat. Note: 4

Woran liegt‘s? Moritz Montag ist noch nicht die erhoffte Verstärkung.
Woran liegt‘s? Moritz Montag ist noch nicht die erhoffte Verstärkung. © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus

Gerrit Wegkamp (zehn Einsätze/drei Einwechslungen/fünf Auswechslungen/zwei Tore): Es ist schon paradox, dass der MSV voll im Aufstiegsrennen ist und die beiden explizit dafür verpflichteten Hoffnungsträger im Angriff damit am wenigsten zu tun haben. Dietmar Hirsch sagt zwar, dass es ihm egal ist, wer die Tore schießt, aber zufrieden kann die Ausbeute weder ihn noch die beiden selbst stellen. Gerrit Wegkamp ist der Frust auf dem Platz oft anzumerken, wobei sich das Engagement nicht bestreiten lässt. Ohne Grund hat er auch zweifellos zuletzt beim Pokalspiel in Velbert nicht die Kapitänsbinde getragen. Note: 4-

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Malek Fakhro (zehn Einsätze/sechs Einwechslungen/drei Auswechslungen/ein Tor): Was für Wegkamp gilt, gilt für Fakhro genauso: Beide wollen, beide bemühen sich, doch der Ertrag stimmt einfach nicht, was eben auch nicht nur damit zu tun haben kann, dass sie keine entsprechenden Vorlagen erhalten. Eine Körpersprache wie bei seinem einzigen Tor, dem Joker-1:0 gegen Hohkeppel, würde man sich beim Ex-Bocholter immer wünschen. Möge der Pokaltreffer in Velbert ein Zeichen für den persönlichen Aufschwung sein. Note: 4-

Kaum zu bewerten

Mert Göckan (fünf Einsätze/fünf Einwechslungen): An den ersten drei Spieltagen sah es noch ein bisschen nach Job-Sharing zwischen ihm und Can Coşkun auf der linken defensiven Außenbahn aus. Da wurde Göckan jeweils eingewechselt. Bleibenden Eindruck konnte der Mann, der es vor seinem Wechsel nach Duisburg immerhin auch schon auf rund 100 Regionalliga-Einsätze brachte, dabei nicht hinterlassen. Vielmehr hat Coşkun seinen Platz inzwischen bombensicher – und Mert Göckan bleibt nur die Zuschauerrolle. Keine Note

Luis Hartwig (vier Einsätze/drei Einwechslungen/eine Auswechslung): Als er beim Saisonstart in Gütersloh zum Anpfiff auf dem Platz stand, mag sich Luis Hartwig gedacht haben: Ich hab‘s geschafft! 45 Minuten später war für ihn Schluss, und seitdem hat man ihn kaum noch gesehen. Viele MSV-Fans wissen vermutlich nicht einmal, welche Position er bevorzugt einnimmt. Drei Joker-Einsätze mit insgesamt 39 Minuten Spielzeit folgten seitdem, netto steht also nicht einmal ein ganzes Spiel für ihn zu Buche. Seinen Bankplatz hat er als U-23-Spieler sicher. Keine Note

Startelf in Gütersloh, danach kam nicht mehr viel: Luis Hartwig.
Startelf in Gütersloh, danach kam nicht mehr viel: Luis Hartwig. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Jihad Boutakhrit (drei Einsätze/drei Einwechslungen): Beim Ex-Frankfurter sammelten sich in drei Partien immerhin 98 gespielte Minuten an, aber einen viel größeren Eindruck hat auch er nicht hinterlassen. Von einem zumindest nicht mehr blutjungen Akteur, der 118-mal in der Regionalliga Süd auflief, hatte man sich irgendwie mehr erhofft. Pech zudem, dass er in einer Zeit, da es Druck von hinten auf die Sturmkollegen Fakhro und Wegkamp gebraucht hätte, verletzt wochenlang ausfiel. Keine Note

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Franko Uzelac (zwei Einsätze/zwei Einwechslungen): Natürlich könnte er auch bei „Hinter den Erwartungen“ stehen, aber wäre das fair? Franko Uzelac hat nichts falsch gemacht, nur seine Konkurrenz eben alles richtig. Dass ausgerechnet in der Innenverteidigung mit Tobias Fleckstein ein Mit-Absteiger zur großen Stütze wird, hatten vermutlich wenige erwartet – und so hat ein potenzieller Stammspieler wie Uzelac das Nachsehen. Ob er noch lange Lust darauf hat, ist eine andere Frage. Keine Note

Bislang kaum zum Zug gekommen: Jesse Tugbenyo.
Bislang kaum zum Zug gekommen: Jesse Tugbenyo. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Jesse Tugbenyo (zwei Einsätze/zwei Einwechslungen): Noch einer aus der U-23-Fraktion. Stand zweimal kurz auf dem Platz; was er wirklich kann, wissen wohl die wenigsten. Keine Note

Kevin Kunz (kein Einsatz): Ob ihm klar war, dass das passieren könnte? Im Oldschool-Fußball wäre die Frage, ob ein 32-jähriger Routinier oder ein 21-jähriger Youngster bei einem ambitionierten Drittliga-Absteiger den Vorzug im Tor erhält, wohl zu seinen Gunsten beantwortet worden. Doch Dietmar Hirsch stand auch nach Wacklern zu Max Braune, weshalb Kevin Kunz bislang nur dreimal im Pokal spielte. Stets ohne Gegentor, was nicht gegen ihn spricht. Keine Note

Jannik Zahmel (kein Einsatz): Zweifellos eine unglückliche Figur. Die Sehnenverletzung, die ihn schon bei seinem Ex-Klub Blau-Weiß Lohne seit März zum Zuschauen verurteilt hatte, wuchs sich zu einem langen Leiden aus, bei dessen Kurierung es laut Verein „eher um Monate als um Wochen“ gehen werde. Schwer vorstellbar, dass er in dieser Saison noch eine gewichtige Rolle außer vielleicht irgendwann zur Erfüllung der U-23-Quote einnehmen wird. Keine Note