Duisburg. Der Geschäftsführer des MSV Duisburg spricht im Interview über die wirtschaftliche Situation und lobt die Mentalität der Mannschaft.
Michael Preetz empfängt die Sportredaktion zum Interview in der Arena in der Loge von 11teamsports, dem neuen Partner des Fußball-Regionalligisten MSV Duisburg. Der Vormieter war Capelli. Im Juni hatte Preetz die Partnerschaft mit dem Ausrüster aufgekündigt. Im Gespräch mit dem MSV-Geschäftsführer, der seit Januar im Amt ist, geht es auch um die Auseinandersetzung mit den US-Amerikanern. Die Situation ist kompliziert. Es gibt aber auch deutlich erfreulichere Themen: zum Beispiel die jüngsten Erfolge der Zebras in der 4. Liga.
Michael Preetz in der 4. Liga, das hörte sich von Anfang an schräg an. Wie fühlt sich das nun zweieinhalb Monate nach dem Saisonstart an?
Die Arbeit unterscheidet sich grundsätzlich nicht von der in höheren Ligen. Aber an den Wochenenden wird dann oft deutlich, dass das keine Bundesliga ist. Wir waren zuletzt auf Schalke und haben in einem Stadion gespielt, das ziemlich merkwürdig aussieht. So etwas ist in höheren Gefilden undenkbar. Gerade auswärts merkt man doch deutlich, dass das Regionalliga ist. Aber bei uns in unserer Arena fühlt sich das gut an – gerade auch vor dem Hintergrund, dass wir derzeit so einen guten Zuschauerzuspruch haben. Wenn uns vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir pro Heimspiel im Schnitt rund 14.000 Zuschauer haben, hätten wir das gekauft.
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Zuletzt gingen die Zahlen leicht zurück. Was erwarten Sie noch in dieser Saison?
Wir müssen berücksichtigen, dass die namhaften Gegner wie Oberhausen, Wuppertal, Uerdingen oder Fortuna Köln erst in der Rückrunde kommen. Ich glaube, da können wir vorsichtig optimistisch sein, dass die Zuschauerzahlen noch zu steigern sind.
Wie wichtig ist ein Schnitt von 14.000 Zuschauern für die Wirtschaftlichkeit des MSV Duisburg?
Das ist eminent wichtig, weil es dadurch möglich ist, Zusatzeinnahmen zu generieren, weil wir mit einem geringeren Schnitt kalkuliert haben. Und emotional ist das für die Spieler ein Riesenpfund. Das haben wir gerade am vergangenen Wochenende gesehen. Diese Explosion beim Siegtor in der Nachspielzeit war schon speziell. So etwas ist für die Mannschaft eine zusätzliche Unterstützung.
Wie beurteilen Sie die Leistung der Mannschaft nach den ersten Monaten?
Tabellarisch können wir sehr zufrieden sein, weil wir auf dem ersten Platz stehen. Das war angesichts des großen Neuaufbaus im Sommer nicht unbedingt erwartbar. Erfahrungsgemäß braucht es Zeit, bis Mannschaft und Trainerteam zusammenwachsen und bis die Ideen greifen. In den vergangenen Wochen haben wir weitere Fortschritte gemacht. Wir haben viele enge Spiele gewonnen. Wir sind in vielen Phasen geduldig geblieben. Wir haben die beste Abwehr der Liga. Das wird am Ende ein Faustpfand sein, wenn es um die Vergabe des ersten Tabellenplatzes geht. Wir wissen aber auch, dass wir noch Luft nach oben haben und uns verbessern können. Aber ich möchte in diesem Kontext schon erwähnen: Wir spielen in dieser Liga 34 Mal Pokal. Es ist für jeden Gegner ein außergewöhnliches Spiel, gegen den MSV anzutreten.
Was zeichnet die Mannschaft aus?
Die Mannschaft hat die Substanz, die Qualität und die Mentalität, dass am Ende der Saison dann auch der Aufstieg stehen kann. Das zeigt sie Woche für Woche. Der Spirit des Teams ist beeindruckend. Schauen Sie doch einfach mal, wie die Spieler zuletzt die späten Siegtreffer gefeiert haben. Das war sehr beeindruckend. Was das Team bisher geleistet hat, lässt den Rückschluss darauf zu, dass es sich weiter steigern wird, dass es weiter zusammenfinden wird und dann idealerweise vielleicht eine noch dominantere Rolle in der Liga wird einnehmen können.
Vom Sport, zu den Finanzen: Sie haben bereits mehrfach betont, dass Sie das strukturelle Defizit des MSV in Angriff nehmen wollen. Wie sind Sie bei diesem Thema auf dem Weg?
Wir widmen uns sehr intensiv diesem Thema, das den MSV schon lange beschäftigt. Wir werden tief in die Analyse der Zahlen gehen. Es muss das Ziel sein, als MSV Duisburg aus einer eher passiven Rolle des klassischen Lückenschlusses wie in den vergangenen Jahren wieder in eine eher aktive Rolle zu kommen. Ich möchte dahin kommen, dass wir über Dinge sprechen, die sich damit beschäftigen, den MSV nach vorne zu bringen und nicht nur immer wieder zu retten. Das ist ohne Frage eine große Aufgabe.
Capelli-Anteile: Preetz wünscht sich einvernehmliche Lösung
Sie stehen in einer Auseinandersetzung mit Capelli. Wie ist der Stand der Dinge?
Es gibt einen Austausch mit dem Ziel, eine einvernehmliche Lösung zu erzielen. Das ist am Ende immer besser, als das juristisch auszufechten. Ob das klappt, kann ich derzeit aber nicht sagen.
Sie haben den Vertrag mit Capelli mit dem Verweis auf Zahlungsrückstände aufgekündigt. Capelli hat durch Kay Mourheg gegenüber der Redaktion erklärt, dass der MSV dem Unternehmen Geld schuldet. Wie stellt sich die Situation tatsächlich dar?
Das werde ich im Gegensatz zu Kay Mourheg nun nicht mit Ihnen hier diskutieren. Das ist dann Teil einer juristischen Auseinandersetzung. Wir hatten sehr triftige Gründe für diesen Schritt, die dokumentiert worden sind und die Basis für diese Entscheidung waren.
Capelli ist nicht nur Ihr Ex-Ausrüster, sondern weiterhin ein Anteilseigner über 40,1 Prozent.
Es wäre ganz gut, wenn man da eine Lösung sucht, die idealerweise einvernehmlich ist.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem neuen Vorstand?
Für den neuen Vorstand ging es in der ersten Phase nach Saisonbeginn darum, anzukommen und die ersten Wochen dazu zu nutzen, sich vollumfänglich über alle Themen zu informieren. Wir haben einen regen und guten Austausch, nicht nur mit dem Vorstand, sondern auch mit den anderen Gremien. Wir haben als Gesamtverein große Herausforderungen vor der Brust, die bedürfen, dass wir, wie wir so schön sagen, „MSVereint“ zusammenstehen.
Was gefällt Ihnen an Duisburg abseits des MSV und des Fußballs?
Als ich hier gespielt habe (1992 bis 1994, Anm. d. Redaktion), wohnte ich in meiner Heimatstadt Düsseldorf. Ich entdecke Duisburg nun noch einmal anders und neu. Vor allem wenn meine Familie da ist, wie am vergangenen Wochenende, laufen wir durch die Innenstadt oder den Innenhafen. Es gibt deutlich schönere Ecken zu entdecken als in meiner Spielerzeit. Damals habe ich dann doch anders hingeschaut. Es gibt hier wunderschöne Flecken.