Duisburg. Der Streit zwischen dem MSV Duisburg und Sponsor Schauinsland-Reisen eskaliert. Auch die Jugendabteilung des Vereins steht auf dem Spiel.
Vorab ein bisschen Filmwissen. In dem Kino-Hit „Und täglich grüßt das Murmeltier“ aus dem Jahr 1993 sagt Hauptdarsteller Bill Murray den folgenden Satz: „Verrückte, Euer Bus fährt gleich.“ Nun zur Lage des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg. In der Tabelle stehen die Zebras mindestens bis Montagabend auf Platz elf und haben sieben Punkte Abstand zu den Abstiegsrängen. Sorgen macht also nicht so sehr, was auf dem Rasen geschieht. Der Streit mit Sponsor und Gläubiger Schauinsland-Reisen eskaliert dagegen.
Die Existenz des Vereins könnte gefährdet sein durch weit zurückliegende Taten, und zwar solche aus dem Jahr 2013. Es waren die Tage, als der MSV die Lizenz für die zweite Liga nicht bekam und sich mühte, wenigstens in der dritten Klasse auflaufen zu dürfen. Damals erhielten die Meidericher einen Kredit in Höhe von 3,3 Millionen Euro vom Unternehmen Schauinsland-Reisen (SLR). Das Geld ging an den Hauptverein. Das wird gleich noch wichtig.
MSV Duisburg: bisher jährliche Stundungen
Jedenfalls konnte der MSV die Schuld nie begleichen. Andere Verbindlichkeiten konnte man tilgen. Viele Millionen waren das. Diese 3,3 Millionen aber nicht. SLR hat sie gestundet. Jahr für Jahr. Saison für Saison. Zins fiel an und Zinseszins ebenfalls. Inzwischen beläuft sich die Summe auf deutlich über vier Millionen Euro. Ingo Wald, der MSV-Präsident, nannte diese Größenordnung am Samstag. Nach der 0:1-Niederlage gegen den FC Ingolstadt 04. Jedenfalls ist die Summe noch bis zum 30. Juni 2023 gestundet. Danach kann SLR das Geld zurückfordern. In den vergangenen acht Spielzeiten hat der Reiseanbieter, geführt von Gerald Kassner, das nie getan. Stattdessen stundete man den Kredit jeweils für ein weiteres Jahr.
Jetzt aber liegt den Zebras ein Brief von Schauinsland-Reisen vor. Den Inhalt beschrieb Ingo Wald mit diesen Worten: „Wir haben einen Brief von Schauinsland, dass sie sehr stark überlegen, ob sie noch einmal prolongieren wollen.“ Gemeint ist, ob SLR den Millionenkredit aus dem Jahr 2013 weiter stunden wird. Auf Frage, ob es dabei um die Weiterbeschäftigung des MSV-Geschäftsführers Sport, Ralf Heskamp gehe, sagte Wald: „Ja, das steht immer im Zusammenhang.“ Es wird gesagt, dass Andreas Rüttgers, Chief Executive bei SLR und Ex-MSV-Präsident, darauf drängt, dass Ralf Heskamp noch vor Jahresfrist seinen Job als Geschäftsführer Sport beim MSV verliert. Andreas Rüttgers bestreitet, so etwas je öffentlich gesagt zu haben.
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Die Frage danach, ob eine Verbindung zwischen den Überlegungen, nicht weiter zu stunden, und der Forderung nach der Entlassung von Ralf Heskamp bestehe, beantwortete der Vertreter des Gläubigers so: „Was in internen Gesprächen diskutiert wird, kommunizieren wir nicht nach außen. Das bereden wir nur intern. Was weder bedeutet, dass es stimmt oder nicht stimmt.“ Wenig später im Gespräch gibt Rüttgers den Hinweis, dass Überlegungen besser frühzeitig zu übermitteln seien. Wenn sie zu spät kommen, könne es zu Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Insolvenzrecht kommen. Denn: Ingo Wald bestätigte im Gespräch, dass eine Konsequenz aus der Rückforderung der Millionenforderung die Insolvenz des Stammvereins sein könne. Also nicht nur des Profibetriebs, sondern auch der Jugendabteilung.
Streit über das Konzept des MSV Duisburg
Warum aber zankt man überhaupt? Der MSV sagt: Es geht um die Person Ralf Heskamp. Rüttgers wolle ihn nicht. Rüttgers sagt: Die Bedenken kommen daher, dass der MSV sich nicht an ein Konzept – oder eine Philosophie – halte, die vor drei Jahren beschlossen worden sei. Was Andreas Rüttgers ebenfalls sagt: Die Person Ralf Heskamp sei nicht gemeint, aber der Geschäftsführer sei nun schon mit der Sache verflochten. Er müsse das Konzept ja leben. Überdies gehe es nicht so sehr um die Inhalte des Konzeptes. Man moniere, dass der Grundgedanke nicht erfüllt sei, dass dieser Philosophie unabhängig von Personen zu folgen sei. Also egal, wer gerade Trainer oder Sportchef sei.
Warum das gerade jetzt ein Thema ist und nicht noch zu Zeiten von Sportdirektor Ivica Grlic, der immerhin vier Trainer seit der Verabschiedung der Leitideen beschäftigt hatte, wurde hier leider vergessen zu fragen. Was man noch wissen muss: Ingo Wald dankte im Namen aller, die es mit dem Zebra halten, Schauinsland-Reisen für seine Verdienste um dem MSV. Er tat dies im Fernsehen bei Magenta-Sport. Andreas Rüttgers ließ von Gerald Kassner ausrichten, dass dieser keinen „Krieg zwischen Sponsor und Verein“ wolle. Ein weiteres Zitat. Es war am Samstag im Stadion zu lesen. Das Banner hing an der Balustrade der Schauinsland-Reisen-Tribüne. Der erste Teil war sehr speziell und bezog sich darauf, dass sich Andreas Rüttgers gern in Fanforen äußert. Das kann man hier auslassen. Der zweite Teil des Banners las sich derweil so: „Sachliche Verhandlungen – jetzt.“
Schließlich noch mal Filmwissen: Das Kinostück mit Bill Murray hatte ein Happy-End.