Schermbeck. Sleiman Salha löst beim SV Schermbeck Thomas Falkowski als Coach ab. In der Jugend hat der 31-Jährige mit Weltmeister Mesut Özil bei RWE gekickt.

Ob Hansi Flick, Julian Nagelsmann oder Florian Kohfeldt: Dass ein Trainer innerhalb eines Vereins vom „Co“, von der U 23 oder der U 19 zum Chefcoach der ersten Mannschaft befördert wird, ist auch in der Bundesliga nicht selten. Im Gegenteil, in vielen Fällen war die interne Lösung oft ein Glücksgriff – so natürlich auch im Amateurfußball.

Beim Oberligisten SV Schermbeck ist Sleiman Salha gerade die Karriereleiter nach oben gefallen. Der 31-jährige bisherige Coach der U 23 löst zur kommenden Saison den durchaus erfolgreichen und beliebten Thomas Falkowski in der „Ersten“ ab.

Der Deutsch-Libanese steht bei den Rot-Weißen für einen Umbruch. Seinen künftigen Spielern kann er unter anderem mit auf den Weg bringen, was er sich als Jugendspieler bei einem späteren Weltmeister abgeguckt hat.

Herr Salha, wie war es , in der U 17 von Rot-Weiss Essen mit Mesut Özil in einer Mannschaft zu kicken?

Sleiman Salha: Mesut war schon eine Ausnahmeerscheinung auf dem Platz. Das ganze Spiel lief über ihn, er allein hat oft den Unterschied ausgemacht. Dass er später solch eine Weltkarriere hinlegen würde, damit war ja zu dem Zeitpunkt dennoch nicht zu rechnen.

Sie selbst waren ja auch kein schlechter am Ball…

So weit wie Mesut habe ich es zwar nicht gebracht, aber immerhin bis in die Verbandsliga. Mein erster Verein war der SV Dorsten-Hardt, bei dem ich mit acht Jahren angefangen habe, Fußball zu spielen. In der C-Jugend bin ich zur Spielvereinigung Marl gewechselt und dann über die SG Langenbochum zu RWE. Schalke und der VfL Bochum haben mich, als ich 16 war, auch zum Probetraining eingeladen, mich dann aber nicht verpflichtet.

Sie waren nur zwei Jahre bei RWE. Wieso sind Sie damals nicht länger an der Essener Hafenstraße geblieben?

Von Langenbochum zu RWE, das war natürlich ein riesiger Sprung für mich. Als es dann von der U 17 zur U 19 ging, bin ich wieder in den Kreis Recklinghausen zurückgegangen und habe in der U 19 für die Spielvereinigung Erkenschwick gespielt, ehe ich mich in den Senioren wieder dem SV Dorsten-Hardt angeschlossen habe.

Warum haben Sie die Schuhe so früh an den Nagel gehängt und sind Trainer geworden?

Aufgrund von Verletzungen musste ich leider mit dem aktiven Fußball aufhören, aber das Trainergeschäft hat mich schon immer gereizt. Als mir der SV Schermbeck vor knapp zwei Jahren die Chance gegeben hat, die U 23 als Trainer zu übernehmen, habe ich gerne zugesagt.

Und jetzt also schon Oberliga…

Darauf freue ich mich sehr! Ich muss zugeben, dass ich mich sehr geehrt gefühlt habe, als mich die Verantwortlichen des Vereins gefragt haben, ob ich mir den Sprung vorstellen könne. Ich weiß, dass es auch andere Kandidaten gab, aber ich habe sie wohl mit meinem Konzept überzeugt. Ich habe auch keine Angst vor der Aufgabe, denn ich weiß, was ich kann. Außerdem werde ich in meinen Assistenten Christoph Pache, mit dem ich damals bei RWE zusammen in der Jugend gespielt habe, sowie Richard Weber von zwei hervorragenden Jungs an meiner Seite unterstützt.

Erzählen Sie uns vom Schermbecker Weg, der ja ein besondere sein soll!

Wir wollen viele sogenannte ‚Local Player‘ in unserer Mannschaft haben. Die Spieler sollen entweder direkt aus der eigenen Jugend in die erste Mannschaft hochrücken, früher bei uns in der Jugend gespielt haben oder von einem Verein aus dem näheren Umfeld kommen. Im aktuellen Kader stehen acht Jungs, die hier in der Jugend gespielt haben, das ist für einen Oberligisten schon eine ziemliche Hausnummer. Beim SV Schermbeck ging es aber schon immer darum, dass die Spieler eine große Identität mit dem Verein und den richtigen Charakter mitbringen. Damit waren wir sicher ein Vorbild für andere Vereine in der Umgebung.

Der Verein hat richtig Geld in die Hand genommen, um die Infrastruktur auf dem Klubgelände weiter zu verbessern. Mit dem vor gut einem Jahr feierlich eröffneten Abrahamhaus, in dem unter anderem Seminarräume, ein Fitnessbereich, eine Bewegungshalle für Tanz, Gymnastik, Tischtennis oder Badminton untergebracht sind, übernimmt der SV Schermbeck auch viel gesellschaftliche Verantwortung.

Der SV Schermbeck ist eben mehr als nur ein Fußballverein, sondern hat hier mit ganz viel ehrenamtlicher Eigenleistung ein richtig schönes Integrationszentrum geschaffen, das vom Land NRW im Rahmen eines Sonderprogramms zur Eingliederung von Flüchtlingen großzügig gefördert wurde. Wir sind unheimlich froh, dass wir in einer relativ kleinen Stadt solche Möglichkeiten nutzen können. Damit kann man natürlich auch Spieler nach Schermbeck locken, die vielleicht sonst für 100 Euro mehr im Monat zu einem anderen Verein gegangen wären.