Oberhausen. Nach der 1:5-Niederlage im August beim SV Rödinghausen erlebte Rot-Weiß Oberhausen nun das nächste Desaster in Ostwestfalen. Eine Analyse.
Das war die zweite 1:5-Niederlage, die Fußball-Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen in dieser Saison hinnehmen musste. Nach der niederschmetternden Niederlage vom 27. August beim SV Rödinghausen, die im Prinzip schon die zart keimenden Blütenträume einer erfolgreichen Saison schockgefrieren ließ, geschah das neuerliche Desaster erneut in Ostwestfalen.
Es fiel in Wiedenbrück 45 Minuten lang erschütternder aus als noch in Rödinghausen. Nicht umsonst sprach Trainer Mike Terranova von der „schlechtesten ersten Halbzeit“, die er in seiner Zeit bei den Kleeblättern erlebt hätte. Der Chronist, der Jahrzehnte mit RWO erlebt und teils erlitten hat, möchte hinzufügen: Es war die schlechteste erste Halbzeit aller Jahre, einschließlich der Katastrophen-Saison nach dem Lizenzentzug 1988.
Was die Niederlagen in Rödinghausen in Wiedenbrück unterscheidet
Auch interessant
Vergleicht man die Spiele in Rödinghausen und in Wiedenbrück, fällt vor allem auf, dass RWO am Wiehengebirge gar nicht so schlecht gespielt hatte: Es gab eine „gewonnene“ zweite Halbzeit, es gab zahlreiche Chancen in der mit 0:5 verlorenen ersten Halbzeit, es waren fünf Tore aus fünf Chancen für den Gastgeber gefallen, es hätten andersrum auch fünf Tore für den Gast fallen können. So ist Fußball, aber er ist eben auch anders.
In Wiedenbrück ließ sich eine (übrigens fast identische Mannschaft) nicht etwa von einem großen Gegner überrennen, ausspielen, demütigen. Nein: Sie forderte es mit einem nicht zu verstehenden Verhalten heraus! Die erste Ecke für Wiedenbrück gab es nach 21 Sekunden, völlig leichtfertig und nach einem Rückpass ohne Sinn und Verstand. Da hat Terranova schon ein mulmiges Gefühl beschlichen, und es gab lange, lange Zeit keine Ruhe, keine Ordnung im Team.
Zwei Wechsel sorgen für Ordnung
Nun war Wiedenbrück zum Glück für die Kleeblätter nicht so gut und so geradlinig, um Oberhausens akute Schwäche tatsächlich ausnutzen zu können. Der Gastgeber freute sich über drei Tore, die er zum Teil nach eklatanten Fehlern, aber auch nach höchst für sich glücklichen Momenten markierte. „Wie es zu dieser ersten Halbzeit kommen kann, ist mir schleierhaft. Irgendwie passte nichts zusammen, bei Wiedenbrück aber doch. Teilweise fühlte ich mich überrannt“, erklärte Rechtsverteidiger Nils Winter, während RWO-Keeper Daniel Davari meinte: „In einigen Situationen kam ich mir schon alleingelassen vor. Wie in der ersten Halbzeit darf man nicht auftreten.“
Auch interessant
Was RWO gefehlt hatte, war nach den Einwechslungen der Rekonvaleszenten Fabian Holthaus (Zerrung) und Christian März (Lungenentzündung) zu sehen: Als sie ins Match rückten, kehrten Ruhe, Ordnung, Sicherheit zurück, und Oberhausen spielte im zweiten Abschnitt hochüberlegen, war phasenweise drückend überlegen. Das war wohl nicht der einzige Grund, auch wenn dadurch natürlich die interne Balance und Statik endlich Einkehr hielten.
Vermutlich hat der Trainer in der Kabine eine Wutrede gehalten, die auch an Pflicht- und Ehrgefühl erinnerte. Am Platz, am Regen, am funzeligen Licht kann es ja nicht gelegen haben, dass dem Team in Rot so gut wie nichts gelungen war. Die Mannschaft rehabilitierte sich, hätte auch den Ausgleich noch erzielt, wenn Sebastian Mai (69.) und Jan-Lucas Dorow (77.) konzentrierter abgeschlossen hätten. Die Tore zum 1:4 und 1:5 haben nichts mit dem desaströsen Verhalten der ersten Hälfte zu tun, sie fallen, wenn einem das Pech am Stiefel klebt, wenn man „all-in“ geht und nichts klappen will.
Die RWO-Fans zeigen nach Abpfiff ein feines Gespür
Auch interessant
Die Decke ist einfach zu dünn, insofern waren Spiel und Ergebnis erneut ein Beweis für die aus vielerlei Gründen ungenügende Kaderplanung der Saison, deren Ende man herbeisehnt. Dass Fans bisweilen ein feines Gespür haben für die Stimmung in einer Mannschaft, zeigte ihre begeisternde Aufmunterung nach dem Abpfiff. „Dank an die Fans, die uns nach dem Schlusspfiff wieder etwas aufgebaut haben“, so Winter.
Das Pokalfinale kann alle versöhnen. Zuvor muss man das letzte Meisterschaftsspiel am Samstag (14 Uhr) beim 1. FC Bocholt vernünftig bestreiten. Danach wird dem Terranova-Team eine knapp einwöchige Pause verordnet, bevor man mit einem Test gegen den 1. FC Düren (steht im Pokalfinale am Mittelrhein) wieder in Wettkampfmodus kommt.
RWO-Sommerneuzugang Manfredas Ruzgis, der übrigens 90 Minuten beim SCW auf der Bank saß, erklärte derweil, dass das Ergebnis „meine Entscheidung zu Rot-Weiß Oberhausen zu gehen in keiner Weise erschüttert hat. RWO ist ein Riesenverein, zu dem ich schon lange will. Die Mentalität und Auffassung vom Fußball als Arbeit und Kampf entsprechen mir. Mein Vertrag geht nur über ein Jahr mit einer Option, aber ich hoffe, dass es mehrere Jahre werden.“