Oberhausen. Der Druck wurde immer größer, RWO-Trainer Mike Terranova musste sich zunehmend verbiegen. Das wollte er jetzt nicht mehr.
Er hörte von der Aussetzung der Spiele sowie dem Trainingsstopp auf dem Weg von Wattenscheid nach Oberhausen. RWO-Trainer Mike Terranova drehte um und fuhr zurück nach Hause. Zwangspause vom Fußball. Dies einen Tag, nachdem er bekannt gegeben hatte, den Cheftrainer bei RWO sein zu lassen. Ab 30. Juni als wird er als sportlicher Leiter des Jugendleistungszentrums an der Lindnerstraße bei RWO in anderer Funktion tätig werden.
Der „Fußballgott“ setzt für sich und den Verein auf die Jugend.
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RWO-Chef Hajo Sommers: „ Er hatte gerade 30 Sekunden angefangen zu sprechen, da wusste ich, der ist kein Trainer mehr bei uns.“
Nach 30 Sekunden wusste Sommers, da geht nichts mehr
Vor zwei Wochen gab es das letzte Gespräch zwischen dem Präsi und Terranova und wie immer in freundschaftlicher und vertrauter Atmosphäre. Um Geld ging es bei den beiden übrigens noch nie in ihrer langjährigen Zusammenarbeit, es ging immer um mehr.
Sommers: „ Er wollte nicht mehr und ich habe das verstanden. Selbst wenn er den Aufstieg noch schaffen würde, hätte er danach gesagt: Ich mache Schicht. Und wenn ich nicht gehen darf, müsst ihr mich rausschmeißen.“
Terranova dazu: „Wenn ich den Job im Leistungszentrum nicht bekommen hätte, hätte ich meinen Vertrag mit RWO aufgelöst und wäre weg gewesen.“
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Warum, nach drei erfolgreichen Jahren bei einem Verein, mit dem er wohl erreicht hat, was unter diesen Umständen und mit dieser Ausstattung zu erreichen war?
Erste Gedanken schon im Januar
Terranova: „Im Januar habe ich zum ersten Mal dran gedacht. Ich habe gemerkt, dass die Arbeit immer mehr wurde. Da war die Ausbildung zum Fußballlehrer, dann habe ich mein Autohaus abgegeben, damit ich mich immer mehr in die Arbeit stürzen konnte. Die hat mich auch zuhause verfolgt, am Spieltag war ich von morgens fünf Uhr an nicht mehr anzusprechen. Unter der Woche habe ich Videos ohne Ende analysiert. Mein Sohn Sergio kam immer zu kurz, meine Frau sowieso.“
So reifte der Entschluss, aus der Verantwortung zu gehen und neue Ziele zu definieren. Mike Terranova mag vielen, gerade in der Medienbranche, als flotter Sprüchemacher gefallen. Wer auch nur einen winzigen Schritt weiter geht, findet einen Menschen, der gewissenhaft arbeitet, der bei allem Ehrgeiz immer noch über sich selbst lachen konnte, der alle neben sich leben lässt und jedem, wirklich jedem, Respekt entgegenbringt.
Mit dem Druck, den er zu spüren bekam, den er sich aber auch selbst machte, hat er zuletzt immer weniger über sich gelacht und noch weniger mit anderen. Terranova wurde stiller und in sich gekehrter.
Viel Freude als sportlicher Leiter für den Nachwuchs
Als Letzter versuchte Aufsichtsrats-Chef Hartmut Gieske ihn umzustimmen, vergebens. Sommers: „Ich wusste, dass da nichts mehr zu machen ist.“ Als dann vor zwei Wochen die entscheidende Sitzung mit Terranova stattfand und ihm der frei werdende Posten des sportlichen Leiters im Jugendleistungszentrum angeboten wurde, „da ist er förmlich explodiert vor Freude“, erinnert sich Sommers an diesen Moment. „Da hat man richtig gemerkt, unter welchem Druck er gestanden hatte.“
Es zeichnet Terranova aus, dass er in diesem wichtigen Punkte seines beruflichen und privaten Lebens es geschafft hat, von außen glasklar auf sich zu schauen und zu merken: Das ist nicht mehr der Terranova, der er vor drei Jahren auf obigem Foto mit Patrick Bauder war.
Der kann er wieder werden, denn er hat Ideen, am Telefon sprüht er: „Ich habe mit den Profis gemerkt, dass einiges fehlt. Es geht um Ausbildung und darum, die jungen Leute zu fordern, denn an Anforderungen kann man wachsen, nicht an Unterforderung.“
Junge Leute sportlich und charakterlich fordern und fördern
Diese Linie will er ab Sommer mit den Trainern des Leistungszentrums verinnerlichen, um in absehbarer Zeit besser ausgebildete Spieler an den Kader der ersten Mannschaft heran zu führen.
„Für mich ist es das Beste und mein Sohn ist dann auch dabei“, freut er sich auf die neue Herausforderung.