Mülheim. Bei den deutschen Jugendmeisterschaften wollen Lynn und Nick Lemke glänzen. Das Mülheimer Geschwisterpaar hat einen gemeinsamen Traum.
Immer wieder jagen Nick und Lynn Lemke die gelbe Filzkugel über den Platz in der Halle des Tennisverbandes Niederrhein an der berühmten Essener Hafenstraße. Ein ums andere Mal drückt der Fotograf dieser Zeitung auf den Auslöser. Das Geschwisterpaar vom HTC Uhlenhorst Mülheim trainierte am Mittwoch schon an der Stelle, wo es in der kommenden Woche beim bisher größten Turnier erfolgreich sein will.
Tennis-Stadtmeisterschaft Mülheim: So lief das Finale der Brüder
Die beiden Uhlenhorster sind die einzigen beiden Mülheimer Starter bei der Deutschen Jugendmeisterschaft im Tennis, deren Hallenwettbewerb traditionell im Tenniszentrum des TVN ausgetragen wird.
Mülheimer gehört laut Rangliste zu den besten 200 Tennisspielern in Deutschland
Nick Lemke, in diesem Jahr 17 Jahre alt geworden, gehört laut Rangliste du den besten 200 Tennisspielern in Deutschland. Im Ranking der Herren, das von Alexander Zverev angeführt wird, wird der Mülheimer aktuell an Position 196 geführt. Schwester Lynn ist 14 und steht auf Rang 359 der Damen-Rangliste.
„Bei ihr tue ich mich noch etwas schwer. Sie ist erst 14, das ist noch ein Stück weit Kindertennis“, möchte Vater und Trainer Carsten Lemke gerne noch das ein oder andere Jährchen abwarten. Sein Sohn aber habe „den Pubertätskram“ hinter sich. „Der spielt jeden Tag gerne Tennis. Wenn man da noch am Ball bleibt, kann man auch gut werden.“
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Der Weg zum Sport mit der gelben Filzkugel war in der Tennisfamilie Lemke für die beiden Geschwister quasi vorgezeichnet. „Wenn der Fernseher lief, dann lief auch nur Tennis, wir wurden von unseren Eltern immer zu den Medenspielen mitgenommen und zu Hause lagen immer Tennisschläger rum“, erklärt Nick, der aber immerhin auch fünf Jahre Fußball bei Blau-Weiß Mintard und ein Jahr lang Golf gespielt hat.
„Der Wettkampf reizt mich. Sich mit guten Leuten zu messen, macht Spaß“, nennt der 17-Jährige die Vorteile seiner Sportart. „Und dass man sich immer allein durchbeißen muss“, ergänzt seine Schwester.
Thema Tennis ist am Esstisch der Familie tabu
Zu Hause ist das Thema Tennis weitestgehend tabu. „Ich finde es furchtbar, wenn die Kinder, nachdem sie auf dem Platz alles gegeben haben, sich auf der Rückfahrt im Auto von ihren Eltern noch anhören müssen, was alles schlecht war“, sagt Carsten Lemke, der die Rollen des Trainers und des Vaters trennen will. „Da hinterfrage ich mich aber auch immer und passe auf, dass ich nicht ehrgeiziger bin als die beiden“, schmunzelt der coachende Papa.
„Wir haben schon unfassbares Glück, dass unsere Eltern eine Tennisschule haben“, sagt Nick Lemke, der meist gemeinsam mit seiner jüngeren Schwester trainiert. „Das ist eine gute Motivation für mich, denn ich muss ja schon so spielen, dass er auch vernünftige Bälle zurückbekommt“, sagt Lynn.
Wie die Schule die beiden Geschwister unterstützt
Dennoch denkt vor allem der ältere Bruder darüber nach, die kommende Medensaison für einen anderen Verein zu bestreiten, da der HTCU lediglich in der Bezirksliga spielt. „Auch wenn das natürlich wehtut, weil ich den Verein sehr liebe“, sagt Nick Lemke. Vater Carsten ergänzt: „Wenn man international Tennis spielen will, dann denkt man über solche Sachen zumindest nach. Zumal der Sport immer noch kostspielig ist, für die Medenspiele könnte man zumindest ein bisschen Taschengeld bekommen.“
Mülheimer will nach 17. Geburtstag „ewigen Rivalen“ schlagen
Schule und Sport bekommen die beiden Luisenschüler aktuell gut unter einen Hut. „Das kann ich nur loben, wie die beiden unterstützt wurden“, sagt Vater Lemke. „Wir können oft freitags früher aus der Schule raus, wenn am Wochenende Turniere sind“, sagt Nick. Auch am Donnerstag bekamen beide ab der dritten Stunde frei, um sich auf die Deutsche Meisterschaft vorzubereiten.
Was bei der Meisterschaft in Essen möglich ist
Und was ist beim Fast-Heimspiel in Essen möglich? „Gegen die Top fünf wird es sehr schwer, ich muss schon eine perfekte Woche erwischen“, sagt Nick Lemke. In dessen U18-Klasse ist der Hamburger Mika Petkovic Top-Favorit, der schon bei ITF-Turnieren der Männer mitspielt und im Hauptfeld der US Open Juniors stand.
„Dahinter ist ganz viel Tagesform. Manche sind im Normalfall etwas solider, an guten Tagen können aber auch viele aus der zweiten Reihe weiterkommen und da gehört Nick auch dazu“, sagt sein Trainer. Eine Zerrung im hinteren Oberschenkel soll den Mülheimer nicht mehr groß hindern. „Es wird von Tag zu Tag besser“, sagt der 17-Jährige.
Mülheimerin muss gesetzte Spielerin schlagen
In der weiblichen U14-Klasse besteht das 32er-Starterfeld aus acht Vierergruppen, in denen nur die Gruppensiegerin weiterkommt. „Dazu muss sie eine gesetzte Spielerin schlagen“, sagt Carsten Lemke über seine Tochter, die selbst sagt: „Ich werde probieren, soweit zu kommen, wie es geht.“
Und danach? „Dieses Jahr habe ich schon gemerkt, dass sich die Arbeit auszahlt“, sagt Nick Lemke. Bei einem großen Herrenturnier kam er bis ins Halbfinale. Auf das Niveau möchte die jüngere Schwester erst noch kommen. „Bei mir fehlt noch ein bisschen das Mentale, ich will immer zufrieden sein mit meinem Spiel“, sagt die 14-Jährige.
Nick Lemke hofft auf den ersten Punkt im Profibereich
Ihr Bruder muss nun bald die Weichen für den Herrenbereich stellen. „Ich will bei internationalen Turnieren spielen und meinen ersten Profipunkt holen“, lautet sein Ziel. Nach der Schule kann er sich vorstellen, sich ein oder zwei Jahre lang nur auf den Tennissport zu konzentrieren.
„Wenn er international sein Glück versuchen will, kann er das gerne machen. Die Möglichkeiten sind da, die Frage ist nur, ob er nach der Schule bereit ist, sechs Stunden am Tag zu arbeiten. Wenn er das macht, hat er sicherlich das Potenzial durch die Art des Tennisspielens“, sagt Carsten Lemke.
Mit welcher Spielweise der 17-jährige Mülheimer überzeugen will
Denn Nick Lemke setzt auf eine offensive Spielweise. „Ich möchte das Spiel selber bestimmen, möchte den Gegner zu Fehlern zwingen und Winner schlagen“, sagt der 17-jährige Uhlenhorster.
Sein kurzfristiges Ziel ist die Top 100 in Deutschland, langfristig die Top 100 der Welt. Und dann gibt es noch einen ganz großen Traum beider Lemkes: „Unser Ziel ist es, bei einem Grand Slam mal ein Mixed zu spielen, das wäre natürlich total cool.“
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