Mülheim. Ringer Samuel Bellscheidt musste bei der Europameisterschaft in Baku eine bittere Erfahrung verkraften - die zu einer mentalen Veränderung führe.

  • Samuel Bellscheidt, ein 23-jähriger Ringer aus Mülheim, schaffte bei der U23-WM in Albanien den Sprung ins Finale, was ihm neues Selbstbewusstsein und Zuversicht für sein großes Ziel, die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles, gibt.
  • Der Weg dorthin ist jedoch hart, denn Bellscheidt muss sich gegen starke nationale Konkurrenz behaupten und bei internationalen Turnieren erfolgreich sein, um einen der wenigen Plätze für das olympische Turnier in seiner Gewichtsklasse zu sichern.
  • Neben dem Sport widmet sich Bellscheidt auch seinem Studium im Sportmanagement in Köln, das er möglichst in sieben Semestern abschließen will.

Als wir Samuel Bellscheidt erreichen, ist der gerade auf dem Weg zu seinem Sportmanagement-Studium in Köln. Aktuell kann sich der 23-Jährige wieder etwas entspannter auf den beruflichen Zweig seines Lebens konzentrieren, denn im Sport ist ihm zuletzt ein großer Erfolg gelungen. Bei der U23-Weltmeisterschaft im Ringen schaffte es der Mülheimer bis ins Finale. Was ihm neuen Mut verschafft für ein ganz großes Ziel in vier Jahren.

„Ich wusste schon, dass ich es vom reinen Leistungsvermögen schaffen kann“, sagt der 23-Jährige über seinen Coup in Albanien. Wirklich zu erwarten, war der Siegeszug allerdings nicht. „Meine letzte Medaille war 2021 im letzten Juniorenjahr, seitdem habe ich nicht so wirklich irgendwas gerissen“, gesteht der Mülheimer, der für den KSK Konkordia Neuss startet.

Weniger Druck sorgt für mehr Erfolg beim Mülheimer Ringer Samuel Bellscheidt

Deswegen machte er sich im letzten U23-Jahr besonders großen Druck – und zerbrach daran bei der EM im Februar in Baku. „Da habe ich mir einfach zu viel Druck gemacht, weil ja von meinen Leistungen auch ein Stück weit die Stelle bei der Bundeswehr abhängt“, betont Bellscheidt. Bei vermehrt ausbleibenden Ergebnissen könnten irgendwann jüngere Ringer seinen Platz einnehmen.

Bei der WM versuchte der junge Ringer daher, sich nicht allzu große Gedanken zu machen. Mit Erfolg. Rückblickend wäre sogar die Goldmedaille drin gewesen, nur eine Wertung in der Bodenlage entschied letztlich zu Gunsten von Alexandrin Gutu aus Moldawien. „Es ist schon eine Herausforderung, wenn man schon Silber sicher hat, sich damit nicht zufriedenzugeben. Kurz nach dem Finale ist man natürlich enttäuscht, insgesamt hat mir die WM aber sehr viel Selbstbewusstsein zurückgegeben“, sagt Bellscheidt.

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Von seinem Können war der Ringer schließlich immer überzeugt. „Es scheiterte aber meist daran, das Potenzial nicht abrufen zu können“, so der 23-Jährige.

Der Finaleinzug bei der U23-WM zeigte dem Mülheimer vor allem, dass große Ziele erreichbar sind. Und das größte ist für 2028 datiert. Olympische Spiele in Los Angeles. „Die WM hat gezeigt, dass es geht, denn mein Finalgegner war nur ein Kampf von der Olympia-Teilnahme in Paris entfernt“, weiß Bellscheidt.

Im nächsten Jahr stehen eine Europameisterschaft und eine Weltmeisterschaft an

Der Mülheimer weiß aber auch, wie schwer es wird, einen der nur 16 Plätze für das olympische Turnier in der 77-kg-Klasse zu ergattern. „Da muss alles passen.“ Ende 2027 ist die WM die erste Möglichkeit, sich über einen Platz unter den ersten vier für Olympia zu qualifizieren. Die restlichen Plätze werden über weitere Qualifikationsturniere vergeben.

Zunächst muss sich Samuel Bellscheidt aber im Männerbereich etablieren – am besten schon bei der EM im April in Bratislava und bei der WM im September in Zagreb. „Ich bin kein Top-Favorit bei den Männern, aber auch nicht weit weg von den ganz Guten“, beschreibt der Vize-Weltmeister seinen aktuellen Stellenwert. Nun gelte es, den Punkt zu überschreiten, „die richtig Guten auch zu besiegen und nicht nur gut mitzukämpfen.“ Dazu muss sich Bellscheidt zunächst gegen die gute nationale Konkurrenz behaupten, um überhaupt bei den internationalen Großereignissen starten zu dürfen.

Mit dem KSK Konkordia Neuss kämpft der Mülheimer Ringer in der Bundesliga

Wenngleich die Bundesliga noch bis kurz vor Weihnachten läuft, hat der Mülheimer sein Pensum nun ein Stück weit zurückgefahren. „Wenn beim Sport weniger passiert, versuche ich das Studium nachzuholen – also anderweitiger Stress“, schmunzelt Bellscheidt, der sich im fünften Semester seines Studiums befindet. „Ich hänge ein bisschen hinterher, hoffe aber, dass ich mit sieben Semestern hinkomme.“

Ab Januar werde dann die Wettkampfform wieder sukzessive aufgebaut. Um die Ziele im neuen Jahr zu erreichen, die maßgeblich sind für den ganz großen Traum in vier Jahren.