Moers. Abad Arkam hat Cricket für Flüchtlinge nach Moers gebracht. Heute spielt der Verein in der Regionalliga. Welche Herausforderung er gemeistert hat.
An diesem typischen Herbsttag in Moers steht Abad Arkam im modernen Sportpark Rheinpreußen und blickt stolz auf das, was er und sein Moerser Cricket Club in den vergangenen Jahren erreicht haben. Jetzt hat der Moerser Cricket Club ein neues Zuhause an der Ecke Bismarckstraße/Römerstraße. „In diesem Cricket-Käfig trainiert unser Verein. Wir sind jetzt Teil des Stadtsportverbandes Moers“, sagt Vereinsvorsitzender Arkam.
Cricket mag in Deutschland eine Randsportart sein, doch für Arkam ist Cricket mehr als nur ein Spiel. Für ihn ist es „ein Stück Heimat“. Für viele Spieler ist es eine Möglichkeit, ihren kulturellen Hintergrund zu teilen und einen Bezug zur Heimat zu finden. „Wir können hier das spielen, was wir zu Hause gespielt haben, ob auf der Straße, in der Schule oder an der Uni“, erklärt der 45-Jährige.
„Es gibt so einen speziellen Ball, der ist sehr hart und dementsprechend braucht man auch Ausrüstung und das ist sehr teuer. Deshalb musste ich mit dem damaligen Vorstand alles selbst finanzieren“
Der deutsche Cricketverband hat das Konzept gut aufgenommen
Vor zwanzig Jahren kam Arkam aus Pakistan nach Deutschland, um in Moers zu leben und an der Universität Duisburg-Essen Computer Engineering zu studieren. In seiner Heimat hatte er regelmäßig Cricket gespielt und träumte davon, Profi zu werden. „Auch auf regionaler Ebene“. Deshalb wollte er das Spiel in seine neue Heimat bringen. „Ich habe verfolgt, wie die Stadtverwaltung Ideen sammeln wollte, wie man sich positiv mit den neuen Flüchtlingen in Moers beschäftigen kann. Gleichzeitig haben mich mehrere Studenten und Freunde aus Südasien gefragt, wie sie hier Cricket spielen können“, erzählt Arkam.
So entstand die Idee, den Moerser Cricket Club zu gründen. Mit rund 20 Jungs haben sie von einem Moerser Fußballverein eine Halle bekommen, in der sie zwei Stunden pro Woche trainieren können. „Wir haben in Moers mit Cricket für Flüchtlinge angefangen. Dann hat der Cricketverband das Konzept sehr gut aufgenommen und solche Projekte überall in Deutschland gestartet“, sagt Arkam.
Was ist Cricket?
Cricket ist ein Schlagballspiel. Zwei Mannschaften treten in einer Kombination aus Schlagen, Fangen und Laufen gegeneinander an. Eine der beiden Mannschaften ist die „schlagende“ Mannschaft. Sie hat das Schlagrecht und die Möglichkeit, Punkte zu erzielen. Ein Punkt (Run) wird erzielt, wenn ein Schlagmann eine Linie auf der gegenüberliegenden Seite des Pitches (ein 20,12 m langes Feld) erreicht. Die gegnerische Mannschaft steht währenddessen mit ihren Spielern verteilt auf dem Spielfeld und versucht dies zu verhindern. Durch weitere Läufe oder durch Schlagen des Balles über die Spielfeldbegrenzung hinaus können mehrere Runs erzielt werden.
Cricket wird vor allem in Ländern wie England, Australien, Indien, Pakistan, Südafrika und Südasien gespielt. In Deutschland gibt es seit 1988 den Deutschen Cricket Bund, den nationalen Dachverband für Cricket in Deutschland mit Sitz in Essen.
Cricket Club in Moers stand vor Herausforderungen
Hinter der Idee stand aber nicht nur ein sportliches, sondern auch ein soziales Konzept. Gemeinsam mit seiner Familie und Freunden wollte Arkam den neuen Flüchtlingen in Moers eine Perspektive bieten, indem sie durch den Sport das soziale Engagement der neuen Flüchtlinge stärken und ihnen helfen, sich besser in die neue Gesellschaft zu integrieren. „Wir helfen den Jungs auch mit Übersetzungen, bei der Suche nach Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen“, erklärt der Vorsitzende des Integrationsrates.
Am Anfang habe er allerdings viele Herausforderungen meistern müssen. Eine davon war, dass viele dieser Menschen in andere Städte zogen, weil sie in Moers kein Asyl bekamen oder keine Arbeit fanden. „Es war klar, dass die früher oder später wieder gehen mussten.“
Außerdem hatte der Verein zu Beginn mit der fehlenden Ausstattung und Infrastruktur in Moers zu kämpfen. „Es gibt so einen speziellen Ball, der ist sehr hart und dementsprechend braucht man auch Ausrüstung und das ist sehr teuer. Deshalb musste ich mit dem damaligen Vorstand alles selbst finanzieren“, berichtet Arkam. Doch jetzt, mit Sponsoren und der Unterstützung der Stadt, sieht es besser aus.
Moerser Cricket Club hat nun eigene Anlage
Cricket, die zweitbeliebteste Sportart der Welt, wird wieder olympisch. Zum ersten Mal seit 1900 wird der Rasenballsport bei den Spielen 2028 in Los Angeles vertreten sein. Darüber freut sich Abad Arkam. Auch der Deutsche Cricket Bund in Essen begrüßte die Entscheidung des IOC in einer Mitteilung.
Der Moerser Cricket Club ist einer von 160 Cricket-Vereinen in ganz Deutschland. Vereinsvorsitzender Arkam freut sich, dass der Verein endlich auf einer eigenen Anlage spielen kann. „Wir trainieren dienstags und freitags im Cricket-Court und spielen dann samstags auf dem Platz in der Regionalliga“, berichtet der 45-Jährige.
Insgesamt hat der Moerser Verein zwischen 60 und 70 Mitglieder. Spieler aus fünf Nationen sind dabei, unter anderem aus Pakistan, Afghanistan und Indien. „Natürlich freuen wir uns über weitere Interessierte, egal aus welchem Land sie kommen.“
Wer Cricket spielen möchte, kann sich per E-Mail und über die sozialen Medien direkt an den Verein wenden. Dafür wird ein Mitgliedsbeitrag erhoben. Dieser beträgt 15 Euro pro Monat. Studierende zahlen jedoch 10 Euro für eine Mitgliedschaft. Eine Familienmitgliedschaft kostet 25 Euro. Trainingszeiten und weitere Informationen sind auf der Homepage des Vereins zu finden: www.moerscricketclub.de/