Dinslaken. In Lohberg bietet der Boxverein vielen Menschen mit psychischen Erkrankungen Hilfe an. Wie das inklusive Konzept auch die Integration fördert.

„Das ist für uns der heilige Ort“, sagt Philipp Witting über den Box- und Sportverein Dinslaken. In der ehemaligen Grundschule an der Teerstraße in Lohberg ist der Box- und Sportverein Dinslaken beheimatet. Dort hat sich in den letzten Jahren mehr als ein Sportverein entwickelt. Seit knapp einem Jahr bietet der Verein nicht nur Training, sondern auch therapeutisches Boxen an, um Menschen mit psychischen Erkrankungen zu helfen.

Vor knapp zehn Jahren schlossen sich hier junge Männer zu einer islamistischen Terrorgruppe zusammen und zogen von Lohberg aus in den Krieg nach Syrien. Seitdem kämpft das migrantisch geprägte Arbeiterviertel gegen den schlechten Ruf. Doch heute sieht alles ganz normal aus im ehemaligen Arbeiterviertel.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der Box- und Sportverein Dinslaken bietet therapeutisches Boxen an

Gleich neben dem kleinen Lohberger Marktplatz liegt der Box- und Sportverein Dinslaken. Hier trainieren an manchen Tagen Menschen mit schweren Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen, Angststörungen, Burnout und anderen psychischen Erkrankungen. Das Training im Verein ist ein wichtiger Anker in ihrer Tagesstruktur und schafft ein neues Zugehörigkeitsgefühl. „Wir bieten montags in einer unserer Hallen therapeutisches Boxen an. Das ist für jeden, der vielleicht schon mal eine Diagnose hatte, in der ambulanten oder stationären Behandlung war oder ist“, erklärt Witting.

Witting berichtet, dass der Verein dafür zwei Mitglieder hat, die aus dem sozialen und dem Krankenhausbereich kommen und Erfahrungen gesammelt haben. Die Idee aber stammt von Sascha Durczak, der über 23 Jahre in der Psychiatrie gearbeitet hat. Ob stationär oder ambulant, er hat Menschen und damals noch Patienten betreut. „Dann kam die Idee, auch durch eine berufliche Veränderung, die er gemacht hat, dass er sein Hobby, das Boxen, mit seinem Beruf verbinden möchte.“

Mitglieder des Sportvereins in Dinslaken kommen aus vielen Städten

Bereits 1994 wurde der Box- und Sportverein Lohberg von Franjo Tatai gegründet. Tatai hat selbst jahrelange Erfahrung im Boxsport. „Er war ein guter Boxer und hat irgendwann beschlossen, mit seiner Frau und vielen anderen diesen Verein zu gründen, mitten in Lohberg“, sagt Pressesprecher Phillip Witting und ergänzt: „Das ist auch genau das, was wir eigentlich mit Lohberg verbinden, also dieser multikulturelle Aspekt.“

Angefangen hat der Verein in einem Keller im Arbeiterviertel. Dann zog der Verein in die alte Grundschule an der Teerstraße. Hauptsache in Lohberg bleiben. „Wir wollen immer hier bleiben, weil wir hier auch unsere Wurzeln haben und sehr mit Lohberg verbunden sind“, sagt der 35-Jährige. Inzwischen hat der Verein mehr als 300 Mitglieder. Die meisten kommen aus Lohberg. Aber auch aus anderen Städten kommen viele zum Training. So hat der Verein eine andere Verbindung zum Stadtteil aufgebaut, in dem diese Menschen viele Vorteile des Stadtteils sehen können.

Dinslaken: Integration und Inklusion werden groß geschrieben

Neben dem sportlichen Ziel wird hier auch Inklusion und Integration groß geschrieben - nämlich Vorurteile gegenüber dem Boxsport und dem Stadtteil abzubauen, ist das Ziel des Konzepts. Deshalb kommen hier viele Menschen mit unterschiedlichen kulturellen oder religiösen, beruflichen oder sexuellen Hintergründen zum Training. „Wir sind hier eine Gemeinschaft und es ist egal, wo man herkommt, es ist egal, was man beruflich macht, hier trainiert der Sozialhilfeempfänger neben dem Polizisten, dem Richter und dem Arzt, und genau deswegen kommen die Leute hierher“, so Vorstandsmitglied Witting.

Damit leistet der Verein einen wichtigen Beitrag zur Integration und Inklusion auch von Menschen mit Migrationshintergrund, die erst vor kurzem nach Deutschland gekommen sind. „Wir haben viele Leute auch aus Flüchtlingsunterkünften, die hierher kommen, zum Beispiel aus der Fliehburg, die rufen dann hier an und sagen, wir haben hier junge Leute, die würden gerne zum Boxtraining kommen, die können kein Wort Deutsch, manchmal kein Wort Englisch, und trotzdem nehmen wir sie auf und versuchen, sie zu integrieren“, erklärt Witting. Denn der Verein will hier eine Gemeinschaft aufbauen.

BuS-Verein in Dinslaken-Lohberg
Insgesamt verfügt der Boxclub Lohberg über vier Hallen, in denen Interessierte trainieren können.  © FUNKE Foto Services | top-top.de

Öffnungszeiten des Box- und Sportvereins in Dinslaken

Der Box- und Sportverein Dinslaken befindet sich an der Teerstraße 2 in Lohberg. Neben dem Training für aktive Boxerinnen und Boxer bietet der Verein auch Training für Kinder und Erwachsene an, die sich für den Boxsport interessieren. Der Mitgliedsbeitrag beträgt für Kinder 10 Euro und für Erwachsene 15 Euro im Monat. „Wer vielleicht kein Geld hat und sich das auch nicht leisten kann, wenn wir merken, dass sie es ernst meinen und regelmäßig hierher kommen, für den finden wir auch eine Lösung“, sagt Witting.

Geöffnet ist der Verein für alle montags bis dienstags von 19 bis 20.30 Uhr und freitags von 17.30 bis 19 Uhr. Kinder trainieren montags und mittwochs von 16.30 bis 17.45 Uhr. An Feiertagen findet kein Training statt. Weitere Infos unter www.boxverein-dinslaken.de oder auf Instagram unter @boxverein_dinslaken.

Ob vom Landessportbund, vom Kreissportbund, von der Kommune wird der Verein unterstützt, „aber wir haben auch sehr, sehr viele Förderer und Sponsoren, auf die wir total angewiesen sind“, sagt das Vorstandsmitglied des Vereins.