Moers. Ex-Volleyball-Trainer vom Moerser SC Chang Cheng Liu kehrt in die erste Männer-Bundesliga zurück und schaut auf die Olympischen Spiele.

Er hat gemeinsam mit Georg Grozer senior sowohl als Spieler und danach als Trainer die Erfolgsgeschichte der Volleyballer vom Moerser SC entscheidend beeinflusst und als Cheftrainer bestimmt. Chang Cheng Liu hat von 1989 bis 1993 in der absoluten Hochzeit des Moerser SC in der ersten Volleyball-Bundesliga gespielt, wurde mit dem MSC Deutscher Meister, zweimal DVV-Pokalsieger und Europapokalsieger. Später wurde der Deutsch-Chinese Assistent von Grozer senior, der damals mittlerweile Trainer der Moerser geworden war, und übernahm 2009 dessen Amt, als der gehen musste. Bis 2016 hatte Liu den Posten des Cheftrainers inne, ging mit den Moerser Adlern 2015 sogar in die Regionalliga, als aus finanziellen Gründen der tiefe, rasche Fall nicht aufzuhalten war. Nach einem Jahr in der Viertklassigkeit wechselte er zu den Zweitliga-Frauen von Skurios Borken, die er nun Richtung VC Bitterfeld-Wolfen als Rückkehrer in die erste Männer-Bundesliga verlässt.

Trainer Chang Cheng Liu mit seinem Team der Skurios Volleys Borken in der 2. Frauen-Bundesliga am 17. Dezember 2022 gegen BW Dingden.
Trainer Chang Cheng Liu mit seinem Team der Skurios Volleys Borken in der 2. Frauen-Bundesliga am 17. Dezember 2022 gegen BW Dingden. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

„Ich freue mich riesig, wieder in der ersten Männer-Bundesliga antreten zu können“, macht er aus seiner Gefühlswelt kein Geheimnis. Auch wenn er in Borken glücklich gewesen ist. Doch am 1. August geht für ihn schließlich ein neues Kapitel los. Dabei hat er aber die alten Lebensabschnitte keineswegs vergessen. Schon gar nicht seine Weggefährten. Zum Beispiel Lukas Kampa, den Kapitän der deutschen Volleyball-Nationalmannschaft, die bei den Olympischen Spielen in Paris um eine Medaille mitkämpfen wollen.

„Die Deutschen haben große Möglichkeiten, ins Viertelfinale zu kommen“

„Die Deutschen haben große Möglichkeiten, ins Viertelfinale zu kommen“, sagt der am 1. Mai 1964 in Peking geborene Volleyballexperte. Und er erinnert sich gerne an Kampa. „Lukas war ein sehr netter und fleißiger Spieler“, so Chang Cheng Liu. Er hat als Co-Trainer Kampa zwischen 2006 und 2008 betreut, als der zwischen 19 und 22 Jahre alt war. Damals kam das am 29. November 1986 in Bochum geborene Top-Talent vom Volleyball-Internat Frankfurt zu den Moerser Adlern. Schon mit 15 Jahren war Kampa nach Frankfurt gekommen. „Unser Trainer Stewart Bernard hat gesagt, ab jetzt wird für Olympia trainiert, da bekommt man große Augen. Rückblickend war das der Start für das, was ich jetzt bereits zum zweiten Mal erleben darf“, erinnert sich der Ex-Moerser im Gespräch beim Deutschen Volleyballverband (DVV).

Chang Cheng Liu 2013 als Trainer beim Moerser SC.
Chang Cheng Liu 2013 als Trainer beim Moerser SC. © Jürgen A. Sabarz

Für Liu passen die beiden Ex-Adler Grozer und Kampa perfekt ins deutsche Team. Obgleich Georg Grozer junior mittlerweile 39 und Kampa lediglich zwei Jahre jünger ist. „Lukas ist ein guter Zuspieler, er verfügt über ganz viel Routine“, schwärmt sein ehemaliger Trainer immer noch von den Qualitäten des Nationalmannschaftskapitäns. Gleiches gelte im übrigen auch für Grozer junior, der mit Kampa im Juli 2008 vom MSC zum deutschen Serienmeister VfB Friedrichshafen wechselten. Beide Spieler hätten nach ihrer Zeit beim Moerser SC international Karriere gemacht, diese auch noch nicht beendet und schließlich auch dafür gesorgt, dass Deutschland in Paris aufschlagen darf, versichert Liu.

Georg Grozer (rechts) und Lukas Kampa 2019 für die deutsche Nationalmannschaft in Antwerpen bei der Nations League.  
Georg Grozer (rechts) und Lukas Kampa 2019 für die deutsche Nationalmannschaft in Antwerpen bei der Nations League.   © Juergen Sabarz

Für Lukas Kampa, der seit 2021 für Trefl Gdanks in der polnischen PlusLiga spielt und mit seiner Familie seit drei Jahren in Danzig lebt, käme die Familie immer an erster Stelle: „Ich verbringe so viel Zeit wie möglich mit den Kindern und zum Glück macht meine Familie das alles so mit, wie ich mir das erträume“, erzählt er weiter im DVV-Gespräch. Aktuell würde er seinen größten sportlichen Traum leben. Noch einmal bei Olympia dabei sein. Dieses Erlebnis hatte Kampa schon 2012, als er mit den deutschen Volleyballern Fünfter der Sommerspiele in London wurde. Kampa sei neben den einzigartigen olympischen Erlebnissen und diesem „speziellen Gefühl“ besonders die Viertelfinal-Niederlage gegen Bulgarien in Erinnerung geblieben. „Das haben wir fast kampflos abgegeben“, erinnert sich der gebürtige Bochumer. Etwas, was er nicht noch einmal erleben möchte.

Lukas Kampa (links) und Georg Grozer junior 2008 bei der deutschen Nationalmannschaft.
Lukas Kampa (links) und Georg Grozer junior 2008 bei der deutschen Nationalmannschaft. © NRZ | Privat

Trotz der verpassten Olympia-Qualifikationen 2016 und 2020 seien er und sein bester Kumpel Georg Grozer junior allerdings sicher gewesen, das alles noch einmal erleben zu können. „Ich weiß nicht, wie oft wir zueinander gesagt haben, einmal kriegen wir das noch hin“, erzählt Kampa dem DVV. Die beiden Routiniers im Team hätten auf und neben dem Feld eine enge Verbindung. Grozer bekäme sogar „Gänsehaut“, wenn er daran denken würde, wie lange sie sich kennen und was für Wege sie gemeinsam gegangen sind. „Er hatte es nie einfach mit mir, aber uns verbindet etwas, das ist etwas Besonderes“, sagt Grozer gegenüber dem DVV. Er habe bei Kampa diesen Willen und Ehrgeiz in den Augen gesehen, den er auch selbst verspüre. „Wir haben gemeinsam geweint und gemeinsam große Erfolge gefeiert“, erzählt der 39-Jährige. So freuten sie sich 2014 über Bronze bei der Weltmeisterschaft, die erste WM-Medaille für Deutschland, und drei Jahre später über Silber bei der Europameisterschaft.

Nun soll möglichst noch eine Medaille dazukommen. Eine olympische. Der 37-jährige Kampa will nach den Spielen seine lange und eindrucksvolle Karriere in der Nationalmannschaft beenden. Das möglichst mit Edelmetall. Sein ehemaliger Trainer Chang Cheng Liu prophezeit das Viertelfinale für die deutsche Mannschaft. Dann sollte das Team hellwach sein und sich nicht noch einmal kampflos ergeben wie 2012 in London. Grozer und Kampa würden nämlich gerne ihren ehemaligen Trainer Lügen strafen, ins Halbfinale einziehen und dann mal schauen, was denn noch so gehen könnte. Chang Cheng Liu wäre sicherlich nicht traurig, wenn er in diesem Fall am Ende Unrecht hätte.

Wiedersehen mit Chang Cheng Liu beim hochkarätigen Turnier in Moers im August

Am Wochenende, 24. und 25. August, gibt es ein Wiedersehen mit Chang Cheng Liu in Moers, wenn der MSC zu seinem Vierer-Vorbereitungsturnier in den Enni-Sportpark-Rheinkamp einlädt. Liu bringt natürlich dann sein Erstligateam vom VC Bitterfeld-Wolfen mit, das in Moers seinen Ligakonkurrenten Baden Volleys SSC Karlsruhe sowie den niederländischen Erstligisten VC Limax und natürlich auf die Gastgeber aus der 3. Liga treffen wird. Liu freut sich schon riesig auf das ein oder andere Wiedersehen.