Duisburg/Moers. Am 17. März 1974 schafften die Handballer des OSC Rheinhausen den Sprung ins Oberhaus. Gespielt wurde im alten Sportzentrum Rheinkamp.
Rheinhausen und Rheinkamp sind nicht nur durch den Fluss miteinander verbunden. Den Duisburger Westen verknüpft mit dem Moerser Ortsteil auch eine gemeinsame, glorreiche Handball-Vergangenheit. Am 17. März 1974, also vor fast genau 50 Jahren, stiegen die Handballer des OSC Rheinhausen erstmals in die Bundesliga auf. Im entscheidenden Aufstiegsspiel gegen Eintracht Hagen setzte sich das Team von Trainer Djordje Vucinic im alten Sportzentrum Rheinkamp - die Sporthalle an der Krefelder Straße wurde erst am 12. Januar 1975 erstmals für Handball genutzt - mit 20:15 durch. Das Hinspiel hatte der OSC in Hagen mit 16:20 verloren.
OSC Rheinhausen holt Meistertrainer vom VfL Gummersbach
Mannschaftskapitän und Spielmacher Hans-Dieter „HaDe“ Schmitz ist die Zeit damals ganz besonders in Erinnerung geblieben: „Als Belohnung gab es eine Abschlusstour mit 40 Leuten in die Nähe von Girona nach Spanien. Da habe ich meine Frau kennengelernt, die damals dort mit ihrer Familie Urlaub gemacht hat.“ Auch Mitstreiter Hans-Gerd Hüfken wurde auf der iberischen Halbinsel glücklich - bei einer Schwimmergruppe aus Moers, die vor Ort ihr Trainingslager abhielt.
Für die Regionalliga-Saison 1973/74 hatte sich der OSC den vorherigen Gummersbacher Meistertrainer Djordje Vucinic geangelt. Der selbstbewusste Jugoslawe war Kettenraucher, Weinliebhaber, schrieb vor Auswärtsspielen im Hotel die Taktik schon mal per Kreide auf wertvolle Wände und ließ fast ausschließlich Angriffsaktionen trainieren. „Deckung ist nur Herz und Blut, hat Djordje immer gesagt. Er hat die Mannschaft mit moderner Taktik und viermal Training pro Woche total geprägt“, erinnert sich OSC-Kapitän HaDe Schmitz, später selber Meistercoach. Im Training bedeuteten zwei Pfiffe „Kaffeepause“. Dann steckte sich der Trainer im Geräteraum der Halle eine Zigarette an. Brandgefahr? Pfiff Vucinic drauf.
OSC Rheinhausen im Rückraum mit Schmitz, Ratschen und Koprivica
HaDe Schmitz war in der Rückraummitte ein gewichtiger Faktor im OSC-Team. Ebenso Heinz Ratschen und Slobodan Koprivica, die sich als Halblinker und Halbrechter gern und ausführlich bis unter die Dusche darüber stritten, wer weniger Bälle von Spielmacher Schmitz für den Torabschluss erhalten hatte. „Da hatte ich manchmal ganz schön was auszuhalten“, erinnert sich Schmitz schmunzelnd. Den immer noch in Rheinhausen lebenden Koprivica trifft er gelegentlich schonmal bei einer sportlichen Runde am Toeppersee.
Der Aufstiegs-Countdown gegen Hagen Mitte März 1974 nach einem klaren Erfolg über Alemannia Aachen (18:18 und 18:12) im Halbfinale war ein heißer Tanz in Rheinkamp. „Unser Torwart Norbert Meister hatte sich einen Beinbruch zugezogen, so dass wir Miodrag Stojilikovic im Tor hatten. Der war klein und jagte sicher keinem Angst ein. Er hatte aber eine unglaublich gute Nase für gegnerische Würfe“, betont Hans-Dieter Schmitz. Die Gastgeber behielten nach dem 16:20 in Hagen die Nerven und triumphierten vor 1500 Zuschauern in der überfüllten Rheinkamper Sporthalle mit 20:15.
Handball-Aufsteiger ohne Lobby bei den Schiedsrichtern
Die Bundesliga im Jahr darauf war gewöhnungsbedürftig. Grugahalle, Bremer Stadthalle oder Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg statt Schulturnhallen wie in der Regionalliga. Dazu Schiedsrichter, bei denen Aufsteiger keine allzu große Lobby hatten. „Bis wir den Respekt abgelegt hatten, waren schon vier Spiele verloren“, erinnert sich HaDe Schmitz, „am Ende aber haben wir den Klassenerhalt im ersten Jahr doch geschafft.“ Gefeiert wurde damals zunächst im Oestrumer Schäfchen, später dann in der Stammkneipe Bücken. Das verwaschen blaue Aufstiegstrikot von 1974 von Kapitän Schmitz hing übrigens lange im Beguinenstübchen.