Moers. 159 Tage nach dem verkündeten Aus in der 2. Volleyball-Bundesliga spielt der Moerser SC vor eigenem Publikum viertklassig. Mit ersten Erfolgen.
Der Refrain im vielleicht bekanntesten Song des einstigen Schlagerbarden Jürgen Marcus ist schon 50 Jahre alt. Und doch passt der Titel aus dem Münchener Olympia-Jahr 1972 in leicht abgewandelter Form auf die aktuellen Gefühlsmomente der Moerser Volleyballer und ihrer deutlich geschrumpften Anhängerschar. „Eine neue Liga ist wie ein neues Leben“, so durfte man getrost das Heimspiel-Comeback des MSC am Samstagabend titeln. Dies genau 159 Tage nach dem von Klubchef Günter Krivec gewählten Rückzug aus der 2. Volleyball-Bundesliga. Knapp 100 Zuschauer bekamen im Enni-Sportzentrum zwar weitgehend eher biedere, aber ungemein spannende Volleyball-Kost vorgesetzt. Das Team von Trainer Hendrik Rieskamp wusste sich gegen Regionalliga-Konkurrent SG Coesfeld 06 nach 0:2-Rückstand mit 3:2 (22:25, 26:28, 25:22, 25:20, 15:11) durchzusetzen.
Zieht man den 3:2-Sieg kürzlich bei der Zweitliga-Reserve des VV Humann Essen hinzu, darf man getrost von einem geglückten Ligastart sprechen. Coach Rieskamp sah es ganz genauso: „Ich hatte mit null Punkten gerechnet, jetzt sind es vier - es ist also alles gut.“ Außenangreifer Lukas Schattenberg, einer von vier verbliebenen Ex-Zweitliga-Spielern im Kader, genoss nach dem 2:24 Stunden dauernden Krimi die durchaus stimmungsvolle Atmosphäre in der Halle. Befeuert in gewohnt souveräner und fachkundiger Manier von Hallensprecher Lukas Hollenberg.
Moerser SC mit vier ehemaligen Zweitligaspielern
„Respekt an unsere Fans und alle Helfer für eine tolle Unterstützung", lobte Linkshänder Schattenberg, der aus beruflichen Gründen in der Woche vor dem Coesfeld-Spiel nicht trainiert hatte. „Mir macht es trotz meiner beruflichen Einschränkungen weiterhin großen Spaß, mit den Jungs zu zocken. Die neue Mannschaft braucht noch etwas Anlaufzeit. Trotzdem wollen wir vorn und im besten Falle um den Aufstieg mitspielen.“
Mit Schattenberg und Luca Wagner auf den Außenpositionen, Mittelblocker Tim Ihde und dem gegen Coesfeld starken Libero Andre Illmer ist der Grundstock an spielerischer Qualität dank ehemaliger Zweitliga-Volleyballer vorhanden. Yannick Kugel wusste dazu auf Annahme/Außen einige Akzente zu setzen. Der erst 17-jährige Zuspieler Fabio Bertea steigerte sich nervenstark von Satz zu Satz und war nach zwei schwachen MSC-Durchgängen voller Fehler in allen Bereichen einer der Faktoren für die Spielwende. Der von den Gästen ins Aus abgewehrte zweite Matchball von Ersatz-Mittelblocker Sebastian Blum war der umjubelte Schlusspunkt. Der war nach einem verspielten 24:21 nebst vier Satzbällen im zweiten Druchgang zwischenzeitlich schon in sehr weite Ferne gerückt.
Auch Felix Orthmann ist weiter beim Moerser SC
Auf der Mitteltribüne spendete auch Felix Orthmann Beifall. Der ehemalige Bundesliga-Spieler ist nach seinem Kreuzbandriss aus dem finalen Zweitligaspiel in Mondorf Ende April noch nicht wieder fit, steht auch derzeit nicht im Training, hockte sich aber nach einem guten und mit 15:11 verdient gewonnenen Tiebreak zur MSC-Mannschaft. „Vielleicht kann uns Felix im Laufe der Saison ja auch noch helfen“, hofft Außenangreifer Lukas Schattenberg auf den einstigen Zweitliga-Leistungsträger.
Nur noch fünf Gegner für den Moerser SC
Die Regionalliga soll für den MSC schließlich keine sportliche Dauerstation sein. Zumal in der Gruppenvorrunde nach dem Rückzug von Germania Windeck magere fünf Gegner übrig sind. Das Moerser Leben in einer neuen Liga dürfte sich bis Mitte Dezember nach Siegen über zwei vermeintlich starke Gegner deshalb als nicht allzu aufregend entpuppen, bevor dann wohl die Aufstiegsrunde ansteht.
MSC-Start-6: Bertea, Lübke, Ihde, Joneleit, Kugel, Wagner; Libero: Illmer – eingewechselt: Schattenberg, Kugel, Blum.