Moers. Beim Moerser SC hat Klubchef Günter Krivec die Reißleine gezogen. Statt einer Rückkehr in die Volleyball-Bundesliga gibt es den Rückzug.
Das ist ein Paukenschlag, mit dem nach hoffnungsvollen Planungen in Richtung Bundesliga-Rückkehr in den vergangenen Wochen so nicht zu rechnen war. Am Tag nach dem vorerst verpassten Meistertitel in der 2. Volleyball-Bundesliga wurde bekannt, dass sich der Moerser SC nicht mehr um eine VBL-Lizenz für die erste oder zweite Liga bewerben will. In einem vereinsinternen Schreiben gibt Klubchef Günter Krivec als Grund für den Zug der Reißleine eine fehlende Planungssicherheit an, was die Ligenstruktur im Volleyball und die Rahmenbedingungen anbetrifft.
Moerser SC: Spieler und Trainer können gehen
Dazu kündigt der MSC-Boss alle für die neue Saison getroffenen Vereinbarungen mit Spielern und den Trainern auf. Auch drei schon ins Auge gefasste Neuzugänge, einer davon vom Bundesligisten Powervolleys Düren, werden nicht kommen. Vor dem entscheidenden Spiel um den Zweitliga-Titel am 23. April um 20 Uhr in der Bonner Hardtberghalle beim TuS Mondorf ist das natürlich ein Schlag ins Kontor.
In der Liga steht der MSC trotz der 2:3-Heimpleite vom Sonntag gegen den SV Lindow-Gransee weiter an der Spitze. Ein 3:2 in Mondorf würde zum Titelgewinn reichen. Das Team um Cheftrainer Hendrik Rieskamp hat 21 der 23 Punktspiele für sich entschieden und eine starke Saison hingelegt.
Gespräche mit der VBL dauern noch an
Die Entscheidungen bezüglich einer Ligenreform stehen noch aus. Geschäftsführung und Aufsichtsrat der VBL sind mit den Vereinen seit einigen Wochen im regen Austausch. „Es laufen konstruktive Gespräche zwischen allen Beteiligten“, bestätigte VBL-Sprecherin Josephine Dörfler auf Nachfrage.
Möglicherweise ist mit Entscheidungen noch vor dem Osterwochenende zu rechnen. In den Gespräche geht es in erster Linie darum, die Bundesliga, die aktuell nur mit neun Teams spielt, zu vergrößern und die Liga damit bundesweit wieder werthaltiger zu machen.
Moerser Bürgermeister Fleischhauer bedauert MSC-Schritt
Damit einhergehen könnten gelockerte Eintrittsbedingungen, die unter anderem einen linienfreien Hallenboden und eine LED-Werbebande für TV- und Streaming-Übertragungen beinhalten. Der finanziell teurere Rahmen hatte in den vergangenen Jahren stets die Zweitliga-Meister davon abgehalten, in die oberste Klasse aufzusteigen.
Es lässt sich derzeit nur darüber spekulieren, inwieweit die VBL, die dem MSC ja schon mehrmals in der Vergangenheit eine Wildcard für die Bundesliga angeboten hatte, an den entscheidenden Punkten zurückgerudert ist oder nicht.
MSC-Chef Krivec spricht von Neubesinnung
Günter Krivec äußerte sich so: „Der MSC hat sich entschieden, Sport im Bundesligaformat nicht fortzusetzen. Die unsichere Zeit, die ungeklärten und nicht kalkulierbaren Auflagen der VBL fordern eine Neubesinnung heraus.“
Während Cheftrainer Rieskamp keine Stellungnahme abgab, äußerte sich Teammanager Hans-Peter Heisig: „Es ist alles sehr traurig. Aber es gibt derzeit einfach nicht erfüllbare Punkte seitens der VBL.“
Ein Punkt ist offenbar, dass Erstliga-Heimspiele auch am Mittwoch- und Freitagabend ausgetragen werden sollen. „Das ist wegen der aufwändigen Verlegung des Hallenbodens nicht nur bei uns schwer oder gar nicht machbar“, betont MSC-Teammanager Heisig.
Prolingheuer muss gegen Lindow-Gransee passen
Im Urlaub wurde Bürgermeister Christoph Fleischhauer mit der schlechten Nachricht konfrontiert: „Das ist sehr schade, zumal der MSC ja sportlich immer noch aufsteigen kann. Vielleicht ist der Schritt aber auch ein weiteres Indiz dafür, dass der Verband seine Vorgaben verändern sollte.“ Zuletzt hatte die Stadt Moers dem MSC ihre Unterstützung zugesagt.
Aus der Mannschaft äußerte sich Ex-Nationalspieler Marvin Prolingheuer, der am Sonntag gegen Lindow-Gransee die Nachwehen seiner Corona-Erkrankung spürte und ab Mitte des zweiten Satzes passen musste: „Der Rückzug ist vor allem für unsere jungen Spieler schade, die natürlich etwas erreichen wollen.“ In Moers scheint es nun für Brentel, Kersting und Kollegen nicht weiterzugehen.