Essen. Fatih Özbayrak wechselt bei SW Essen vom Spieler zum Teammanager. Großes Interview über seine Leidenszeit, die neuen Aufgaben und Ziele
Fatih Özbayrak wirkt aufgeräumt, klar in seinen Worten. Dass der Spieler des ETB Schwarz-Weiß Bock auf seine neue Rolle hat, eine klare Vision davon, wie er sie umsetzen will, ist gleich spürbar. Zur nächsten Saison übernimmt der 27-Jährige, der in den vergangenen Jahren verletzungsbedingt viele Spiele verpasste, den neuen Job des Teammanagers beim Oberligisten vom Uhlenkrug.
Fatih Özbayrak, wie geht es Ihnen?
Persönlich ganz gut, gesundheitlich bin ich eigentlich auch auf einem ganz guten Weg. Aktuell befinde ich mich sporadisch wieder im Training – ein bisschen schonend im Hinblick auf die neue Saison.
Gegen Hilden und Ratingen haben Sie auf dem Platz gestanden und in beiden Spielen geknipst. In den jüngsten fünf Partien waren Sie aber wieder raus. Warum?
Nach dem Heimspiel gegen Hilden hatte ich wieder Entzündungsanzeichen bzw. eine Reizung an den Sohlen, an den Fersen. Dass ich Entzündungen hatte, war im Laufe der Saison immer wieder mein Problem – entweder durch Über-, Fehlbelastung oder falsches Schuhwerk. Daher habe ich jetzt mit dem Trainer vereinbart, dass es keinen Sinn mehr ergibt, noch weiter draufzuhauen und die Problematik eventuell noch zu verschlimmern. Wenn es in den verbleibenden Spielen noch einmal notwendig wird, könnte es vielleicht noch einmal zu Kurzeinsätzen kommen.
Sie sind zur vergangenen Saison schon verletzt aus Ratingen zum ETB gewechselt, kommen in dieser Spielzeit auf nur vier Einsätze. Wie gehen Sie emotional mit der Situation um?
Sehr schwierig. Ich schätze mich mental schon als sehr stark ein, muss aber sagen, dass mich das in den vergangenen beiden Jahren schon sehr, sehr mitgenommen hat. Es ist sehr bitter, wenn du zurückkommst, zweimal hintereinander triffst und dann wieder Wehwehchen hast. Das ist für einen Sportler, der dann noch den Anspruch hat, in dieser Liga zu spielen, schon sehr enttäuschend. Mittlerweile bin ich nach den zwei Jahren aber auch schon stärker aus der Situation herausgekommen, ein bisschen gereift und kann das alles ein bisschen realistischer einschätzen.
In der kommenden Saison werden sie spielender Teammanager sein. Wie ist die Idee entstanden?
Ich habe im Verein, der Mannschaft und der Anhängerschaft eigentlich zu jedem ein sehr gutes Verhältnis. Das hat mich immer ausgemacht. Deswegen habe ich auch die Rolle als Vize-Kapitän bekommen. Seitens des Präsidenten (Karl Weiß, Anm. d. Red.) gab es den Hinweis, dass der Verein mich, wenn es sportlich und gesundheitlich nicht funktioniert, trotzdem nicht verlieren möchte und zumindest als Funktionär auf mein Know-how zurückgreifen möchte. Ich spiele seit knapp acht Jahren in dieser Liga, weswegen sich der Verein erhofft, dass ich ihm in den Planungen behilflich sein kann – sowohl hinsichtlich des Kaders als auch vereinsintern. Für mich ist das ein Zeichen von Wertschätzung und ein super Angebot gewesen.
Wie realistisch ist es, dass Sie nochmal regelmäßig auf dem Rasen stehen können?
Geplant wird als Spieler nicht mehr unbedingt mit mir. Es müsste ein Wunder geben. Der Verein hat ja auch gesehen, dass es schwierig wird, wenn man sooft verletzt war wie ich in der letzten Zeit. Es wäre die Kirsche auf der Torte, wenn ich noch einmal richtig gesund werden würde. Ich habe Hoffnung, bin optimistisch und werde daran arbeiten. Wir sehen das aber erstmal von beiden Seiten als nicht so wahrscheinlich an, sondern mich eher als Funktionär.
Was werden in dieser Rolle Ihre Aufgaben sein?
Grundsätzlich geht es darum, mitzuwirken bei Entscheidungen, welche Spieler man beobachten oder verpflichten könnte, wie die Mannschaft zusammengestellt werden könnte. Ich kann vielleicht auf meine Kontakte zurückgreifen oder Spieler kontaktieren, die ich kenne. Sonst bin ich auch für interne Angelegenheiten und Organisationsaufgaben innerhalb der Mannschaft zuständig und fungiere als Bindeglied zwischen dem Trainer und den Spielern. Es geht aber nicht darum, dass ich Vertragsgespräche führe oder Spielern Angebote vorlege.
War es schon länger Ihr Wunsch, auf der Management-Ebene einzugreifen?
Es ist kein Geheimnis, dass ich nach meiner fußballerischen Karriere als Funktionär oder sogar als Trainer weiter im Amateurfußball verbleiben möchte. Die neue Aufgabe kam daher gelegen. Vielleicht ist es vom Alter her noch sehr früh. Wenn man es aber realistisch einschätzt, ist es meinerseits und von Seiten des Vereins eine super Gelegenheit und ein optimaler Zeitpunkt. Deswegen musste ich nicht zweimal überlegen, weil ich auch gerne beim ETB bleiben wollte.
Haben Sie ein Vorbild im Management-Bereich?
In erster Linie habe ich einen Berufswunsch: Ich studiere Deutsch und Geschichte auf Lehramt. In diese Richtung wird es gehen, Gedanken über einzelne Vorbilder im Sport habe ich mir eigentlich noch nie gemacht. Ich will eher als Trainer arbeiten, der sehr gute Verhältnisse zu den Spielern pflegt. So wie Pep Guardiola. Das war immer einer meiner Kindheitshelden. Ich möchte erstmal meine Aufgabe vernünftig erledigen und dann selbst in dieser Position reifen.
Lesen Sie hier: Özbayrak hatte als Einziger der Fahrgemeinschaft gute Laune.
In diesem Jahr hat der Verein phasenweise vom Regionalliga-Aufstieg geträumt. Was haben Sie mit dem ETB für Ziele in den nächsten Jahren?
Das Ziel für einen Verein wie den ETB sollte langfristig gesehen die Regionalliga sein. Gerade aufgrund der Tradition und der infrastrukturellen Voraussetzungen mit dem Stadion ist das keine utopische Vorstellung. In erster Linie gilt es aber, sich wie in den vergangenen zwei, drei Jahren weiterhin zu stabilisieren und weiterzuentwickeln. Es ist eine gute Entwicklung, die wir als Verein in den letzten Jahren mit jeweils einstelligen Tabellenplätzen und sogar zwischenzeitlichen Aufstiegsambitionen genommen haben. Genau da sollten wir ansetzen und durch punktuelle Verstärkungen und Entwicklungen – auch auf Vereinsebene – zusehen, dass wir in den nächsten Jahren das Ziel Regionalliga verwirklichen können.
Und Ihr persönliches Ziel?
Eine gute Mannschaft zusammenzustellen, für eine gute Chemie zu sorgen und dann bestenfalls einen Aufstieg mitzuerleben.
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