Essen. SC Türkiyemspor und Alemannia Essen wollen sich zusammenschließen. Dabei wurde früher um jeden Euro gefeilscht. Wie es zu dem Plan kam.
Jahrelang war es eine etwas seltsame Stimmung, die zwischen den beiden Essener Fußballvereinen Alemannia Essen und SC Türkiyemspor herrschte. Beide teilten sich den Fußballplatz an der Haedenkampstraße in Altendorf, die Spieler pflegten Freundschaften, verbrachten ihre Freizeit teilweise zusammen.
Wenn es dann aber um Fußball ging, dann war es vorbei mit den Nettigkeiten. „Für jeden, der den Verein verlassen wollte, war der direkte Nachbar die erste Anlaufstelle. Und dann war es so, dass ein Spieler auch mal 55 Euro gekostet hat, obwohl jeder wusste, dass er nur 30 wert ist“, sagt Emre Tasci, der Geschäftsführer von Alemannia Essen lachend.
Drei Gespräche reichten, um sich für die Fusion zu entscheiden
Dabei gab es bereits vor rund fünfeinhalb Jahren die ersten Gespräche darüber, ob man die Kräfte nicht bündeln könne, um etwas Gemeinsames, etwas Großes in Altendorf zu schaffen. „Damals war Ibrahim Kutlu beim SC Türkiyemspor Geschäftsführer. Wir sind gut befreundet. Die Vorstandsmitglieder hatten sich zusammengesetzt“, so Kutlu über das Treffen in einem Café in Altendorf –welches bewusst ausgewählt wurde, weil es quasi genau in der Mitte der beiden Vereine liegt.
Dieser Austausch verlief damals im Sande. Doch nun, nach drei intensiven Gesprächen von Mitte Februar bis Anfang März, sind sie sich einig geworden. Die beiden Klubs wollen fusionieren und künftig als Türkische Sportgemeinschaft Essen antreten – oder kurz: als TSG Essen. Dabei gibt es Alemannia Essen erst seit 2017, als der Klub aus dem FC Alanya Essen hervorging und seitdem immer mehr Senioren- und Jugendteams im Spielbetrieb anmeldete und mit der ersten Mannschaft bis in die Kreisliga A aufstieg.
Alemannia Essens Vorstand kann Erfahrung mit einbringen, SC Türkiyemspor punktet mit der Bezirksliga
„Die Spiele gegeneinander waren in der Vergangenheit immer gut besucht. Da konnte man schon erkennen, was für eine Kraft wir hätten, wenn wir uns zusammentun“, sagt Tasci, der bereits über ein Jahrzehnt die Geschicke bei Alemannia bzw. Alanya leitet, während der Vorstand des SC Türkiyemspor noch relativ frisch im Geschäft ist.
Dies ist auch einer der Faktoren, die in den Gesprächen zwischen Tasci, dem Alemannia-Vorsitzenden Adem Dermici, der auch Boss des Fusions-Vereins werden soll, Türkiyemspor-Chef Mustafa Isiklar, SC-Kassenwart Senol Sahin und SC-Trainer Adem Durmus, der früher auch bei Alemannia war, eine Rolle spielten.
„Adem Durmus hat quasi eine Brücke gebaut. Und dann müssen wir auch dem Vorstand von Türkiyemspor danken“, so Tasci. Denn nur durch die Offenheit beider Seiten, konnten mögliche Sorgen, wie zum Beispiel, dass der größere Verein den kleineren einfach schluckt, schnell ausgeräumt werden.
Offene Gespräche mit den Mitgliedern
„Hier möchte keiner den anderen Verein weghaben. Im Gegenteil. Wir wollen etwas Riesiges bewegen. Wir glauben fest an das Projekt, definitiv“, sagt Tasci, der auch die teilweise noch skeptischen Anhänger mitnehmen möchte und deshalb am Freitagnachmittag ein offenes Gespräch beim Klub veranstaltete.
„Es wird für einige ganz schwer, sich von den eigenen Farben zu trennen. Wobei für beide Klubs ja nur eine dazukommt, entweder eben rot oder blau. Nachdem wir den Leuten unser Vorhaben genau erklärt haben, wird die Begeisterung immer größer. Wir merken die Freude“, sagt er.
Antrag auf die Fusion muss bis zum 1. Mai gestellt sein
Noch gibt es allerdings sein paar bürokratische Hürden. Der Antrag auf die Fusion muss beim Verband bis zum 1. Mai gestellt sein. Vorher wird es auch beim SC Türkiyemspor noch eine außerordentliche Mitgliederversammlung zum Austausch geben. Und dann gibt es da noch die Diskussion über ein gemeinsames Wappen, welches nun erarbeitet wird.
Doch all das scheinen keine großen Schwierigkeiten zu werden, zu groß ist die Begeisterung in Altendorf. Tasci: „Wir werden es so groß aufziehen, wie keine andere Fusion in Essen in den letzten Jahren. In Frintrop ist damals zum Beispiel fast alles gleich geblieben. Bei uns ist das Schöne, dass alles neu sein wird.“
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