Essen. Was für ein Krimi: Die Moskitos schlagen die Black Dragons auf dramatischste Art und Weise. So gelang den Essenern die Oberliga-Aufholjagd.

Alexej Dmitriev nimmt den Puck an, hebt den Kopf und sieht Dennis Reimer einlaufen. Ein Pass, eine Direktabnahme – der Anschlusstreffer für die Moskitos Essen im Heimspiel gegen die Black Dragons Erfurt. Die Anzeigetafel schaltete kurz vor der zweiten Drittelpause auf 1:2 um. Die Initialzündung für die „Mücken“?

„Essener geben niemals auf“, schallte von den Rängen. Der Essener Eishockey-Oberligist kam tatsächlich zurück, glich zum 2:2 und in letzter Minute zum 3:3 aus, nachdem Erfurt erneut in Führung gegangen war. Das Spitzenspiel wurde zum Krimi: In der Overtime ließ der Lette Elivjs Biezais den Westbahnhof durch seinen Siegtreffer nach nur 15 Sekunden sprichwörtlich explodieren.

Moskitos Essen: 1000 Zuschauer feiern am Westbahnhof

Vor 1000 Zuschauern siegten die Moskitos nach einer dramatischen Aufholjagd letztlich mit 4:3 (0:1, 1:1, 2:1, 1:0). Die Tabellenführung eroberten sie sich aber nicht von den Black Dragons zurück, weil zwei Punkte auf das Essener und einer auf das Erfurter Konto wandern. Damit bleiben die Thüringer einen Zähler vor den „Mücken“.

Trainer Danny Albrecht durfte zum Spitzenspiel einen Rückkehrer begrüßen: Angreifer Dennis Reimer, der bei der 2:5-Niederlage bei den Hannover Indians noch mit den Folgen seines Hexenschusses gefehlt hatte, stand wieder im Aufgebot. Robin Slanina machte für Reimer Platz in der zweiten Reihe und rückte in den dritten Block. Von den Krefeld Pinguinen half erneut Förderlizenzspieler Carl Konze am Westbahnhof aus.

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Nach ausgeglichenen Anfangsminuten, in denen die Gastgeber mitunter etwas wild agierten und die Black Dragons hier und da gefährlich vor dem Essener Tor auftauchten, konnten die Moskitos zumindest phasenweise etwas Druck aufbauen. Enrico Saccomani eroberte die Scheibe früh in der gegnerischen Zone, scheiterte aber an Erfurts Goalie Nick Vieregge (7.). Im ersten Powerplay konnten die Moskitos die Schlagzahl noch etwas erhöhen – und wurden fast belohnt.

Die Fans jubelten bereits, Vieregge konnte den Schuss von Elvijs Biezais im Nachgreifen allerdings noch sichern (11.). Essen nutzte die Überzahl nicht – im Gegensatz zu den Black Dragons, die bereits zuvor den Pfosten getroffen hatten (13.) und ihren Plan im Anfangsdrittel erfolgreich umsetzten. Der Kanadier Harrison Reed hatte im Powerplay zu viel Platz und schloss per Schlagschuss ansatzlos zur Erfurter Führung ab (16.). „Erfurt hat das Tor gemacht, aber es ist noch nichts entschieden“, sagte Moskitos-Verteidiger René Behrens in der ersten Drittelpause.

MWas für ein Krimi: Da musste Michael Gottwald von den Moskitos die Ruhe bewahren..
MWas für ein Krimi: Da musste Michael Gottwald von den Moskitos die Ruhe bewahren.. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Moskitos Essen müssen geduldig bleiben

Die „Mücken“ bemühten sich im Mitteldrittel um eine Antwort auf den Rückstand, ihnen fehlte allerdings in vielen Situationen die nötige Durchschlagskraft gegen die robusten und diszipliniert verteidigenden Thüringer. Statt des Ausgleichs kassierten die Hausherren den nächsten Nackenschlag – auf unglückliche Art und Weise: Einen Erfurter Querpass vor dem Tor lenkte Konze ins eigene Tor (27.) – keine Chance für Torhüter Bastian Flott-Kucis.

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Die Moskitos mussten Geduld beweisen, sich in das Duell hineinarbeiten – und kamen zu Chancen. Der Lette Sandis Zolmanis scheiterte im Alleingang, Landsmann Biezais im Nachsetzen (34.) und Alexander Komov knapp eine Minute später mit seiner Direktabnahme (35.). Wann wollte der Anschluss fallen? Drei Minuten später, als Dennis Reimer im Powerplay auf 1:2 verkürzte (38.).

In doppelter Überzahl ging’s für Essen ins Schlussdrittel – die große Chance auf den Ausgleich. Das Powerplay blieb ungenutzt, die Gastgeber erarbeiteten sich aber innerhalb kürzester Zeit weitere Chancen – und belohnten sich. Biezais schüttelte seinen Gegenspieler ab, legte die Scheibe ab auf Zolmanis, der locker zum 2:2 abschloss (43.) – alles wieder offen. Jetzt hatten die „Mücken“ die Kontrolle und drängten auf den Siegtreffer, die Gäste kamen kaum noch zum Zug. Blieb die Frage: Landet jemand den Lucky Punch oder geht das Spitzenspiel in die Overtime?

Traumpass Frick, Tor Biezais

Der Puck ging zum Essener Tor, Flott-Kucis konnte die Scheibe nicht sichern, Erfurts Tom Banach staubte ab zum 3:2 – ein Schock für die Moskitos, die sich aber schnell erholten. Die Gastgeber durften noch einmal in Überzahl agieren, derweil kassierte Zolmanis zwei Strafminuten und zusätzlich eine Spieldauer-Disziplinarstrafe. Das Powerplay war schon wieder abgelaufen, als Essen doch noch dramatisch zum Ausgleich kam: Biezais brachte die Scheibe in die Mitte, abgefälscht von Saccomanis Schlittschuh fand sie den Weg ins Tor (60.) – der erneute Ausgleich und nur noch 25 Sekunden auf der Uhr.

In der Overtime machten die „Mücken“ dann allerdings kurzen Prozess: Fabio Frick spielte einen hervorragenden Pass in den Lauf von Biezais, der Vieregge überwinden konnte und zum Jubel abdrehte (61.). Was für eine Aufholjagd, was für ein Erlebnis.

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So haben sie gespielt

Moskitos – TecArt Black Dragons Erfurt 4:3 OT.

Drittel: 0:1, 1:1, 2:1, 1:0.

Tore: 0:1 Reed (16.), 0:2 Jakob (27.), 1:2 Reimer (38.), 2:2 Zolmanis (43.), 2:3 Banach (56.), 3:3 Saccomani (60.), 4:3 Biezais (61.).

Strafminuten: Essen 28 – Erfurt 16.

Zuschauer: 1024.