Essen. Emotionale Momente vor dem Spiel, danach reißt die starke Serie der Moskitos. Die Tabellenführung ist futsch – Powerplay macht den Unterschied.
Vor dem Heimspiel der Hannover Indians gegen die Moskitos Essen floss die ein oder andere Träne im Eisstadion am Pferdeturm. Der Stadionsprecher hielt eine emotionale Ansprache, danach sorgten die 3000 Zuschauer für einen Moment der absoluten Stille, während die Indians-Mannschaft einen Halbkreis um das Tor herum bildete, das rund eineinhalb Jahre Jan Dalgic hütete.
Der ehemalige Torhüter des Eishockey-Oberligisten verstarb am vergangenen Samstag im Alter von nur 25 Jahren an den Folgen eines Hirntumors, der im Januar diagnostiziert worden war – ein Schock für ganz Eishockey-Deutschland.
Essener Fans zeigen Mitgefühl – Moskitos verlieren Tabellenführung
Auch die zahlreich mitgereisten Essener Fans drückten ihre Betroffenheit in Form eines „Ruhe in Frieden, Jan“-Spruchbands aus und verzichteten gemeinsam mit den Indians-Fans in den ersten 90 Sekunden, Dalgics Rückennummer entsprechend, auf Support von den Rängen.
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Auch sonst gab es wenig Grund zur Freude für die Gäste: Die Wahnsinnsserie der Moskitos riss bei der 2:5 (1:2, 1:1, 0:2)-Niederlage am Pferdeturm nach sieben Siege in Folge. Die Tabellenführung gaben die Essener damit an die Black Dragons Erfurt weiter, die zum nächsten Spitzenspiel am Sonntag (18.30 Uhr, Westbahnhof) in Essen auflaufen.
Moskitos Essen: Zwei Rückkehrer und ein kurzfristiger Ausfall
Bei den Gästen kehrte Robin Slanina nach dreiwöchiger Verletzungspause zurück ins Aufgebot. Der Angreifer nahm den Platz von Dennis Reimer, der kurzfristig verletzungsbedingt ausfiel, in der zweiten Reihe ein, in der nach seiner krankheitsbedingten Pause beim 4:0-Heimsieg gegen die Saale Bulls Halle auch Alexander Komov wieder auflief. Förderlizenz-Unterstützung von den Krefeld Pinguinen erhielten die Moskitos in Person von Abwehr-Talent Carl Konze. Zwischen den Essener Pfosten startete Stammtorhüter Bastian Flott-Kucis, der gleich mal einiges zu tun bekam.
Die Indians kamen druckvoller aus der Kabine und verzeichneten die ersten gefährlicheren Abschlüsse, konnten allerdings auch ihr erstes Powerplay nicht in Kapital ummünzen. Und die Moskitos? Die Gäste brauchten etwas Zeit, um in die Begegnung zu finden, konnten das Geschehen mit der Zeit aber etwas mehr aus der eigenen Zone verlagern – und tauchten immer mal wieder vor dem Tor der Hausherren auf. Der Lette Sandis Zolmanis legte die Scheibe zurück in den Torraum, wo Enrico Saccomani aus kurzer Distanz überlegt zur Führung abschloss (13.) – 1:0 für Essen.
Hannover kontert die Essener Führung sofort
Doch die Gastgeber schlugen im Gegenzug gleich zurück – in doppelter Form: Indians-Neuzugang Timo Ruckdäschel tankte sich durch die Essener Verteidigung und schnürte die Scheibe ins kurze Eck (13.) – der Ausgleich nur neun Sekunden nach der ESC-Führung. Und keine Minute später hatte Hannover das Ergebnis komplett gedreht: Flott-Kucis konnte einen Distanzschuss der Hausherren nicht sichern, der Kanadier Dante Salituro verwandelte den Rebound (14.). Erstmal durchatmen, Essen.
Im Mitteldrittel rehabilitierten die Moskitos erfolgreich nach dem schmerzhaften Doppelschlag: Erneut legte Zolmanis die Scheibe mit der Rückhand zurück, Saccomani überwand Indians-Goalie Brett Jaeger mit einem Rückhand-Schuss aus der Drehung durch die Beine des Torhüters (26.) – der 2:2-Ausgleich. Daran anknüpfen konnten die „Mücken“, die den Indians insgesamt zu viele Räume gewährten, allerdings nicht,
Hannover geht im Powerplay wieder in Führung
Hannover holte sich die Führung zurück – in ihrem dritten Powerplay: In der 29. Unterzahlsituation in dieser Saison mussten die Essener den ersten Gegentreffer mit einem Mann weniger hinnehmen, weil Flott-Kucis die Sicht verdeckt war (32.). Slanina hatte gleich zwei Mal die Chance zum erneuten Ausgleich, scheiterte aber jeweils (37./42.).
Essen versuchte im Schlussdrittel, etwas Druck aufzubauen, die Indians aber behielten die Kontrolle – und bauten ihren Vorsprung aus: Ein abgefälschter Schuss von Robin Palka aus spitzem Winkel schlug unglücklich unter der Moskitos-Tordecke ein (47.). Die Gäste waren während ihres nächsten Powerplay zu harmlos, Hannover ließ nicht nach und setzte die Essener immer wieder früh unter Druck.
Moskitos-Trainer Danny Albrecht nahm in den letzten sieben Minuten gleich mehrmals Bastian Flott-Kucis zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Der gewünschte Ertrag blieb jedoch aus: Salituro sorgte mit seinem Abschluss aus der eigenen Zone ins verwaiste Essener Tor für die Entscheidung (57.). Damit war die Wahnsinnsserie gerissen, die Moskitos-Fans, sie feierten ihre Mannschaft nach der Schlusssirene trotzdem.
So haben sie gespielt
Hannover Indians – Moskitos 5:2
Drittel: 2:1, 1:1, 2:0
Tore: 0:1 Saccomani (13.), 1:1 Ruckdäschel (13.), 2:1 Salituro (14.), 2:2 Saccomani (26.), 3:2 Bacek (32.), 4:2 Palka (47.), 5:2 Salituro (Empty Net, 57.).
Strafminuten: Essen 8 – Hannover 4.
Zuschauer: 3058.