Essen. Nach sieben Siegen in Folge unterlagen die Moskitos Essen bei den Hannover Indians wieder. Was beim Spiel gegen Erfurt nun besser laufen muss.

Die zahlreich mitgereisten Anhänger der Moskitos Essen schwenkten fleißig ihre Fahnen, feierten ihre Mannschaft, die sich vor dem gut gefüllten Gästeblock am Pferdeturm aufgereiht hatte. Feiern? Für den achten Sieg in Folge? Nein, denn die Wahnsinnsserie des Essener Eishockey-Oberligisten riss durch die verdiente 2:5 (1:2, 1:1, 0:2)-Niederlage bei den Hannover Indians nach sieben Spielen.

Die Fans aber versuchten die Spieler, die sich in den letzten Wochen einen enormen Kredit erspielt haben, mit allen möglichen Mitteln aufzumuntern. „Niederlagen gehören dazu. Ich kann meinen Jungs auch nicht den Vorwurf machen, dass sie nicht gearbeitet haben“, erklärt Trainer Danny Albrecht. „Wir waren ja trotzdem fleißig – vielleicht nicht fleißig klug.“

Moskitos-Trainer Albrecht erwartet „ehrlich“ spielenden Gegner

Nach drei Spieltagen an der Spitze mussten die „Mücken“ die Tabellenführung wieder abgeben, können sie allerdings schnell zurückerobern. Am Sonntag (18.30 Uhr, Westbahnhof) empfangen die Moskitos den neuen Spitzenreiter, die Black Dragons Erfurt, die nur zwei Punkte mehr auf dem Konto haben. Bedeutet: Mit einem Sieg wäre Essen wieder vorbei an den Thüringern. Wie stellt Albrecht seine Jungs jetzt scharf? „Ich glaube, ich brauche die Jungs gar nicht scharf stellen“, antwortet er. „Viele Charaktere waren nach der Niederlage sehr bedröppelt. Das zeigt mir, dass die Jungs es nicht mögen, zu verlieren, und am Sonntag alles dafür tun werden, wieder zu gewinnen.“

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Der Coach erwartet einen Gegner, der vielleicht nicht die Qualität habe wie die Indians, dafür aber woanders punkten kann. Erfurt sei eine Mannschaft, „die fleißig ist, ihre Checks zu Ende fährt und ehrliches Eishockey spielt“, so Albrecht. „Am Ende wird der, der ein bisschen mehr bereit ist und mehr investiert, der Sieger sein am Sonntag.“ Ob Angreifer Dennis Reimer gegen Erfurt in den Kader zurückkehren wird, entscheidet sich erst kurzfristig. In Hannover fehlte Reimer mit den Folgen seines Hexenschusses, den er sich bereits in der vergangenen Woche zugezogen hatte. „Klar, hätten wir Dennis gerne dabei“, sagt Albrecht, „aber auf der anderen Seite ist die Saison noch sehr lang.“

Neue Situation für die Moskitos Essen

„Vielleicht nicht fleißig klug“ seien die Moskitos in Hannover gewesen. Was meint Albrecht damit? Den Gästen fehlte über weite Strecken der Zugriff. „Wir waren immer einen Schritt zu langsam, unser Forecheck hat nicht ganz so funktioniert“, analysierte der Trainer. Die Indians zogen das Spiel clever in die Länge und Breite, Essen fand wiederum nicht die richtigen Gegenmittel. „Dadurch waren zu viele Räume offen, waren wir oft zu tief oder die Abstände zwischen den Verteidigern haben in dem Moment nicht gestimmt. Deswegen sind wir oft in Kontersituationen hineingeraten.“ Die Gäste versuchten umzustellen, sich ein bisschen zurückzuziehen und etwas defensiver zu agieren – allerdings ohne Erfolg, weil sie diese Situation bislang in dieser Saison noch nicht kannten.

Bahnt sich ein generelles Problem an, wenn sich der Gegner richtig auf die Moskitos einstellt? „Nein“, meint Albrecht, der die kleinere und für die Indians gewohnte Eisfläche am Pferdeturm mitverantwortlich machte. „Wir wissen aber, dass wir uns jetzt in den nächsten Wochen damit beschäftigen müssen, dass wir ein bisschen kompakter in der neutralen Zone stehen, wenn der Gegner an dem Tag läuferisch ein bisschen besser ist als wir.“

Essen konnte das Momentum zu keinem Zeitpunkt nutzen

Selten schafften es die Moskitos mal, die Indians über einen längeren Zeitraum unter Druck zu setzen. Und wenn sie knipsten, nahmen sie den Schwung nicht mit, sondern mussten schnell den nächsten Rückschlag verkraften: Nach der Essener 1:0-Führung dauerte es nur eine Minute, bis die Indians das Ergebnis gedreht hatten. Als die Gäste im Mittelabschnitt durch Doppelpacker Enrico Saccomani den wichtigen Ausgleich erzielten, holten sich die Gastgeber die Führung nur sechs Minuten später wieder zurück. „Wir haben unser Momentum nie genutzt, wenn wir mal am Drücker waren“, haderte Albrecht.

Ein weiterer Grund für die Niederlage: Die Special Teams. Die unglaubliche Serie der Moskitos im Penalty Killing riss nach 28 erfolgreich verteidigten Unterzahlsituationen, als die Indians zum letztlich entscheidenden 3:2 trafen. Dadurch werde die Unterzahl jetzt aber natürlich nicht schlechter, so Albrecht. „Es ehrt uns, dass so viele auf die Quote geschaut haben.“ In eigener Überzahl waren die Essener wiederum zu harmlos. In Hannover konnten sie sich im Powerplay nur selten mal in der gegnerischen Zone festsetzen – anders als in den letzten Spielen, als die „Mücken“ zumindest die nötigen Chancen kreierten. „Es fehlt immer das Gewisse etwas“, erklärt Albrecht.