Essen. Bundesliga-Derby zwischen SGS Essen und MSV Duisburg könnte auch Frage der Einstellung werden. Das hat sich im Vergleich zur Vorsaison geändert.

Derbyzeit in der Frauenfußball-Bundesliga: An diesem Montag (19.30 Uhr, Schauinsland-Reisen-Arena) läuft die SGS Essen beim Reviernachbarn MSV Duisburg auf. Und das mit einem klaren Ziel: Der zweite Saisonsieg soll her, um sich weiter vom Tabellenkeller abzusetzen. Dort nämlich stehen die Zebra-Frauen mit bis dato erst einem Punkt. Somit geht es im direkten Duell um mehr als das Prestige. Das Ruhrderby ist richtungsweisend, denn der Verlierer muss sich in der Tabelle vorerst nach unten orientieren.

Genau das will die SGS unbedingt vermeiden. Man hofft, sich ins gesicherte Mittelfeld vorarbeiten zu können. In Duisburg sind sie dagegen etwas zurückhaltender. „Wir wissen, dass wir von allen wieder als sicherer Absteiger gesehen werden. Und ich liebe Herausforderungen“, erklärt MSV-Trainer Thomas Gerstner. Zuversichtlich ist er dennoch, schließlich hat er die Duisburgerinnen schon vier Mal zum Klassenerhalt in der Eliteliga geführt.

SGS Essen setzt im Gegensatz zum MSV auf eigene Talentschmiede

Zuletzt in der Vorsaison, als der MSV mit nur einem Punkt mehr auf dem Konto den SV Meppen in die 2. Liga schickte. Und diesen entscheidenden Zähler holte der MSV am vorletzten Spieltag ausgerechnet beim 0:0 in Essen.

Trotz der geografischen Nähe unterscheidet sich der sportliche Existenzkampf beider Klubs in der Eliteliga stark. Zur Philosophie der SGS gehört die Talentschmiede. Lena Ostermeier, Sophia Winkler, Beke Sterner, Katharina Piljic, Laura Pucks, Lily Reimöller, Laureta Elmazi und Emily Joester durchliefen alle die Jugendabteilung an der Ardelhütte, bevor sie den Sprung in die Bundesliga schafften. Dazu verpflichtete der Verein zuletzt gezielt auch Spielerinnen mit Erfahrung wie Ramona Maier (28), Anja Pfluger (29) und Julia Debitzki (32), weshalb die SGS hinter Nürnberg nur noch den zweitjüngsten Kader stellt.

Auch interessant

Die Mannschaft des MSV ist im Schnitt zwei Jahre älter und vor allem internationaler. Denn während die Essenerinnen in Maria Edwards (England), Lilli Purtscheller und Valentina Kröll (beide Österreich) lediglich drei Ausländerinnen im Kader haben, stehen beim Reviernachbarn allein fünf US-Amerikanerinnen unter Vertrag. Hinzu kommen eine Dänin, eine Österreicherin sowie eine Spielerin aus Curacao. Überhaupt hat sich der Personalkarussell in Duisburg zu dieser Saison rasant gedreht: Gleich sieben Spielerinnen wechselten im Sommer nach Duisburg.

Vivien Endemann von der SGS Essen, hier eine Derby-Szene aus der Vorsaison, wechselte zu dieser Saison zum VfL Wolfsburg.
Vivien Endemann von der SGS Essen, hier eine Derby-Szene aus der Vorsaison, wechselte zu dieser Saison zum VfL Wolfsburg. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

MSV Duisburg hat sich qualitativ und fußballerisch verbessert

„Qualitativ und fußballerisch haben wir uns verbessert, daher bin ich mit unserem Kader sehr zufrieden“, sagt Gerstner, der seiner Mannschaft zutraut, das „Überraschungsei“ der Liga zu werden. Bisher überraschte der MSV allerdings positiv wie negativ: Zum Auftakt setzte es in Hoffenheim eine böse Abreibung (0:9), dafür hat man dem SC Freiburg (2:2) einen Punkt abgeknöpft. „Mir war schon klar, dass sie nach der hohen Auftaktpleite schnell wieder die Kurve bekommen werden“, sagt Högner. „Von daher müssen wir alles aufbieten, um dort erfolgreich zu sein.“

Beim letzten Gastspiel ist das seiner Mannschaft gelungen. Sie gewann in Duisburg mit 6:0. Vivien Endemann traf damals doppelt, ehe sie im Sommer mit ihrem Wechsel zum VfL Wolfsburg den nächsten Karriereschritt wagte. Allerdings kommt die Außenstürmerin in Niedersachsen bisher über Kurzeinsätze nicht hinaus. Nicht nur wegen ihres Abschieds sagt Högner nun vor dem erneuten Ruhrderby: „Jetzt ist es ein anderes Spiel in einer anderen Konstellation. In allererster Linie geht es um unsere Einstellung.“

Weitere Themen aus dem Essener Sport:

SGS Essen benötigt kreative Lösungen gegen defensive Gastgeberinnen

Und dahinter steckt eine klare Warnung. „Duisburg ist sehr robust und stark bei zweiten Bällen, daher müssen wir von der ersten Minute an die Basics wie Zweikampf- und Defensivverhalten an den Tag legen.“ Dabei können sich die bisherigen Saison-Werte der SGS sehen lassen: Gegen Frankfurt (2:0) und Leipzig (2:3) hatten die Essenerinnen eine positive Zweikampfstatistik.

Darüber hinaus brauchen die Gäste aber gegen den vermutlich tief stehenden MSV kreative Lösungen, um sich Torchancen zu erarbeiten. Daran haperte es beim letzten Aufeinandertreffen. Allerdings war die SGS damals mit einer Punkteteilung zufrieden. Am Montag sollen es dann aber schon drei werden.

Alle Nachrichten aus den Essener Sport gibt es hier.