Essen. Der ETB hat eine Nummer eins: Michele Cordi. Der 23-Jährige überzeugt in den ersten Spielen – und er hat einen harten Weg hinter sich.
Für einen Torhüter war das ein ganz unangenehmes Spiel. Das eigene Team: hatte alles unter Kontrolle und traf dreimal. Aber es gab Momente, in denen die Partie fast gekippt wäre. Ist sie nicht – wegen Michele Cordi.
Da war die 16. Minute, als Oguz Ayan plötzlich vor ihm auftauchte, der Keeper sich aber ganz lang machte und parierte. Es wäre die Führung für den TSV Meerbusch gewesen. Oder die Nachspielzeit der ersten Hälfte, als ein Kopfball Richtung Winkel rauschte, Cordi seine Pranken ausstreckte und den Ball über die Latte lenkte. Auch das wäre die Führung für Meerbusch gewesen.
ETB gewinnt erstmals und freut sich über das Torwart-Trio
Am Ende war alles gut, der ETB Schwarz-Weiß siegte 3:1 – der erste Saisonsieg der noch jungen Oberliga-Saison. Dass die Essener dafür fünf Anläufe benötigen würden, war nicht abzusehen. Es hakte vorne. Hinten stand der ETB schon von Anfang an gut. Drei Gegentore in den ersten vier Partien. Das ist auch Michele Cordis Verdienst.
Der 23-Jährige ist die klare Nummer eins. Trainer Damian Apfeld lobt ihn für die „große Sicherheit am Fuß und auch bei hohen Bällen. Das ist top.“ Sicherheit strahlt er aus, aber er ist auch ein Mahner: Nach Chancen für den Gegner wird Cordi laut, rüttelt seine Vorderleute wach. „Wir sind elf Mann auf dem Platz, aber dass ich eine besondere Verantwortung trage und die Jungs auch mal pushen muss, ist doch klar. Dafür bin ich hier.“
Brennpunkte aus der Oberliga:
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Cordi möchte vorangehen und kann für Ryan Valentine ein Vorbild sein. Der 19-jährige Ersatztorwart gilt als großes Talent. Das ETB-Torwarttrio komplettiert Alexander Golz. „Wir sind froh über die Konstellation. Das ist nicht selbstverständlich für die Oberliga“, betont Apfeld, dessen Stammkeeper noch vor kurzer Zeit auf der Bank in der zweiten Liga saß.
Ist der ETB daher ein Rückschritt für den gebürtigen Hagener? „Auf dem Papier mag das so sein, aber so ist es nicht. Mir war wichtig, dass ich wieder Fußball spiele, das ist hier möglich“, entgegnet Cordi, der einen schwierigen Weg hinter sich hat.
ETB Schwarz-Weiß-Torwart Cordi hat eine gute Ausbildung genossen
Ausgebildet wurde er beim VfL Bochum und bei Borussia Dortmund. Er zog weiter zum SC Paderborn, bei dem er mit 19 Jahren in der Oberliga spielte und bei den Zweitliga-Profis reinschnuppern durfte. Allerdings ist ihm in dieser Zeit die Milz gerissen. Not-Operation. Sechs Monate Pause. „Es war dann auch eine mentale Geschichte für mich. Ich habe es gut gemeistert.“
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Um sich durchzusetzen, zog er weiter in die Regionalliga, zum Wuppertaler SV – in Corona-Zeiten war das. Spielpraxis? Kaum zu holen. In Wuppertal zog er sich gleich die nächste Verletzung zu: Bruch des Kahnbeins. Zwei Jahre war er beim WSV hintendran. Nun also Schwarz-Weiß. „Ich hoffe“, sagt Cordi, „dass ich hier eine gute Saison spiele und dafür sorge, dass wir die Ziele erreichen.“
Was dann möglich ist, das werde man sehen – für die Mannschaft und für ihn. „Ich weiß ganz genau, dass ich jede Woche meine Leistung abrufen muss. Ab einem bestimmten Niveau ist die Luft dünn, es gibt viele gute Fußballer. Dass nicht jeder Bundesliga spielen kann, ist klar“, meint der Torwart, der aber ganz genau weiß: Der ETB ist ein gutes Sprungbrett. Wer hier Leistung zeigt, macht sich interessant. Und 23, das ist für einen Torwart doch lange kein Alter.
Weiter geht’s also, die „Schwatten“ scheinen jedenfalls angekommen zu sein in der Saison. Nach dem 3:1 gegen Meerbusch fiel Druck ab. „Jetzt geht es für uns richtig los“, verspricht Cordi, der an diesem Sonntag sein erstes Nachbarschaftsduell bestreiten wird (15 Uhr). Es geht zu Adler Union Frintrop. Nachlegen wollen sie, ist doch klar.