Rees/Bocholt. Duathlon-Meisterin Luca Marie Janshen aus Rees startet erstmals die Langstrecke im Triathlon. Auch Schnürsenkel und Gartenschläuche sind Faktoren.

Um 7.10 Uhr ging es los, um 18.44 Uhr war das Ziel erreicht. Die Reeser Ausdauersportlerin Luca Marie Janshen hat ihren ersten Langstrecken-Triathlon bei der Challenge am mittelfränkischen Traditionsstandort Roth in allen Facetten erlebt. Vor allem der finale Marathon forderte von der 25-Jährigen einiges ab. „Gut 20 Kilometer waren schön“, berichtet Janshen unter anderem davon, dass Zuschauer an der Strecke die Athleten bei über 30 Grad Celsius mit Gartenschläuchen abgekühlt hatten: „Danach habe ich erst gekämpft, dann gelitten, die letzten zwei Kilometer aber genossen.“ Dass es im Ziel eine herzliche Umarmung von Jan Frodeno gab, der Olympiasieger war als Kommentator vor Ort im Einsatz, machte den 11:34 Stunden andauernden Kampf für Luca Marie Janshen noch wertvoller.

Verletzung durch falsche Schnürsenkel

Das Erlebnis Langstrecke hing für die frisch gebackene Deutsche Duathlon-Meisterin (wir berichteten) lange ein wenig am seidenen Faden: „In Alsdorf bei der Duathlon-DM habe ich mir eine hartnäckige Verletzung am Großzehengelenk eingefangen.“ Falsche Schnürsenkel hatten für Druckstellen am Fuß und in der Folge für eine Sehnenentzündung gesorgt.

Der Test über die Mitteldistanz in Leipzig ging schief. Nach Schwimmen und Radfahren lag Janshen in ihrer Altersklasse zwar vorn. Beim Halbmarathon allerdings war nach der ersten Laufrunde Schluss. „Ich hatte Schmerzen und große Sorge, dass ich das Gelenk so schädige, dass ich nicht in Roth starten kann“, versichert Janshen.

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Kortisonspritze für die Sehne musste helfen

Ein Physiotherapeut half. Auch, was andere Baustellen im Körper betraf wie Blockaden oder einen Hüftschiefstand. Dazu musste eine Kortisonspritze der Sehne helfen, „obwohl ich davon überhaupt kein Freund bin“, versichert Luca Marie Janshen.

Ein letzter Test beim Bocholter Aasee-Triathlon klappte dann. Janshen schaffte als Läuferin der Staffel des TSV Bocholt über 20 Kilometer einen Fünf-Minuten-Schnitt, obwohl anfangs nur 5:30 oder gar sechs Minuten pro Kilometer angepeilt waren. Nach harten Trainingswochen mit bis zu 19 Stunden war damit das Kopf- und Körpergefühl für den Saisonhöhepunkt doch noch auf positiv geeicht.

300.000 Zuschauer in Roth an der Strecke

Und die Vorbereitung sollte sich bei der Challenge in Roth auszahlen. In jeder Beziehung. Rund 300.000 Zuschauer an der Strecke sorgten für eine außerordentliche Atmosphäre. 7500 freiwillige Helfer wiederum sorgten dafür, dass an der Strecke und in der Wechselzone alles reibungslos verlief.

„Der gesamte Ort lebt Triathlon“, schwärmt Luca Marie Janshen, „bei der Radstrecke von zweimal 90 Kilometern mit insgesamt 1600 Höhenmetern haben die Leute uns förmlich die Steigungen hochgeschrien. Die Menschen standen so dicht an der Strecke, das erinnerte mich doch sehr an die Tour de France in den Bergen.“

Luca Marie Janshen: Einmal flog die Radkette ab

Das Gänsehautgefühl stellte sich auch zum Start der 3,8 Kilometer langen Schwimmstrecke im Main-Donau-Kanal ein – wegen der Zuschauer. Janshen kam nach 1:18 Stunde in guter Verfassung aus dem Wasser. „Es war hilfreich, dass es trotz der Wärme kein Neoprenverbot gab. Der Anzug sorgt ja doch immer für etwas hilfreichen Auftrieb“, gibt die Reeserin zu bedenken.

Auf der schweren Radstrecke: Die Reeser Triathletin Luca Marie Janshen bei der Triathlon-Challenge im Roth im Sattel.
Auf der schweren Radstrecke: Die Reeser Triathletin Luca Marie Janshen bei der Triathlon-Challenge im Roth im Sattel. © Marathon Photos Live

Auch auf dem Rad lief es ordentlich. „Einmal ist mir die Kette abgeflogen, ansonsten durfte ich mit 5:36 Stunden sehr zufrieden sein“, so Janshen. Um die Mammutstrecke psychologisch gut zu meistern, dachte die Ausdauersportlerin in Etappen und Distanzen: „Wenn man dauernd die komplette Strecke im Kopf hat und beim Schwimmen schon über den Marathon grübeln würde, wird man irgendwann mit Sicherheit kirre.“

Nach 20 Kilometern Laufen brannte alles

Als dann die läuferische Königsdistanz tatsächlich anstand, ging es ans Eingemachte. „Meine Beine fühlten sich erst überraschend gut an“, schildert Janshen. Mit einer kühlenden Kopfkappe sowie Melonen- und Zitronenstücken mit Salz ging es 20 Kilometer lang gut. „Dann konnte ich nicht mehr viel aufnehmen. Alles brannte. Ich bin auf Cola umgestiegen, das war halbwegs okay. Und dann ging es nur noch ums Ankommen – das war eine besondere Herausforderung für den Kopf, auch wegen einiger Höhenmeter am Ende der Strecke.“

Der eingangs erwähnte lädierte Fuß war da noch das kleinste Problem. Irgendwann sah Janshen das Ziel. Und Ex-Weltmeister Frodeno. DNF, also „did not finish“, war nie ein Thema. „Ich habe mich nach den Marathons in Köln und Berlin schlechter gefühlt. Und Roth wird auch nicht der letzte Langdistanz-Triathlon für mich gewesen sein“, versichert Janshen. Platz 22 in der Altersklasse 25 sowie Rang 157 in der Frauen-Gesamtwertung standen letztlich in der Statistik.

Pech mit dem Rad für Lebensgefährte Dominik Girek

Ihr Bocholter Lebensgefährte Dominik Girek (28), der ebenso wie Janshen in Roth großen Support von Familie und Freunden erhalten hatte, war nach einer Radpanne länger unterwegs. Girek erreichte nach 12:00,52 Stunden das Ziel. Nicht minder stolz auf seine Leistung. „226 Kilometer aus eigener Körperkraft zu bewältigen, das ist ein unglaubliches Glücksgefühl“, betont Luca Marie Janshen.

Übrigens: In dieser Sommersaison stehen noch weitere kleinere Triathlonstarts für das Duo auf dem Programm: in Xanten, in Borken und auch in Wesel am Auesee.