Duisburg. Der Plan, trotz Saisonabbruchs einen Titelträger zu ermitteln, stößt aber nicht nur auf Begeisterung. Beim ASC Duisburg gibt es Bedenken.
Wer wird Deutscher Meister 2020? Die Spitzenvereine der Deutschen Wasserball-Liga (DWL) möchten diese Frage nur zu gerne beantwortet wissen. Bloß wie?
Die Saison wurde offiziell wegen der Coronavirus-Pandemie längst abgebrochen. Seit März herrscht weitestgehend Stillstand im deutschen Wasserball. Am Montag machte nun eine Meldung die Runde, die aufhorchen lässt. Die Topklubs wollen sich darauf verständigt haben, doch noch die Meisterschaft im Play-off-Format mit den vier bestplatzierten Teams (zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs) im September auszuspielen. Lanciert wurde die Nachricht von Rekordmeister Spandau. „Das ist eine Willensbekundung, aber es ist noch nicht sicher“, wird Manager Peter Röhle durch die Deutsche Presse Agentur zitiert. Auch in den Sozialen Netzwerken preschte Röhle vor und stellte die Grundidee samt Neuzugang vor.
Demnach soll die DWL im September im bekannten Play-off-Format mit Halbfinals (Best-of-Three-Serie) und einer Finalrunde (Best-of-Five) den Meister ermitteln. Die Platzhirsche Spandau 04 und Waspo Hannover würden – wahrscheinlich am 28. August – noch in einem separaten Spiel den Heimvorteil ermitteln.
Paul Schüler reagierte auf die Nachricht überrascht. „Der Stand der Dinge war, dass man versuchen will, so etwas zu machen. In der Praxis ergeben sich aber noch sehr viele Probleme“, sagt der Trainer des ASC Duisburg. Die Amateure haben ihre Bereitschaft, um die Medaillen zu spielen, signalisiert. Ob es aber überhaupt soweit kommt, hängt von zahllosen Detailfragen ab und nicht zuletzt von einem schlüssigen Hygienekonzept, das aktuell noch gar nicht vorliegt. „Damit steht und fällt alles“, weiß Schüler. „Das Konzept wird am Ende wohl deutlich umfangreicher sein, als es sich einige vorgestellt haben.“ Im Duisburger Schwimmstadion ließe sich so ein Konzept sehr gut umsetzen. Das Problem: Noch ist das Bad für den Vereinssport gesperrt. Das ASCD-Vereinsbad wäre indes kaum eine Alternative, weiß Schüler: „Wir können ja schlecht unseren Vereinsmitgliedern den Zugang zum Gelände verwehren.“
Schlussendlich müsste der Deutsche Schwimm-Verband grünes Licht geben, denn die Dachorganisation, so die Hoffnung, soll den Klubs bei der Umsetzung wohl helfen. Nicht zuletzt müssten dann auch noch alle Vereine der DWL, die eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts ist, einstimmig entscheiden. Szenekenner haben genau daran Zweifel.
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Auch ein Pokalsieger soll noch ermittelt werden. Spandau hat sich um die Ausrichtung der Endrunde, angedachter Termin ist der 26. und 27. September), beworben. Ursprünglich hätte der ASCD die Endrunde in Duisburg ausrichten sollen. „Wir möchten das grundsätzlich gerne machen, aber wenn die politischen Vorgaben so sind, dass keine Zuschauer erlaubt sind, dann geht es nicht“, sagt Paul Schüler.
Trennung von zwei Leistungsträgern
Knifflig dürfte es auch in Sachen Neuverpflichtungen werden. Das offizielle Transferfenster öffnet am 1. August, schließt Ende September. Wer schnürt also wann für wen die Badekappe? Beispiel Ben Reibel. Der Nationalspieler wird bekanntermaßen in der kommenden Saison für den ASCD spielen. Für wen ist der ehemalige Berliner also beim Titelkampf 2020 gemeldet? Paul Schüler hat da eine klare Meinung: „Ben Reibel ist in meinen Überlegungen bei so einem Play-off-Format inbegriffen. Der Transfer wird am 1. August offiziell.“
Umgekehrt werden die Duisburger im Fall der Fälle auf Bastian Schmellenkamp verzichten. Schmellenkamp, der den Verein verlassen wird, hatte zwar seine Bereitschaft signalisiert, eine mögliche Finalrunde noch mitzuspielen, doch weil der Termin noch nicht feststeht, haben sich Klub und Spieler auf einen Verzicht verständigt. „Das ist alles unheimlich kompliziert“, weiß Paul Schüler. „Im schlimmsten Fall finden noch Spiele im Oktober statt, wenn offiziell schon die neue Saison beginnt. Was dann? Dann hätten wir Bastian nicht mehr einsetzen können. Das wäre ja Quatsch.“
Ebenfalls nicht mehr dabei sein werden Moritz Schmidt und Bela Basso, die sich neu orientieren wollen. Überraschend kommt indes die Trennung von den beiden langjährigen Leistungsträgern Gilbert Schimanski und Nick Möller. Letzterer hatte mit dem ASCD 2013 den Doublesieg gefeiert. Paul Schüler: „Wir läuten hier gerade einen Umbruch ein, um uns für die Zukunft aufzustellen.“