Duisburg. Die Spieler und die Verantwortlichen des ASC Duisburg und des Duisburger SV 98 sind auf unterschiedliche Weise vom Virus betroffen.
Der Ligabetrieb unterbrochen, internationale Turniere in der Schwebe, die Pokal-Endrunde verschoben, alle Schwimmbäder geschlossen – Duisburgs Wasserballer sitzen dieser Tagen buchstäblich auf dem Trockenen. Die Maßnahmen, die gegen die Ausbreitung des Coronavirus ergriffen wurden, treffen die Spieler und Verantwortlichen des ASC Duisburg und des Duisburger SV 98 – und das nicht nur sportlich.
Die Liga
Die Auswirkungen auf die Liga:
Im Grund rechnet niemand mehr so wirklich damit, dass die Saison in der Deutschen Wasserball-Liga (und in den unteren Klassen) noch zu Ende gespielt wird. „Ich halte es für unwahrscheinlich“, sagt ASCD-Trainer Paul Schüler. Auch Christian Vollmert, Trainer beim benachbarten DSV 98, hat die Spielzeit schon abgehakt. „Selbst wenn man Mitte Mai wieder trainieren könnte, die End- und Aufstiegsrunden können gar nicht mehr stattfinden. Ich denke, dass die DWL einen Strich unter die Saison machen wird“, sagt Vollmert pragmatisch. Nicht nur, dass die Liga aus terminlichen Gründen in Verdrückung geraten würde – bei der sehr trainingsintensiven Sportart Wasserball würde der Trainingszyklus nach einer mehrwöchigen Pause quasi bei Null beginnen. Vollmert: „Ich stelle jetzt Übungen zusammen, die die Mannschaft als Trainingsplan nutzen kann, um sich fit zu halten. Außer Joggen wird aber nicht viel möglich sein. Im Moment fällt mir auch nichts Besseres ein.“
Wie quälend gerade die stumpfsinnige Schwimmvorbereitung sein kann, weiß Nationalspieler Dennis Eidner ganz genau. Aufgrund der diversen Unterbrechungen in der Liga mussten seine Teamkollegen vom ASCD da zuletzt mehrfach durch. „Die Mannschaft war jetzt ja ohnehin schon wieder in einem neuen Zyklus. Weil in der Liga durch die Nationalmannschaft gerade ja sowieso Pause war, war das jetzt gerade die fünfte Schwimmvorbereitung. Für den Kopf ist das unfassbar. Wir Wasserballer schwimmen ja nicht gerne, daher ist das mental schon brutal“, weiß der ASCD-Center, für den auch mit der Nationalmannschaft alles in der Schwebe hängt.
Die Olympischen Spiele
Die Auswirkungen auf die Olympischen Spiele:
Ende des Monats wollte sich die deutsche Nationalmannschaft beim Olympia-Qualifikationsturnier in Rotterdam eines der letzten drei Tickets für die Spiele in Tokio schnappen. Einige Mannschaften hatten zu Beginn der Coronakrise schon ihren Verzicht erklärt, nun wurde das Turnier erst einmal abgesagt. „In zwölf Jahren Sportlerkarriere habe ich noch nie einen so beschissenen Moment wie jetzt gehabt“, seufzt Dennis Eidner, der sich mit dem Gedanken einer möglichen Olympia-Absage noch überhaupt nicht beschäftigen möchte: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht stattfindet. Ich kann mir aber über eine Absage noch keine Gedanken machen, denn sonst wüsste ich nicht, wie ich die nächsten sechs Monate überstehen soll.“
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Die Chancen, es nach Tokio zu schaffen, kann Eidner, der sich damit einen großen Traum erfüllen möchte, schlecht einschätzen. „Durch die vielen Absagen hätten wir in Rotterdam in acht Tagen eine kleine Europameisterschaft gespielt. Wir haben das große Ziel, das zu schaffen – und ich denke auch, dass wir unter die ersten Vier kommen würden. Was dann passiert, ist ganz schwer zu sagen.“ Nur die ersten Drei fahren nach Japan.
Das Private
Die Auswirkungen auf das Privatleben:
Paul Schüler nimmt seine ganz persönliche Misere mit Gelassenheit. Der ASCD-Trainer befindet sich dieser Tage mit seiner Familie in Hotel-Isolation auf Lanzarote. „Wir dürfen die Anlage nicht verlassen und im Hotel ist alles gesperrt. Pool, Spielplatz – alles dicht. Zum Glück haben wir eine große Terrasse und die Sonne scheint. Man kann es also gut aushalten“, so Schüler.
Den zweifachen Familienvater hat es nicht alleine getroffen. Weil die Mannschaft in dieser Woche ohnehin trainingsfrei gehabt hätte, haben viele Spieler des ASCD die Gelegenheit genutzt, um zu verreisen. „Einige sind in Griechenland, Jan Bakulo war in Litauen und konnte nur über Umwege wieder nach Deutschland reisen. Ich hoffe, das hat geklappt. Djordje Tanaskovic ist weiterhin in Serbien. Da herrscht auch Ausnahmezustand“, erzählt Schüler. Auch 98-Torhüter Anastasios Papaspyropoulos weilt in seiner griechischen Heimat.
Dennis Eidner macht sich derweil auch in beruflicher Hinsicht Gedanken. Aktuell bereitet sich der gebürtige Berliner auf den Einstellungstest bei der Feuerwehr vor. „Der Test soll am 28. März sein. Es gibt aber über 300 Bewerber. Da ist also die Frage, ob das überhaupt stattfindet. Ich bereite mich weiter vor, kann es mir aber nicht vorstellen“, so Eidner. Paul Schüler hat indes noch einen Wunsch: „Die Jungs sollen gesund bleiben und auf sich und ihre Familien aufpassen.“