Duisburg. Der MSV Duisburg hat den Aufstieg in die Zweite Liga leichtfertig verspielt. Dabei hatte das Team alle Trümpfe in der Hand. Ein Kommentar.

Es lag nicht an Corona, es lag auch nicht vorrangig an der skandalösen Überbelastung der Spieler und der Wettbewerbsverzerrung, die der Deutsche Fußball-Bund billigend in Kauf genommen hat, um die Drittliga-Saison durchzuziehen: Den verpassten Aufstieg in die 2. Bundesliga muss sich der MSV Duisburg selbst zuschreiben.

Die Zebras haben den Aufstieg leichtfertig verspielt. Aus einer Position der Stärke heraus haben die Meidericher in der Rückrunde alles aus der Hand gegeben – leichtfertig, ohne Not. Vor dem Hintergrund der angespannten finanziellen Situation des Vereins ist dies fatal.

Dritte Liga: MSV Duisburg verspielte bis zu 17 Punkte

Es ging schon beim laschen 1:1 in Großaspach im Dezember los, es folgte eine Serie von Spielen, die der MSV Duisburg fahrlässig hergeschenkt hat. Die Liste der verpassten Möglichkeiten ist lang: Zwickau, Mannheim, Meppen 1860 München, Jena, Uerdingen, Viktoria Köln und Halle. Da kommen gut und gerne 17 Punkte zusammen, von denen nur zwei Zähler genügt hätten, um in der nächsten Saison in der 2. Liga kicken zu dürfen.

Präsident Ingo Wald und Sportdirektor Ivica Grlic haben am Samstag eine „knallharte Analyse“, wie es Grlic formulierte, angekündigt. Alles soll auf den Tisch. Die Reflexion der Dinge muss umfangreich sein.

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Hätte der MSV im Winter auf dem Transfermarkt mehr als die eine Verpflichtung (Matthias Rahn) tätigen müssen, um sich breiter aufzustellen? Wo ist die Siegermentalität geblieben, die die Mannschaft in der Hinrunde noch ausgezeichnet hatte? Sind die Verletzungsprobleme nach der Corona-Pause allein auf die starke Belastung zurückzuführen oder gab es Dinge, die vor dem Re-Start anders hätten laufen müssen?

Auch beim DFB ist eine knallharte Analyse fällig

Eine knallharte Analyse würde auch dem Deutschen Fußball-Bund gut zu Gesicht stehen. Doch wer in Frankfurt soll diese Analyse vornehmen? Die zuständigen Vorstandsherren haben in den letzten Wochen einen Panzer angelegt, an dem jegliche Kritik abprallt. DFB-Vize Peter Frymuth, der maßgeblich die Fortsetzung des Spielbetriebs vorangetrieben hat, sprach am Freitag in einem Interview mit Magentasport – das ist der offizielle TV-Partner des DFB für die 3. Liga – von „unsachlichen Argumenten“.

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Der Funktionär freut sich über ein „sportliches Ende der Saison“ und einem „guten Ergebnis“. Ein verzerrter Wettbewerb, bei dem Chancengleichheit und Fairness – sind das nicht Werte, die sich der DFB auf die Fahne schreibt? – auf der Strecke bleiben, kann kein gutes Ergebnis nach sich ziehen.

Auch in der Relegation zur 2. Bundesliga zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem FC Ingolstadt wird es keinen fairen Wettbewerb geben. Ingolstadt bestritt nach dem Re-Start am 30. Mai elf Partien, ausschließlich in Form von englischen Wochen. Nürnberg war hingegen nur neunmal am Ball bei nur zwei englischen Wochen. Der Club kann sich seit dem 28. Juni auf die Relegationsspiele vorbereiten, während Ingolstadt noch am Samstag beim TSV 1860 München spielte.