Duisburg. Der Moerser Fußball-Landesligist holt unter anderem zwei Leistungsträger von Hamborn 07. Auch der SV Genc Osman verliert eine Stütze.
Saisonplanung in Corona-Zeiten ist eine diffizile Angelegenheit – gerade im Fußball, wo angesichts der weiterhin ausstehenden Entscheidung, was denn mit der unterbrochenen aktuellen Spielzeit passiert, viele Klubs noch immer im luftleeren Raum agieren müssen. Ein Verein aus der Landesliga macht derweil aber Nägel mit Köpfen – und die Köpfe sind namhaft. Der SV Scherpenberg hat gleich viermal bei Duisburger Vereinen aus der Parallelgruppe zugeschlagen.
Woher diese Vorliebe für Kicker aus der Moerser Nachbarstadt kommt, ist recht einfach zu erklären: SVS-Trainer Ralf Gemmer, zuvor beim FSV Duisburg, dem DSV 1900, der TuS Mündelheim und Meiderich 06/95 tätig, kennt sich bei den hiesigen Klubs bestens aus.
Mit André Meier (29) holt er sich dann auch einen alten „Spezi“ aus gemeinsamen Meidericher Zeiten – die Fans von Hamborn 07 werden dem beliebten flinken Flügelmann, der seit 2016 Schwarz-Gelb trägt, wohl manche Träne nachweinen. Zusammen mit Meier wechselt Defensivspieler Raffael Schütz (24), seit 2017 in Hamborn, ins Scherpenberger „Wäldchen“. Löwen-Trainer Michael Pomp traf die Abgangsnachricht am Dienstag nicht unerwartet – nur das Ziel kannte er bislang nicht: „Schön, dann haben sie ja beide einen guten Verein gefunden.“
Hamborns Trainer Pomp ist schon weit mit der Planung
Angesichts dessen stellt der Doppelwechsel über den Rhein die Hamborner Verantwortlichen nun auch nicht vor ein unlösbares Problem. „Bevor wir zwei solche Spieler ziehen lassen, haben wir uns natürlich Gedanken gemacht. Wir sind schon fleißig dabei, was den neuen Kader angeht. Sie werden nicht die letzten Abgänge sein, aber wir haben auch schon etliche Zusagen“, so Michael Pomp, der weitere Namen in beiden Richtungen nicht nennen möchte.
Das ist auch nicht verwunderlich, denn in der aktuellen Situation geht es für 07 ebenso wie nahezu alle anderen Klubs auf diesem Leistungsniveau darum, die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit zu erhalten. Dass in dieser Situation der SV Scherpenberg mit der Verpflichtung vier nicht unprominenter Kicker nach vorn prescht, dürften die meisten Entscheidungsträger der Konkurrenz mit eher gemischten Gefühlen betrachten.
Genc-Coach Basol versteht keine Wechsel, die nur am Geld liegen
Das gilt auch für Ilyas Basol, Trainer des SV Genc Osman, der seinen offensiven Außenspieler Valdet Totaj (24) an die Moerser verliert. „Wir hätten ihn natürlich sehr gern gehalten. Aber Valdet hatte praktisch gar keine Wahl, denn er hat einen sehr guten Job in Aussicht gestellt bekommen, und das ist nun einmal wichtiger als der Fußball“, so Basol.
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Weniger Verständnis hätte er, das macht der Genc-Sportchef deutlich, für Kicker, die nur für eine in Aussicht gestellte höhere Zahlung den Verein wechseln: „Ich habe unseren Jungs klar gesagt, dass derzeit niemand weiß, wie es in drei Monaten aussieht. Viele Vereine werden wirtschaftlich bluten müssen.“ Momentan will bis auf Totaj niemand die Oberhauser Allee verlassen; dementsprechend hat sich Genc auch bei potenziellen Zugängen bislang zurückgehalten.
Der vierte Neu-Scherpenberger hat bislang das Trikot des DSV 1900 getragen: Abwehrspieler Yunus Emre Kocaoglu (25), in der vergangenen Oberliga-Saison für den FSV Duisburg am Ball. „Das war einvernehmlich und in Absprache“, so DSV-Trainer Julien Schneider. Für ihn kein unbekannter Vorgang: Mit Hakan Yildirim, Murat Kara, Paul Ihnacho und Emre Camdali stehen schon vier weitere Ex-1900er bei den Moersern im Aufgebot.