Bochum. Der Ton wird rauer beim VfL Bochum. Das Team redet Tacheles, in diversen Konstellationen. So liefen die Krisensitzungen vor dem Hoffenheim-Spiel.

Es ist Krise beim VfL Bochum. Es gibt Redebedarf auf allen Ebenen vor dem Heimspiel an diesem Freitag gegen die TSG Hoffenheim (20.30 Uhr/Sky). Auch die Mannschaft sprach untereinander Klartext.

Im Training am Montag und Dienstag, sagte Trainer Heiko Butscher erfreut, „war ordentlich Zug drin“. Eine Folge auch von mehreren Aussprachen? Zumindest sah Butscher eine erste Reaktion.

VfL Bochum: Fabian lädt zur Krisensitzung

Bereits am Samstagvormittag, noch vor dem 0:1 gegen den VfL Wolfsburg, ergriff nach Informationen dieser Redaktion Patrick Fabian das Wort. Der Sport-Geschäftsführer schnappte sich im Hotel acht Profis, lud sie auf sein Zimmer zum offenen Meinungsaustausch.

Anne Castroper - der Stadtwerke-Bochum-VfL-Talk von WAZ und Radio Bochum
Anne Castroper - der Stadtwerke-Bochum-VfL-Talk von WAZ und Radio Bochum" : Nach 0:1 in Wolfsburg: Was kann den VfL Bochum noch retten? © Unbekannt | Unbekannt

Es waren Stamm- und Führungsspieler, die mit ihm die prekäre Lage und Stimmungen im Team diskutierten, darunter Kapitän Anthony Losilla, sein Stellvertreter Kevin Stöger, Torwart Manuel Riemann und auch Linksverteidiger Bernardo, ein Neuzugang also. Im Ergebnis und der spielerischen Leistung in Wolfsburg brachte der Austausch nichts - die Einstellung allerdings stimmte.

Aber offenbar, auch in den Wochen zuvor, fehlte bei einigen doch die totale Fokussierung auf den Abstiegskampf, so klingt es in Gesprächen mit Spielern, Trainern, Ex-Trainern und Verantwortlichen immer wieder durch. Namen nennt niemand.

Butscher kritisiert Leistung nach den Wechseln von Daschner und Wittek

Beim Spiel in Wolfsburg unzufrieden war Trainer Heiko Butscher vor allem mit der fehlenden Ordnung nach den Wechseln, als Lukas Daschner und Maximilian Wittek ins Spiel kamen nach 68 Minuten. Sie zu Sündenböcken der Krise zu machen, wäre allerdings völlig überzogen, zumal sie auch in den Wochen zuvor selten spielten. Und zumal auch andere Profis wie der nach der Halbzeit eingewechselte Christopher Antwi-Adjei schwer enttäuschten in Wolfsburg.

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Aber offenbar zogen auch Daschner und Wittek den Ärger mancher Kollegen und des Trainers auf sich nach dem Spiel in Wolfsburg, auch wenn Butscher niemand öffentlich anging.

Auch Bernardo (l.) zählte zu den acht Profis, die sich am Samstagvormittag im Wolfsburger mit Sport-Geschäftsführer austauschten.
Auch Bernardo (l.) zählte zu den acht Profis, die sich am Samstagvormittag im Wolfsburger mit Sport-Geschäftsführer austauschten. © IMAGO/regios24 | IMAGO/Darius Simka

Butscher richtet klare Worte ans Team: „emotionale Ansprache“

Nach dem trainingsfreien Sonntag jedenfalls kam es am Montag zu Teil eins der Aussprache in der Kabine. Neben der üblichen Spielanalyse stand ein längerer Austausch an nach dem achten Spiel ohne Sieg mit nur zwei Punkten, dem Sturz auf Rang 16. Es ging um die Situation, Einstellung, Mentalität. „Es gab eine sportliche Analyse - und eine emotionale Ansprache“, erklärte Trainer Heiko Butscher gegenüber der WAZ am Dienstag. Mit in der Kabine dabei war nach Informationen dieser Redaktion auch Marc Lettau, der VfL-Sportdirektor.

„Wir haben nochmals die Situation erklärt, um was es geht, uns mit der Mannschaft zusammen ausgetauscht. Ich glaube, das hat auch ganz gut getan“, sagte Butscher. Jedem, so der Trainer, müsse klar sein, „wo wir gerade stehen, was wir für einen Trend haben und was wir tun können, dass wir gegen Hoffenheim die drei Punkte holen. Freitag haben wir ein Heimspiel, 20.30 Uhr. Da gibt es keine Ausreden. Es gibt nur klare Zielvorgaben“.

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Bochum steht vier Spieltage vor Schluss auf dem Relegationsrang, Bochum hat in den vergangenen Wochen einen Zehn-Punkte-Vorsprung auf Mainz verspielt.

Torwart Manuel Riemann ist einer der Wortführer des VfL Bochum, auf dem Platz wie in der Kabine.
Torwart Manuel Riemann ist einer der Wortführer des VfL Bochum, auf dem Platz wie in der Kabine. © IMAGO/Beautiful Sports | IMAGO/BEAUTUFUL Sports/Richter

Mannschaft spricht sich 45 Minuten lang aus - ohne Trainer, ohne Chefs

Details seiner Brandrede nennt Butscher nicht. „Es war gut, dass man gesprochen hat, aber solche Dinge bleiben dann auch intern“, so der Trainer auf Nachfrage. Die WAZ weiß: Nach der Traineransprache diskutierten die Spieler in Gruppen weiter, unter sich. Am Dienstag dann geigten sich die Profis der gesamten Mannschaft intern die Meinung in der Kabine - ohne Trainer, ohne sportliche Führung. Rund 45 Minuten lang dauerte die Krisenrunde, es soll ordentlich zur Sache gegangen sein.

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Butscher meinte nach dem Training am Dienstag zur Wirkung seiner Ansprache: „Es ist in jedem Fall dabei rausgekommen, dass wir alle im gleichen Boot sitzen und ein gemeinsames Ziel haben. Was es letztlich wirklich bewirkt hat, werden wir sehen.“ Dann, wenn es zählt - am Freitag.

VfL Bochum: Butscher lobt Intensität

Aber auch zuvor zählt es für Butscher, im Training. Da sah er eine Reaktion, mehr Schärfe, eine Einheit mit „100 Prozent Einsatz, Fokussierung. Alles andere gehört in den Hintergrund“, erklärte Butscher. „Die Intensität beim Training war gut, um das geht es. Jeder muss 100 Prozent Konzentration auf den Platz bringen. Das haben sie gestern und heute gut gemacht.“