Bochum. Die Länderspielpause kam für den VfL Bochum genau zur richtigen Zeit. In der Schlussphase der Saison setzt Thomas Letsch auf Teamgeist.
Wenn es nach Thomas Letsch geht, könnte es am Ostersonntag wohl wenig Schöneres geben: Flutlicht, Heimspiel an der Castroper Straße, Favorit gegen Darmstadt 98 - und am Ende feiert der VfL Bochum einen Sieg. So jedenfalls das Traumszenario des Trainers und sicherlich auch jedes Anhängers der Blau-Weißen. Besonders das Thema Flutlicht hat es Letsch angetan. Wenn in Bochum dunkel wird und die Fliegenklatschen, also die Flutlichtmasten, hell erstrahlen, dann gehe dem Schwaben das Herz auf. Und dieses Gefühl will er am liebsten auch seiner Mannschaft einbläuen. Wenn es im engen Stadion aufgrund der Dunkelheit gefühlt noch enger wird, wenn das Publikum bebt - dann sollen auch die Spieler zur Höchstform auflaufen. Nach vier Niederlagen in Serie wird das gegen das Tabellenschlusslicht schwer genug.
Eine Sache habe seinem Team dabei besonders in die Karten gespielt, sagt Letsch: die Länderspielpause. Nach der Pleite bei Mainz 05 konnten die Spieler um Kapitän Anthony Losilla noch mal durchatmen, der eine oder andere fuhr in einen Kurzurlaub, der andere in die Heimat. Freie Zeit für den Körper zur Regeneration. Aber vor allem den Kopf. „Nach den freien Tagen entscheidet sich in der Liga alles“, sagte Letsch. „Da müssen wir scharf sein.“
Freie Tage in der Länderspielpause taten dem VfL Bochum gut
Er habe wenig Zweifel daran, dass seine Mannschaft bereit ist für die letzten Wochen. Mit einem Sieg zu Hause gegen Darmstadt und einem weiteren in der Woche darauf beim 1. FC Köln könnte sich der VfL Bochum wohl endgültig jeglicher Abstiegssorgen entledigen. „Aufbruchstimmung“ sei in diesen Tagen zwar das falsche Wort. Aber man wird den Eindruck nicht los, dass der VfL noch einmal enger zusammengewachsen ist. Alle scheinen bereit für den nächsten Abstiegskampf. Alle wollen den Klassenerhalt am Ende genauso ausgelassen feiern, wie im vergangenen Jahr.
Die vier freien Tage in der Länderspielpause nach einem Testspielsieg gegen Twente Enschede könnten sich dabei als entscheidend herausstellen. „Die Länderspielpause war die letzte Möglichkeit, noch einmal individuell auf die Jungs einzugehen“, sagte Letsch und gab einen Einblick in die Schwierigkeit seiner täglichen Trainingsplanung: „Wir haben wenig Doppeleinheiten, wir sind am Ende der Saison, jetzt geht es darum, am Wochenende frisch zu sein. Die größte Herausforderung ist es zwischen den Spielern, die regelmäßig spielen und denen, die es nicht tun, zu steuern“, so der Trainer.
VfL Bochum: Bernardo und Asano profitieren von zusätzlichem Urlaub
Linksverteidiger Bernardo, der bei einem Top-Angebot im Sommer unter Umständen seinen Abschied erklären könnte, hat eine längere Pause als andere bekommen. „Er hatte immer wieder leichte Schmerzen, die sind jetzt völlig weg und dementsprechend wirkt er, als wäre er in einem Frischebad gewesen“, sagt Letsch über den Brasilianer, der in den vergangenen Wochen weniger stabil wirkte. Auch der japanische Nationalspieler Takuma Asano durfte nach der Länderspielabsage gegen Nordkorea noch zwei Tage in Japan Urlaub machen. Vor der Reise habe der ansonsten so fitte und nie klagende Sprinter erstmals gesagt, er sei müde gewesen. Die lange Saison inklusive Asiencup nagte an ihm, zuletzt tauchte er in den Spielen ab. „Es hat ihm gutgetan, dass er jetzt noch ein paar Tage Pause hatte“, berichtet Letsch.
Nun warten sieben Spiele ohne Pause. Nach dem späten Spiel gegen Darmstadt 98 muss der VfL nach einer kurzen Woche samstags in Köln antreten. „Wir müssen das Training adaptieren und die Spieler, die wenig gespielt haben, belasten“, sagte Letsch mit hinblick auf die wohl nur vier Trainingstage zwischen beiden Partien. „Wir trainieren anders als zu Beginn der Saison. Wir müssen die Spieler von Spiel zu Spiel fitmachen.“
Auch deshalb käme es speziell in dieser Phase auf jeden einzelnen Spieler im Kader an. Akteure wie etwa Lukas Daschner, Philipp Förster oder Felix Passlack, die in dieser Saison nicht häufig zum Einsatz kamen, könnten entscheidend werden. „Wir brauchen jeden im Kader. Jeder Spieler ist wichtig“, sagte Letsch und erinnerte am Freitag auf der Pressekonferenz an Dominique Heintz in der Vorsaison. Während der Saison spielte er wenig, in den letzten drei Spielen war er einer der Grundstützen für den Klassenerhalt. Ähnlich sah es beispielsweise bei Saidy Janko aus. „Der, der jetzt vollkommen enttäuscht ist, kann im letzten Spiel in Bremen eine ganz wichtige Komponente sein“, sagt Letsch daher. „Es geht nicht um Egoismen, es darum, wer mitzieht.“ Glaubt man dem Trainer, tut das derzeit jeder. Erst recht nach der Länderspielpause.