Gelsenkirchen. Bjarne Goldbæk kam als 18-Jähriger zu Schalke 04. Mit Kaiserslautern wurde er Meister und Pokalsieger. Freitag duellieren sich seine Ex-Klubs.
Bjarne Goldbæk hat beim FC Chelsea und beim FC Fulham in England gespielt, war EM-Teilnehmer mit der dänischen Nationalelf, aber seine ersten großen Schritte im Profi-Bereich unternahm er in Deutschland bei zwei Kult-Klubs, die am Freitag im Tabellenkeller der 2. Liga aufeinandertreffen. „Was ich bei Schalke und Kaiserslautern erlebt habe, das bleibt immer im Gedächtnis“, sagt Goldbæk im Gespräch mit der WAZ.
„Mein erster Schalke-Eindruck: Wow!“
Die Roten Teufel und die Königsblauen sind für den heute als Spielerberater tätigen Goldbæk besondere Klubs. „Schalke war meine erste Station im Ausland. Ich bin als 18-Jähriger von Naestved BK nach Gelsenkirchen gekommen. Was da alles auf mich eingeprasselt ist, das war unglaublich. Mein erster Eindruck war einfach nur: Wow! Ich hatte vorher in Dänemark als halber Amateur gespielt, auf Schalke war alles größer, professioneller. Als ich das erste Mal Olaf Thon mit seinen überragenden Fähigkeiten im Training sah, wusste ich, dass ich noch einen weiten Weg vor mir habe“, sagt Goldbæk. Von 1987 bis 1989 trug der Blondschopf das S04-Trikot, absolvierte 74 Profi-Einsätze, und weiß noch genau, was an seinen ersten Tagen rund um das Parkstadion ablief.
Goldbæk auf Schalke: Debüt gegen Bayer, Tor gegen BVB
„Donnerstag habe ich meinen Vertrag auf Schalke unterschrieben. Zwei Tage später bin ich im Meisterschaftsspiel gegen Bayer 04 Leverkusen eingewechselt worden“, erinnert sich Goldbæk. Im folgenden Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund durfte der talentierte Däne von Beginn an ran, kam mit den Königsblauen aber 1:4 unter die Räder. Immerhin glückte Goldbæk gegen den BVB sein erstes Tor für Schalke.
Abstieg im ersten Schalke-Jahr
Am Ende musste der Mittelfeldspieler mit dem S04 den bitteren Gang in die 2. Liga antreten. Im Unterhaus tat sich Schalke schwer und verpflichtete mit Wladimir Ljuty sowie Aleksandar Borodjuk zwei weitere Ausländer. Goldbæk zog die Konsequenzen. „Ich bin zum damaligen Trainer Peter Neururer ins Büro gegangen und habe ihn mit einer klaren Meinung und viel Selbstvertrauen gefragt, ob ich regelmäßig spiele. Seine Antwort war: wahrscheinlich nicht. Darauf habe ich gesagt, dass ich Schalke verlassen werde.“
Goldbæk feiert zwei Titel mit Kaiserslautern
Goldbæk unterschrieb beim 1. FC Kaiserslautern und konnte im Dezember 1989 noch nicht ahnen, dass er eine glänzende Zeit in der Pfalz erwischen würde. „Als ich zum 1. FCK ging, stand die Mannschaft unten in der Bundesliga-Tabelle. 1990 sind wir DFB-Pokalsieger geworden. 1991 haben wir den Meistertitel geholt. Ich hatte mit Lautern richtig tolle Erlebnisse. Wir sind zum Beispiel auswärts in Bremen bejubelt worden, nachdem wir bei Werder gewonnen hatten. Die Leute wollten einfach nicht, dass die Bayern Meister werden, sondern haben uns den Titel gegönnt“, blickt Goldbæk zurück.
Mittlerweile heißt die Realität für den 1. FCK Zweitliga-Abstiegskampf. Schalke 04 ist nicht viel besser dran und liegt mit 20 Zählern weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Goldbæk: „Ich verfolge beide Vereine nach wie vor und habe super-gerne bei beiden Klubs gespielt. Schalke ist von der Emotionalität noch einmal eine andere Nummer als Kaiserslautern. Für mich waren die Eindrücke beim S04 intensiver, weil es meine erste Auslands-Station war. Ich hoffe, dass ich sowohl Schalke als auch den FCK bald wieder in der Bundesliga sehe.“
Goldbæk: „Das heißt noch gar nichts“
Sowohl Kaiserslautern als auch die Schalker sind aus Goldbæks Sicht Teams, die „nach oben gehören“, aber er sagt auch: „Nur, weil man früher lange in der Bundesliga gespielt hat und ein großer Klub ist, heißt das noch gar nichts. Der SC Freiburg arbeitet seit 20 Jahren ganz solide und wird dafür belohnt. Bei Schalke ist irgendwann das Gehaltsgefüge explodiert. Wenn man dann nicht mehr international dabei ist und die Gelder nicht mehr so fließen, muss man sich nicht wundern, dass es Schwierigkeiten gibt und es in eine andere Richtung geht.“
S04-Auftritte wirken geordnet
Dass die Schalker vor dem Saisonstart von nahezu sämtlichen Experten zum Aufstiegsfavoriten Nummer eins auserkoren wurden, konnte Bjarne Goldbæk nicht ganz nachvollziehen. Für ihn besitzt der FC St. Pauli die besten Karten im Rennen um den Bundesliga-Aufstieg: „Sie sind gewachsen, dominieren ihre Gegner, spielen dazu guten, erfolgreichen Fußball. Diese Mannschaft macht einfach Spaß.“ Beim 1. FCK und Schalke 04 gibt der ehemalige Nationalspieler zumindest Entwarnung, was einen möglichen Absturz angeht: „Beide Mannschaften werden auch nächstes Jahr in der 2. Liga dabei sein. Ich finde, dass sich Schalke unter dem neuen Trainer Karel Geraerts gefangen hat. So wie sie auftreten, wirkt es auf mich geordnet.“
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