Gelsenkirchen. Nach der 0:2-Niederlage gegen den HSV muss Schalke 04 nach unten schauen. Doch Trainer Karel Geraerts verbreitet weiter Optimismus.
Zwei Tage lang saß Darko Churlinov am Wochenende in einem Hotelzimmer und wartete auf den letzten Termin auf dem Weg zu einem erneuten Wechsel zum FC Schalke 04. Geeinigt hat sich Churlinov mit dem Klub schon, auch der FC Burnley hat einer Leihe zugestimmt - allein der zweite Teil des Medizinchecks, der Montagfrüh abgeschlossen wird, steht noch aus. Zeit hatte der 23-Jährige genug, um sich auf seine neue Aufgabe vorzubereiten. Am Samstagabend schaute er sich das Schalker Spiel gegen den Hamburger SV an. Schalke verlor mit 0:2 (0:2), die Stimmung danach lag irgendwo zwischen Enttäuschung, Ernüchterung und Trauer.
Schalke tritt am Freitag auf dem Betzenberg an
Ein Rückrunden-Wunder mit einer Siegesserie, die doch noch den Bundesliga-Aufstieg bringen könnte, wird es nicht geben - insgeheim hatten Fans und Profis trotz der verkorksten Hinrunde darauf spekuliert. Auf Abstiegskampf müssen die Profis nun umschalten, nur drei Punkte beträgt der Vorsprung der Schalker (14.) auf einen direkten Abstiegsplatz - und die nächsten Gegner sind die Mitkonkurrenten und Verfolger 1. FC Kaiserslautern (Freitag, 18.30 Uhr/Sky) und Eintracht Braunschweig (3. Februar). „Es wird sehr hitzig, uns erwartet am Betzenberg eine volle Hütte. Wir müssen das Spiel in jedem Fall gewinnen“, sagte Kenan Karaman.
Die Spielanalyse des bisher besten Offensivspielers in dieser Saison passte gar nicht zu den Fans, die schon weit vor dem Abpfiff die Arena verlassen hatten. „Das war eine Leistung, auf der wir in den kommenden Wochen aufbauen können“, sagte Karaman über das HSV-Spiel. Und deutete damit das größte Analyse-Problem an: Die Erwartungen der Anhänger waren durch den guten Hinrunden-Abschluss gestiegen, die individuelle Qualität der Schalker aber nicht - auch die Winterpause hat nichts daran geändert, dass der Kader nicht gut genug ist, um in den Top 6 der Zweiten Liga zu landen.
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Zu sehen war das an bitteren Abwehrfehlern, die der HSV durch Immanuel Pherai (22.) und Laszlo Benes (35.) zu den entscheidenden Toren nutzte. „Wir müssen uns in der Defensive verbessern, das waren sehr einfache Gegentore“, sagte Trainer Karel Geraerts. Die Niederlage zeigte einmal mehr, dass Schalkes Deckung spielstarke Gegner mit schnellen Angreifern nicht stoppen kann. Aus bisher sieben Spielen gegen die ersten Sechs der Tabelle holte Schalke nur einen Punkt, die Tordifferenz beträgt 10:22. Verteidiger wie Cedric Brunner und Marcin Kaminski genügen aktuell nicht dem Anspruch, gut genug für ein Zweitliga-Spitzenteam zu sein. Lediglich zwei Mannschaften haben mehr Gegentreffer kassiert als die Schalker. Diesmal patzte aber auch die Offensive. Den Schalkern gelangen zwar respektable 27 Torschüsse, 23 Flanken und 11 Ecken, doch nur dreimal wurde es gefährlich, als Thomas Ouwejan zweimal (32./74.) und Bryan Lasme einmal (90.+4) Aluminium traf.
Geraerts hatte die Unzufrieden der Schalker unter den rund 62.000 Zuschauern bemerkt, aber eine Botschaft war ihm für die Zukunft dennoch wichtig. „Ich bin nicht in Panik. Die Leistung meiner Mannschaft gibt mir Vertrauen. Ich bin stolz, wie sie gekämpft hat.“ Die Niederlage sei nicht verdient gewesen. „Die Hamburger haben zweimal aus dem Nichts getroffen. In der zweiten Halbzeit haben die Jungs alles getan, was sie können, es fehlten aber immer einige Zentimeter“, sagte Geraerts. Sogar von den Hamburgern bekamen die Schalker Lob. „Schalke hat eine gute Qualität und wird das im weiteren Verlauf der Saison auch noch zeigen“, sagte HSV-Trainer Tim Walter. Mittelfeldspieler Jonas Meffert ergänzte: „Das war ein sehr, sehr guter Gegner. Schalke hat eine sehr gute Mannschaft, die noch viele Punkte holen wird. Da bin ich mir sicher.“
Doch beginnt es direkt in Kaiserslautern? „Jedes Spiel bedeutet Druck für uns, daran hat sich nichts geändert. Ich glaube daran, dass wir auf einem sehr guten Weg sind, auch wenn das Ergebnis nun schlecht war. Ich schließe meine Augen nicht vor den Problemen - ich analysiere sie und versuche, Lösungen zu finden“, sagte Geraerts. Umstellen wird er sein Team auf jeden Fall, da Kaminski und Ron Schallenberg wegen einer Gelb-Sperre fehlen.
Torjäger Simon Terodde gab die Richtung vor: „Wir müssen uns erst einmal von den letzten drei Plätzen absetzen. Auf dem Betzenberg wird es brennen.“ Und vielleicht ist dann ja auch Darko Churlinov dabei - ein schneller Spieler, ein Dribbler mit Zug zum Tor. Besteht er den Medizincheck, tauscht der Fanliebling das Hotelzimmer schon am Montagvormittag gegen den Trainingsplatz.
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