Gelsenkirchen. Peter Knäbel verlässt den FC Schalke 04 am 30. Juni 2024. Nur Rudi Assauer und Horst Heldt amtierten länger. Wie wird er in Erinnerung bleiben?
Zu allem Überfluss kann Peter Knäbel die schwierigen Tage nicht bei voller Gesundheit durchstehen. Die Achillessehne hat sich der 57-Jährige gerissen, bei einem freundschaftlichen Hallen-Kick mit Kollegen des FC Schalke 04, operiert wurde er bereits. Nach dann sechs Jahren wird die Zeit des Sportvorstandes bei den Königsblauen nicht ganz ohne Narben am 30. Juni 2024 zu Ende gehen. Wie er selbst verkündete, wird er seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Eine Nachricht, bei der allenfalls der Zeitpunkt und die Art und Weise überraschen. Dass er einen neuen Vertrag angeboten bekommen hätte, gilt als sehr unwahrscheinlich.
Schalke-Sportvorstand Knäbel: „Frühzeitig Klarheit schaffen“
„Es war mir wichtig, frühzeitig Klarheit zu schaffen“, sagte Knäbel zu seinem Entschluss. „In der mir verbleibenden Zeit werde ich weiterhin tagtäglich unserem Trainer und Sportdirektor zur Seite stehen sowie wichtige Projekte abschließen.“ Wenn Knäbel wirklich bis Juni 2024 bleiben sollte, wird er drei Jahre und vier Monate als Sportchef amtiert haben - übertroffen nur von Rudi Assauer (beide Amtszeiten) und Horst Heldt.
Doch wie wird Knäbel in Schalkes Klubgeschichte eingehen? Assauer ist einer der größten Schalker überhaupt, Vater der Arena, Dirigent der Eurofighter 1997 und, und, und. Heldt steht für sechs glitzernde Jahre im internationalen Wettbewerb. Knäbel übernahm Schalke in der schwierigsten Phase der jüngeren Vereinsgeschichte im März 2021, als der erste Abstieg schon fast perfekt war. „Er hat einen großen Anteil daran, dass der Verein den Abstieg 2021 sportlich und finanziell überstehen konnte“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Axel Hefer - und das ist es auch, was mit Knäbel in Jahrzehnten verbunden werden dürfte. In der Stunde des Abstiegs baute er trotz großer finanzieller Sorgen gemeinsam mit dem von ihm engagierten Sportdirektor Rouven Schröder den Kader zusammen, der als Zweitliga-Meister im Mai 2022 in die Bundesliga zurückkehrte. Das waren die größten Momente seiner Amtszeit.
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Doch in dieser Stunde begannen die Fehler - zunächst personell. Er engagierte gemeinsam mit Schröder Frank Kramer als Cheftrainer - falsch. In den Sommertransferperioden 2022 und 2023 lief sehr viel daneben, aktuell muss Knäbel deshalb eine Fehleranalyse anfertigen. Nach Schröders Rücktritt im Oktober 2022 benötigte er neun Monate, um Chefscout André Hechelmann zu befördern. Auch diese Entscheidung ist bisher nicht aufgegangen. Rhetorisch wurde er von den Fans zwischenzeitlich als „Pastor“ verspottet - nach einer denkwürdigen Pressekonferenz zu Schröders Abschied. „Hallo Rouven, ich bin mir sicher, du schaust uns zu“, sagte Knäbel zum Beispiel.
Peter Knäbel wurde auf Schalke respektiert - aber nie geliebt
Knäbels Erfolge beschränkten sich in den vergangenen Monaten auf Dinge, die nicht auf den ersten Blick auffallen. Er stellte als erster Sportvorstand das laut Satzung angeforderte Sportkonzept für den Klub vor. Hefer hob Knäbels Arbeit für die Knappenschmiede hervor: „Wir sehen positive Resultate, es ist eine deutlich höhere Top-Talente-Dichte zu erkennen.“ Für die Jugend hatte er einen besonderen Blick, bevor er in den Vorstand aufrückte, hatte er rund drei Jahre als Nachwuchs-Direktor für Schalke gearbeitet. Knäbel arbeitete rund um die Uhr für Schalke und wurde dafür respektiert - aber nie geliebt.
Doch wie geht es für die Schalker weiter? Klar ist: Knäbel ist ab sofort eine lame duck. Er muss mindestens bis 31. Dezember bleiben, da der Vorstand sonst nicht beschlussfähig wäre. Zwei Vorstandsmitglieder muss es geben, ohne Knäbel wäre Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers allein. Der neue Vorstandschef Matthias Tillmann beginnt erst am 1. Januar. An der Planung der Winter-Transferperiode ist Knäbel schon nicht mehr beteiligt. „Der Aufsichtsrat hat volles Vertrauen in André Hechelmann und Trainer Karel Geraerts. Sie werden das Transferfenster vorbereiten“, sagte Hefer. Kein Wort von Knäbel.
Aufsichtsrat des FC Schalke 04 schließt Strukturänderung nicht aus
Wer wird Nachfolger? Wird es das Amt des Sportvorstands überhaupt weiter geben? Das ist noch offen. Hefer will erst die Erkenntnisse von Knäbels Analyse abwarten. „Diese wird der Aufsichtsrat im Entscheidungsprozess über die weitere Struktur und personelle Besetzung des Sports einfließen lassen“, sagte er. Tillmann soll bei allen Entscheidungen schon mitreden dürfen.
Und was macht Peter Knäbel, wenn seine Schalke-Zeit zu Ende ist? Er kehrt in die Schweiz zurück, dort ist er in Solothurn heimisch geworden. Zuletzt konnte er immer seltener in die Heimat fahren, seine Büroarbeit dorthin verlegen. „Meine weitere Lebensplanung sieht eine Rückkehr zu meiner Familie vor“, sagte Knäbel. Oft schwärmte er im kleinen Kreis von Wanderungen in den Bergen. Für die hat er bald wieder mehr Zeit - wenn der Achillessehnenriss verheilt ist.