Gelsenkirchen. Eine S04-Opposition hat sich formiert. Sie bringt Oliver Ruhnert als Sportvorstand ins Gespräch. Die wichtigsten Antworten zur Lage auf Schalke.
Ein Höhepunkt der Hinrunde sollte das Zweitliga-Heimspiel des FC Schalke 04 gegen Hertha BSC (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky) werden – ein Duell zweier Spitzenmannschaften der Liga, die sofort wieder aufsteigen wollen, vielleicht ein Offensivfestival. Drei Tage vor dem Anpfiff redet bei Schalke 04 aber niemand über die Hertha. Die Bild-Zeitung berichtete, eine Opposition wolle Oliver Ruhnert (1. FC Union Berlin) ab Juli 2024 als Schalke-Boss installieren und vorher den Aufsichtsrat abwählen. Ein Machtkampf bahnt sich an – dunkle Wolken über Gelsenkirchen. Doch was ist da dran? Geht das überhaupt so einfach? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Wer bildet die Opposition auf Schalke – und was plant sie?
Diese Zeitung erfuhr, dass sich eine Opposition zur aktuellen Vereinsführung formiert – die beteiligten Personen geben sich aber nicht zu erkennen. Unsicher ist ebenso, ob der langjährige Aufsichtsrats-Vorsitzende Clemens Tönnies der Strippenzieher ist. Klar ist: Die Ablösung des aktuellen Aufsichtsrats scheint das langfristige Ziel zu sein.
Ist die Rangnick-Gruppe „Tradition & Zukunft“ beteiligt?
Im ersten Abstiegsjahr 2021 wollte eine Gruppe, die sich „Tradition & Zukunft“ nannte, Ralf Rangnick (65) als starken Mann installieren. Sie präsentierte die Pläne prominent in aller Öffentlichkeit, ohne Absprache mit dem Verein. Einer der Sprecher der Gruppe: Prof. Dr. Uli Paetzel, der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft. „Eine vermeintliche aktuelle Oppositionsgruppe kenne ich nicht“, sagte er dieser Zeitung und ergänzte: „So wie vor zwei Jahren – sehr öffentlich – würde ich nicht noch einmal vorgehen, so richtig die Idee mit Ralf Rangnick war.“
Wird Oliver Ruhnert neuer Schalke-Sportvorstand?
Axel Hefer, der Vorsitzende des Aufsichtsrats, sagte auf unsere Nachfrage: „Wie bereits öffentlich erklärt, liegt der Fokus momentan vollständig auf der Trainersuche, die von der Kommission aus sportlicher Leitung und Sportausschuss des Aufsichtsrats durchgeführt wird. Deshalb gibt es aktuell keine Gespräche über die weitere Ausrichtung des Bereichs Sport, diese werden in den kommenden Monaten folgen.“ In einem Interview hatte Hefer erklärt, dass der ursprünglich angedachte Zeitplan nach hinten geschoben werden müsse, eigentlich sollte bereits bis Jahresende 2023 entschieden werden, ob es mit Peter Knäbel weitergeht. Ausgeschlossen ist eine Vertragsverlängerung übrigens nicht.
Was sagt Oliver Ruhnert?
Er äußerte sich nicht, kümmert sich nach sechs Niederlagen in Folge um die Berliner Krise, nicht um seine Zukunft. Fakt ist: Der 51-Jährige steht Schalke sehr nah, war lange Knappenschmiede-Chef (2011 bis 2017), seine Heimatstadt ist Iserlohn. Das macht eine Rückkehr nicht unmöglich – Hinweise, dass sie bevorsteht, gibt es aber nicht.
Wäre eine Ab- und Neuwahl des Aufsichtsrats noch 2023 möglich?
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Kornelia Toporzysek, Richterin und ehemaliges Mitglied des Schalker Ehrenrates, formuliert es so: „Eine Revolution sieht unsere Satzung nicht vor.“ Eine außerordentliche Mitgliederversammlung muss zwar laut Satzung einberufen werden, wenn „mindestens zehn Prozent der Mitglieder dies schriftlich mit Angabe des Grundes in ein und derselben Sache beantragen.“ Eine Abwahl von Aufsichtsräten ist in der Satzung allerdings nicht vorgesehen. Für den Fall des Rücktritts eines Mitglieds gäbe es eine Nachwahl erst bei der nächsten ordentlichen Versammlung im Herbst 2024.
Wie groß ist die Kritik an der Vereinsführung?
Die aktive Fanszene um die Ultras Gelsenkirchen steht nach wie vor zur Vereinsführung, aber auch dort macht sich Enttäuschung über zahlreiche Fehler breit. Geht es aber nach Uli Paetzel, ist die Anzahl der unzufriedenen Schalker zahlreich. „Ich finde, dass unser Verein endlich professioneller geführt werden muss – und diese Meinung teilen unzählige Schalker. Der Aufsichtsrat führt strategische Weichenstellungen über Monate nicht aus, Personalentscheidungen für die Vorstandsebene werden nicht getroffen. Die beste Stimmung nach einem Abstieg, die man sich vorstellen kann, ist nach Wochen verpufft; eine Führung im Verein nicht erkennbar. Nur eine grundlegend andere Aufstellung des Vereins, mit professionellen Strukturen und klaren Linien, einem langfristigen sportlichen Konzept und einer seriösen Außendarstellung kann noch helfen“, sagte Paetzel.