Essen. Rot-Weiss Essen ist in der 3. Liga weiter im Aufstiegsrennen. Fünf der letzten sieben Spiele muss RWE auswärts bestreiten. Eine Analyse.
Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen darf weiter vom ganz großen Wurf träumen. Sieben Spieltage vor dem Saisonende liegen die Aufstiegsränge für RWE noch in Reichweite, der Relegationsplatz ist fünf Punkte entfernt, die Essener haben aber noch ein Nachholspiel in der Hinterhand.
Verlassen konnte sich der Revierklub zuletzt auf seine Heimstärke. An der Hafenstraße wurden zuletzt zwei deutliche Siege gegen den BVB II (4:0) und den MSV Duisburg (4:1) eingefahren. RWE führt die Heimtabelle der 3. Liga mit überragenden 35 Punkten aus 17 Spielen an. Im eigegen Stadion tritt das Team von Trainer Christoph Dabrowski wie ein Aufstiegskandidat auf, auf fremden Plätzen drückt allerdings der Schuh. In 14 Spielen gelangen auswärts nur vier Siege. RWE verlor bisher jedes zweite Auswärtsspiel und liegt daher mit 15 Punkten in der Auswärtstabelle nur auf Rang 13.
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Das Problem aus RWE-Sicht: Fünf der verbleibenden sieben Spiele müssen die Bergeborbecker in der Fremde bestreiten. Nun warten drei Auswärtsspiele in Folge. Es geht nach Bielefeld, Mannheim und Saarbrücken. Wenn es noch etwas werden soll mit dem ganz großen Aufstiegstraum, muss sich RWE auswärts steigern. Doch wie lässt sich der große Leistungsunterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen erklären? Was muss RWE ändern? Eine Analyse der Datenexperten von Createfootball liefert die Antworten.
Rot-Weiss Essen: Diese fünf Dinge müssen auswärts besser werden
01: Die Spielkontrolle
Im heimischen Stadion besitzt nur der SC Verl mehr Spielanteile, mit einem durchschnittlichen Ballbesitz von 57 Prozent in Heimspielen gibt RWE an der Hafenstraße klar den Ton an und überzeugt mit Spielstärke, Dominanz und einer Vielzahl an sicher herausgespielten Positionsangriffen.
Auf fremden Plätzen agiert RWE deutlich zurückhaltender, kommt nur auf einen durchschnittlichen Ballbesitzwert von 51 Prozent. Auswärts agiert RWE vorsichtiger, zurückhaltender und lässt den Gegner das Spiel machen. Dadurch beschränkt man sich zu sehr aufs Umschalten und trägt weniger Angriffe sauber vor. Die mangelnde Spielkontrolle resultiert in einem xG-Wert (Expected Goals = erwartete Tore pro Spiel), der auswärts nur halb so hoch ist wie zu Hause (1,35 vs. 2,71).
02: Das Pressing
Im eigenen Stadion läuft RWE den Gegner mutig an, stört das Aufbauspiel bereits früh und liegt bei der Zahl der zugelassenen Pässe im oberen Drittel der Liga. Auswärts verteidigt RWE deutlich abwartender und lässt knapp 14 Pässe vor der ersten Defensivaktion zu (zwölf bei Heimspielen), wodurch man auswärts in der Pressingintensität zum unteren Ligadrittel gehört. Dadurch erobert RWE weniger Bälle im Mittelfeld zurück und wird häufiger überspielt.
03: Fehlender defensiver Zugriff
Rot-Weiss Essen lässt zu viele gute gegnerische Chancen zu, auch im eigenen Stadion. Durch den passiveren Ansatz bei Auswärtsspielen lässt RWE dort drei gegnerische Abschlüsse mehr zu als zu Hause, nur bei zwei Teams ist diese Diskrepanz im negativen Sinne größer.
Auswärts lässt Essen einen um sechs Prozent höheren Anteil gegnerischer Schüsse auf das Tor zu, bei keinem weiteren Team ist der Wert so hoch, auswärts ist RWE weniger in der Lage, eigene Lücken im Abwehrverbund zu schließen.
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04: Mentalität - bei Rückstand geht auswärts nichts mehr
Vor heimischem Publikum war Rot-Weiss bereits viermal in der Lage, eine drohende Niederlage abzuwenden, holte aus acht Rückständen zehn Punkte – mehr als jedes andere Team der Liga. Auswärts holte RWE dagegen noch keinen einzigen Punkt nach Rückstand. Sieben Mal lag RWE auswärts bereits hinten, alle sieben Spiele gingen verloren. Ein erschreckender Wert. Nur 1860 München schneidet noch schlechter ab (neun Rückstände, neun Pleiten).
Ähnlich verhält es sich mit eigenen Führungen: RWE erzielte elfmal an der Hafenstraße das erste Tor und gewann jede dieser elf Begegnungen. Auswärts dagegen verspielte Essen knapp die Hälfte aller Führungen, ging bei sieben Führungen nur vier Mal als Sieger vom Platz.
05: Standardverteidigung
Die Verteidigung von Standardsituationen funktioniert zu Hause deutlich besser als auswärts. An der Hafenstraße kassierte RWE erst einen Gegentreffer nach Ecke oder Freistoß (nur Unterhaching noch weniger). Auswärts kassierte man jedoch bereits sieben Gegentore nach ruhendem Ball (nur Lübeck mehr).